Gesunder Bodensee dank niedriger Phosphorwerte
Region – Des einen Freud, des andern Leid. Während die Fischer einen zu sauberen Bodensee beklagen, zieht die Gewässerschutzkommission eine positive Bilanz und blickt optimistisch in die Zukunft.
Der Bodensee ist heute wieder so sauber wie in den 1950er Jahren. Möglich wurde dies vor allem durch den Bau zahlreicher Kläranlagen mit Phosphatfällung im Einzugsgebiet. Mit Hilfe dieses milliardenschweren Programms zur Reinhaltung des Sees konnte der unnatürlich hohe Eintrag von Nährstoffen und hier insbesondere von Phosphor über die Zuflüsse begrenzt werden.
So wurde das natürliche Ökosystem mit den vielfältigen Nutzungen des Sees, insbesondere für die Gewinnung von Trinkwasser, nachhaltig gesichert, obwohl sich die Bevölkerung im seenahen Bereich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in einigen Regionen verdoppelt hat. Einen wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hat die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) mit ihren Mitgliedsländern, die sich seit mehr als 50 Jahren für das Wohl des Sees einsetzt.
Faktenblatt erstellt
Um angesichts des weiterhin starken Nutzungsdrucks diesen Erfolg zu sichern, hat die Kommission daher nun ein Faktenblatt «Phosphor am Bodensee» erstellt. Damit will sie das Ziel ihrer Gewässerschutzpolitik untermauern – nämlich den See «in einem langfristig stabilen ökologischen Zustand mit für den See typischen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten», wie es in dem Faktenblatt heisst.
Dabei wird betont, dass sich dieser ökologische Zustand bei dem von der Natur vorgegebenen nährstoffarmen Zustand einstellt, also mit wenig Phosphor, guter Sauerstoffversorgung über dem Seegrund und möglichst geringer, vom Menschen verursachter Schadstoffbelastung. Um dieses Ziel zu sichern, ist für die IGKB auch weiterhin ein hoher Standard bei der Abwasserreinigung im Einzugsgebiet unerlässlich. Diese Forderung ergibt sich schon aus der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die eine Verschlechterung der bestehenden Gewässerqualität verbietet.
Nicht unnatürlich sauber
Dies bedeutet, dass eine weniger ambitionierte Abwasserreinigung – etwa eine verringerte Eliminierung des Nährstoffs Phosphor – allein aus gesetzlichen Gründen nicht zulässig ist. Auch aus biologischer und gewässerkundlicher Sicht ist der Bodensee durch die bisherigen Massnahmen keineswegs unnatürlich sauber geworden.
Die rund 80 Tonnen Phosphor, die alljährlich trotz hoher Reinigungsleistung aus Kläranlagen über die Zuflüsse in den See gelangen, sorgen nach wie vor dafür, dass der Bodensee immer noch mehr Nährstoffe enthält als im natürlichen Zustand: «Die aktuellen Konzentrationen liegen über dem für diesen Seetyp zu erwartenden natürlichen und historisch belegtem Zustand», stellt die IGKB in ihrem Faktenblatt fest. Gleichwohl ist der See nach Einschätzung der IGKB derzeit in einer so guten Verfassung, dass er gut gerüstet ist, um die sich bereits abzeichnenden negativen Folgen der Klimaerwärmung zu verkraften.
Dazu zählt insbesondere die Gefahr, dass der See in der tendenziell kürzer werdenden kalten Jahreszeit wegen unzureichender Wasserzirkulation nicht mehr so viel Sauerstoff tanken kann wie früher. In diesem Zusammenhang ist ein geringer Nährstoffgehalt von grossem Vorteil, weil weniger Algen im See auch weniger Sauerstoffzehrung bei deren Abbau durch Mikroorganismen bedeuten.