Ein modernes «Xentrum» bis 2017
Kreuzlingen – Der Stadtrat informierte zum Stand der Dinge betreffend «Xentrum». Stadthaus, Tiefgarage und Festwiese werden zu einem Projekt zusammengezogen. 2017 könnte das Bauvorhaben fertig sein. Der Neubau Schwimmhalle könnte ein Jahr früher stehen, die Fertigstellung des Bushofs Bärenplatz ist auf Ende 2014 geplant. Voraussichtliche Gesamtkosten des Mammutprojekts: knapp 65 Millionen Franken.

Der Stadtrat vor den Platanen am Dreispitzpark: «Wir stehen gemeinsam hinter allen Xentrums-Projekten», bekräftigte Stadtammann Netzle (r.). Bild: sb
Alle Stadträtinnen und Stadträte erschienen am vergangenen Montagmorgen zum Informationsanlass. Die Aussage war klar: Die Exekutive steht geschlossen hinter den vormals vier, nun zu drei Projekten zusammengefassten Vorhaben. Die Wichtigkeit des «Xentrums» wurde nochmals unterstrichen.
Ideen existieren seit Jahren
Was viele nicht wissen: Bei den jeweiligen Projekten handelt es sich um langjährige Anliegen. So existiert bereits seit 1991 ein Planungskredit für ein neues Stadthaus. Es war aber der aktuelle Stadtrat, der diesen Wunsch zu einem zentralen Verwaltungsgebäude konkretisierte und als Projekt aufgleiste. Stadtammann Andreas Netzle: «Seit damals, als Kreuzlingen 16500 Einwohner hatte, sind die Kapazitäten enger geworden. Das Aufgabenvolumen ist gewachsen.» Auch über eine autofreie Festwiese wurde schon öfter nachgedacht. «Ein Parkplatz vor einem nationalen Kulturdenkmal ist nicht repräsentativ», so Netzle.
Heute hat Kreuzlingen über 20300 Einwohner. Das Bevölkerungswachstum schlägt sich auch in Bedürfnissen von Vereinen und Schulen nieder. Eine Schwimmbadvergrösserung steht deswegen ebenfalls nicht erst seit gestern im Raum.
Entscheidend für Zentrumsentwicklung
Alte und dringliche Postulate werden also in den Xentrums-Projekten realisiert. «Das zweite Ziel dahinter ist die Zentrumsentwicklung», erklärt Netzle. Das Dreiergespann Löwen, Dreispitzpark und Verwaltungsgebäude bildet dabei ein öffentliches Zentrum. Tiefgarage und Bushof stärken ÖV, aber auch den motorisierten Verkehr. Mit dem neuen Park wird ein zusätzlicher Freiraum, eine «grüne Mitte» (Netzle), geschaffen. Davon und von der neuen Sportanlage profitieren nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Schulen, die Vereine und der Campus.
Unter dem Begriff «Xentrum» werden folgende Projekte zusammengefasst (in chronologischer Reihenfolge der Fertigstellung): Erweiterung Bushof/Gestaltung Dreispitzpark; Neubau Schwimmhalle; Neubau Stadthaus mit Tiefgarage und Gestaltung Festwiese. Die voraussichtlichen Gesamtkosten liegen bei knapp 65 Millionen Franken.
Projekt Bushof/Dreispitzpark
Aus acht Anliegekanten sollen zwölf werden. «Der Ort ist am Bärenplatz ideal», teilte Stadtrat David Blatter mit und erteilte Kritikern, die den Standort Bahnhof bevorzugen, eine Absage. «Dort haben wir nicht die nötige grosse Fläche zur Verfügung.» Zwei zusätzliche Linien könnten dann den Bärenplatz anfahren. Bis Dezember 2014, so der «ehrgeizige Zeitplan» (Blatter), soll der neue Terminal fertig werden. Dann nämlich wird der Transportauftrag für weitere zehn Jahre vergeben. Für die Kosten wurden bereits 1,2 Mio. Franken zurückgestellt.
