Smartphone-Wettbewerb wirft Fragen auf
Kreuzlingen – Die Sieger des ersten Kreuzlinger Smartphone-Film-Wett-bewerbs wurden Ende März gekürt, doch jetzt regt sich Kritik am Auswahlverfahren.
Den ersten Preis gewonnen hatte «Kuesti Fraun», ein Berliner, der unter diesem Künstlernamen und mit «Kreativkollektiv Mobtik» immer wieder an Filmfestivals und -wettbewerben teilnimmt. Dies moniert Frank Moser aus Konstanz, der von der Preisverleihung insgesamt enttäuscht war, wie er in einem Kommentar zum Artikel vom 15. März auf unserer Homepage ausführt: «Erwartet habe ich eine Veranstaltung, die einen Einblick in die Kreuzlinger Jugend- und Kunstszene gibt, diese fördert und motiviert. Gesehen habe ich eine schlecht besuchte, provisorisch wirkende Veranstaltung – ca. 70 Besucher, in der Hauptsache die Protagonisten der Filme mit deren Begleitung.»
Moser stört sich zudem am deutschen Moderator Markus Brenner, der als namhafter Konstanzer Videokünstler zudem in der Jury sass: «Ein Schweizer Moderator war wohl nicht zu finden.» Dem entgegnet Stadträtin Dorena Raggenbass, zugleich Vorsitzende der ausrichtenden Kreuzlinger Kunstkommission, dass Markus Brenner auch die vorangegangenen drei Videowettbewerbe «als Filmexperte und Moderator äusserst professionell» begleitete.
Kulturstadt Kreuzingen
Sie antwortet auf Mosers Frage, welches Signal die Kunstkommission mit diesem Wettbewerb und diesem Sieger geben wolle: «Kreuzlingen versteht sich als weltoffene Kunst- und Kulturstadt. Wir machen den Fächer weit auf und fördern Künstler verschiedener Sparten.» Man wolle Künstlern eine Plattform bieten, verweist Raggenbass auch auf den Wettbewerb «Entdeckung des Stadtraums».
Mit 35000 Franken füttert die Stadt Kreuzlingen den Kunstfonds jährlich, immerhin 1000 Franken daraus gab’s für den Sieger. Dass beim Smartphone-Film-Wettbewerb ausgerechnet ein Deutscher nach einstimmiger Meinung der Jury den besten Beitrag abgeliefert hat, sei keineswegs verwerflich. «Wir haben die Teilnahmekriterien bewusst weit gefasst», sagt die Stadträtin.
Thema war es, unter dem Motto «Meet & Street» Bewegungen und Begegnungen im öffentlichen Raum in einem Kurzfilm festzuhalten. Eine weitere Kritikerin, Sandra Lehnherr, hegt den Verdacht: «Fraglich ist, ob der zweite Film des Berliners «Handy vs. Telefon» wirklich mit Smartphone gefilmt wurde. Denn seit 2005 wurden die Telefonzellen eliminiert, ab 2008 gab es so gut wie keine mehr. Die Kleidung des Herrn im Film war eher aus den 90er Jahren. Nur, gab es damals schon Smartphones, die HD-Qualität erzeugten?»
Beiträge wurden geprüft
Laut Markus Brenner gab es eine Vorprüfung der Beiträge, so mussten beispielsweise alle Teilnehmer bestätigen, dass ihre Filme mit einem Smartphone aufgenommen wurden. «Natürlich kann man in der Nachbearbeitung noch einiges rausholen und Effekte einbauen, wie das im Siegerbeitrag geschehen ist», erklärt der Experte.
Kritik gab es auch daran, dass der Sieger aus Berlin mit seinem Beitrag bereits bei anderen Wettbewerben angetreten war. Dies war gemäss Dorena Raggenbass «in den Bedingungen nicht verboten». Beim nächsten Mal könnte die Kunstkommission das aber ausschliessen: «Wir werden es intern als mögliche Konsequenz besprechen», kündigt sie an.
Wie auch den Vorschlag, ein rein Kreuzlinger Thema als Wettbewerbsaufgabe zu stellen. Nur eines will Raggenbass auf keinen Fall einschränken – die breite Zielgruppe: «Bei uns soll jeder mitmachen können, dabei muss es bleiben, sonst können wir gleich aufhören.» Mit einem vielleicht zu geringen Potenzial aus Kreuzlingen habe das jedoch nicht zu tun, vielmehr mit einer grösseren Vielfalt der Beiträge.