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Für ein schönes Miteinander

Kreuzlingen – Wie stellen sich die Kreuzlinger das Leben im öffentlichen Raum vor? Und was könnte der eigene Beitrag sein? Fragen wie diese stellten sich über 60 Personen, die im März den Workshop «Kreuzlingen zeigt Stärke» besuchten, um gemeinsame Werte zu erarbeiten. Nun trägt das Projekt erste Früchte: Am Mittwoch stellte Stadtrat David Blatter die Charta vor, in der die ausgearbeiteten Leitsätze festgehalten wurden. Nun gilt es, diese in die Öffentlichkeit zu tragen.

Stehen hinter den Leitsätzen der Charta: Management- und Organisationsentwicklerin Astrid Frischknecht und Stadtrat David Blatter setzen ihre Unterschrift in das Charta-Buch «Kreuzlingen zeigt Stärke». (Bild: kb)

Stehen hinter den Leitsätzen der Charta: Management- und Organisationsentwicklerin Astrid Frischknecht und Stadtrat David Blatter setzen ihre Unterschrift in das Charta-Buch «Kreuzlingen zeigt Stärke». (Bild: kb)

Der Workshop «Kreuzlingen zeigt Stärke» stand unter dem Zeichen der Zivilcourage. Etwas, das man häufig als selbstverständlich hält – «leider ist es das meist aber nicht mehr», so Stadtrat David Blatter, unter dessen Federführung das Projekt zusammen mit dem Kanton erarbeitet wurde. «Doch was ist eigentlich Zivilcourage?» Diese Frage stellte er den rund 30 anwesenden Workshop-Teilnehmern, die am Mittwochabend ins Rathaus gekommen waren, um die Ergebnisse zu erfahren. «Mut», warf eine der Teilnehmerinnen in den Raum, «sich für Schwächere einsetzen», sagte ein anderer Teilnehmer. «Wörtlich übersetzt heisst es Bürgermut», ergänzte der Stadtrat. Und genau dieser Bürgermut sollte durch das Projekt «Kreuzlingen zeigt Stärke» gestärkt werden.

Wünsche und Bedürfnisse
Ein kleines interdisziplinäres Team, zu dem neben Stadtrat David Blatter auch Ruedi Wolfender vom Departement Freizeit, Caroline Leuch, Kommunikationsbeauftragte der Stadt sowie Astrid Frischknecht, Management- und Organisationsentwicklerin, die das Konzept im Auftrag des Kantons entwickelte, gehörten, gingen es an. Am 12. März trafen sich dann zahlreiche BewohnerInnen Kreuzlingens im Dreispitz, um sich zu überlegen, wie man sich ein schönes Zusammenleben im öffentlichen Raum vorstellt, um Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren und um darüber zu diskutieren. Blatter blickte erfreut auf den Anlass zurück: «Es war schön, wie aktiv die Teilnehmenden mitgemacht haben. Auch die vielfältige Meinungsbildung war sehr interessant.»

Freiwilliges Regelwerk
Endziel des Workshops war es, eine Charta auszuarbeiten, «quasi ein freiwilliges Regelwerk», so der Stadtrat. «Sie soll unsere Grundwerte vom Verhalten im öffentlichen Raum aufzeigen.» Acht Leitsätze (siehe unten) hat das Projektteam aus den Workshop-Ergebnissen formuliert, die von den Teilnehmenden als wichtig eingestuft wurden. Leitsätze, die unter anderem Toleranz, einen respektvollen Umgang miteinander und die Vorbildfunktion aller Bürger thematisieren.

Charta in Buchform
Festgehalten sind die erarbeiteten Grundwerte nun in einem Buch, das ebenfalls den Titel «Kreuzlingen zeigt Stärke» trägt. «Es zeigt zudem Bilder vom Workshop und bietet Platz, um sich darin zu verewigen. Wer also hinter diesen Leitsätzen steht, soll unterschreiben und so seinen Willen kundtun», forderte Blatter auf.

«Ob Sportler, Jugend oder Senioren – in den acht Leitsätzen findet sich jeder wieder», ist auch Ruedi Wolfender überzeugt. «Wenn wir es jetzt schaffen, dass diese Grundwerte nach draussen getragen werden, dann haben wir viel erreicht.»

Bevölkerung sensibilisieren
Nun gilt es, die Bevölkerung auf das Thema Zivilcourage zu sensibilisieren. Für die Verbreitung der Charta erhielt David Blatter wertvolle Ideen aus dem Publikum. Am Anti-Littering-Forum 2013 des Kantons Thurgau soll die Projektarbeit vorgestellt werden und um auf dem Workshop aufzubauen, ist zudem angedacht,  jährlich ein bis zwei der Charta-Leitsätze vertieft zu bearbeiten – wenn möglich unter Einbezug der Bevölkerung. «In diesem Jahr werden wir uns dem achten Leitsatz (siehe unten) widmen», so Blatter. «So wollen wir auch die Quartiere besuchen, um spezifische Problemfelder zu besprechen.»

Kreuzlinger Charta

  1. Wir verstehen den öffentlichen Raum als Ort der Begegnung. Alt und Jung sind willkommen, um zwanglos zu verweilen.
  2. Wir pflegen einen offenen, respektvollen Umgang miteinander.
  3. Wir reden miteinander und hören einander zu.
  4. Wir pflegen gegenseitige Toleranz als Voraussetzung für ein gelingendes Zusammenleben.
  5. Wir pflegen einen eigenverantwortlichen Umgang miteinander.
  6. Wir wünschen uns eine gelebte und erlebte Vorbildfunktion aller Bürgerinnen und Bürger.
  7. Die in unserer Gesellschaft geltenden Anstandsregeln im öffentlichen Raum sind bekannt. Wir sprechen diese direkt an.
  8. Wir nehmen jede Person in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit ernst, damit sich alle sicher fühlen können.
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