Projekt Schwimmhalle
Das Siegerprojekt der Schwimmhalle wurde bereits im Februar vorgestellt. Bevor das Projekt in den Gemeinderat geht, werden die Pläne momentan überarbeitet und die Kosten genau analysiert und auch auf Sparmöglichkeiten geprüft, teilte Stadtrat Michael Dörflinger mit. Noch in diesem Herbst könnte mit dem Gemeinderatsbeschluss gerechnet werden, eine Volksabstimmung wäre dann im Februar 2014 möglich. Bis jetzt redet man bei der Schwimmhalle über Kosten von 26 Mio. Franken. «Bruttokosten», betont Dörflinger. Zustüpfe von Nachbargemeinden, Bund und Kanton sind nicht berücksichtigt.
Stadthaus mit Festwiese und Tiefgarage
Der Zusammenzug der ursprünglich separaten Projekte Stadthaus und Festwiese/Tiefgarage lag nach dem Gemeinderatsbeschluss zum neuen Standort Bärenplatz im November 2012 nahe. Momentan sei man dabei, den Architekturwettbewerb zu erarbeiten, so Stadtammann Netzle. Das Siegerprojekt könnte schon im September diesen Jahres feststehen. Eine Botschaft an den Gemeinderat wäre dann ein Jahr später realistisch. Vor’s Volk könnte das «Projekt C» im Xentrums-Bündel im November 2014 kommen.
Die Bruttokosten betragen 20 Mio. Franken für das Stadhaus, 15,2 Mio für die Tiefgarage und 2,5 Mio. Franken für die Festwiese. Eine Vorfinanzierung von sieben Mio. Franken ist bereits angelegt.
Alle Projekte auf Kurs
Alle Projekte sind auf Kurs, die Planungen laufen parallel, so Stadtammann Netzle. Positiv erweise sich die ausserordentliche, gute finanzielle Situation der Stadt. «Diese begünstigt die Realisierung und Tragbarkeit der Projekte.» Das Thema Steuererhöhungen sei trotzdem nicht vom Tisch, um die steigenden laufenden Kosten zu decken, welche die Grossprojekte verursachen könnten. «Der Stadtrat ist überzeugt, dass Kreuzlingen die Projekte braucht und sich leisten kann», bekräftigt Netzle. «Die Stadt ist attraktiv, was der Zustrom beweist. Jetzt ist es wichtig, dass die Entwicklung der Infrastruktur mit der erfreulichen Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre mithält.»
Die Exekutive verlässt den Boulevard.
Schon gar nicht durch eine Bebauung der „Festwiese“ am Bärenplatz durch ein neues „Stadthaus“ – ein „Unding“ an sich -, noch durch ein „grosses Sportbad“ oder andere in der Pipeline stehende Projekte begrenzen „das Leiden des Boulevard’s“ im Stadtzentrum. Im Gegenteil: Etwa mit dem Wegzug des Stadthauses aus dem unmittelbaren Zentrumsbereich würde der Boulevard einen weiteren Aderlass „erleiden“. Und den möchte man explizit in dieser Örtlichkeit ja vermeiden. Was sich dagegen aufdrängt, ist eine „schonungslose Aufarbeitung“ dessen, was am Boulevard geschieht, geschehen ist, zu geschehen hat, damit die Stadt mit einem veritablen, geschäftigen, attraktiven, freundlichen, innovativen, kulturellen, identitätsstiftenden Zentrum in die Zukunft starten kann. Gleichzeitig besteht mit einer strikten Freihaltung aller vorhandenen, unbebauten Flächen zwischen Parkstrasse und Klosterkirche eine grüne, erweitert zu gestaltende Insel, die ebenso prägend zur Stadtgestaltung beiträgt und nicht zuletzt von der Weitsichtigkeit der Vorfahren erzählt, ein von anderen Städten beneideter zentraler Freiraum also, mit dem sensibel und geschichtsträchtig umzugehen sich geradezu aufdrängt. Dabei ist gegen eine geschickt eingeplante Tiefgarage am Bärenplatz wenig einzuwenden, sofern sie nicht einer „markanten Betonitis“ anheim fällt, im Kern dagegen den erklärten Bedürfnissen der Stadt, dem Campus und dem „Forum Dreispitz“ sinnvoll zu entsprechen vermag. Es bleibt wahrlich viel zu tun im „Xentrum“. Nur muss damit der richtige Ort gemeint sein.
Bruno Neidhart, Konstanz