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Conny-Land kämpft um seinen Ruf

Lipperswil – Delphine sind seit 1983 die Hauptattraktion des Conny-Lands, dem grössten Freizeitpark der Schweiz. Doch damit ist Ende 2013 Schluss. Für die drei verbliebenen Tiere werden momentan neue Quartiere gesucht, noch ist nichts entschieden.

«Secret» (2) zeigt im Conny-Land schon fleissig was er kann, aber nicht mehr lange. (Bild: zvg)

«Secret» (2) zeigt im Conny-Land schon fleissig was er kann, aber nicht mehr lange. (Bild: zvg)

«Wir haben drei Optionen», sagt Geschäftsführer Erich Brandenberger auf Anfrage, ohne jedoch konkret darauf einzugehen. Somit darf munter spekuliert werden, ob «Chicky» (28) und ihre beiden im Conny-Land geborenen Söhne «Angel» (8) und «Secret» (2) weiterhin in Europa bewundert werden können, oder in Übersee. «Wir trainieren schon, dass die Tiere in die Transportmatten schwimmen», so Brandenberger weiter. In speziellen Boxen könnten sie dann sogar im Flugzeug reisen.

Wichtig ist ihm, dass das neue Domizil drei Voraussetzungen erfüllt. Zum einen dürfe es kein rundes Betonbecken geben, in dem die Tiere nur im Kreis schwimmen, zum anderen müsse der Kontakt zu Menschen weiterhin unbedingt gewährleistet bleiben. Die Hauptsache aber sei für Brandenberger die Beschaffenheit der neuen Gruppe: «Da unsere Delphine in einer sozialen Hierarchie leben, müssen wir sehr gut darauf achten, dass die Tiere diese auch in Zukunft beibehalten können.»

Letztlich war es das im Mai vergangenes Jahr beschlossene Importverbot von Delphinen, das die Verantwortlichen des Conny-Lands dazu bewog, sich von den verbliebenen «Grossen Tümmlern» zu trennen. «Absolut freiwillig», betont Brandenberger, der seit 15 Jahren im Conny-Land beschäftigt ist. «Um Inzucht und neuerliche Kritik von Tierschützern zu vermeiden und, um den Tieren eine neue Gruppe zu ermöglichen.»

Strafe für Tierarzt
Nach dem ominösen Tod der beiden Tiere «Shadow» (8) und «Chelmers» (30) binnen einer Woche im November 2011 nahm die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen eine Strafuntersuchung gegen zwei Tierärzte auf. Diese wurde vergangene Woche abgeschlossen mit dem Ergebnis, dass die Tiere «an einer Hirnschädigung gestorben sind». Ursache sei bei beiden Delfinen eine zu hohe Dosierung bzw. eine zu lange Verabreichung eines Antibiotikums, das zur Behandlung von Infektionen eingesetzt wurde. Andere Gründe (vorsätzliche Vergiftung durch Drittpersonen, Partylärm etc.) könnten als Todesursache ausgeschlossen werden. Im Zuge dessen erliess die Staatsanwaltschaft gegen einen in Frankreich wohnhaften Tierarzt und Spezialisten für Meeressäuger einen Straf- befehl über 4000 Franken wegen mehrfacher fahrlässiger Tierquälerei.  Das Verfahren gegen einen ortsansässigen Veterinär wurde eingestellt.

Kritik an Staatsanwaltschaft
Der Untersuchungsbericht bringt Erich Brandenberger in Rage. Er spricht von «Skandal» und geht sogar so weit, dass er der Staatsanwaltschaft «Schlamperei» und «Verzögerung» vorwirft. Er bezieht sich dabei auf die seiner Ansicht nach «unsachgemässe Lagerung» der toten Tiere. So sei bei einem ersten Test «Buprenorphin» im Urin eines Delphins gefunden worden, ein Opiumpräparat, das aber nur einen Tag nachweisbar sei. Bei späteren Tests war es dann nicht mehr zu ermitteln.

Brandenberger kritisiert nun, weshalb nicht sofort eine Bestätigungsanalyse vorgenommen worden sei, sondern erst vier Monate später: «Wollten die Staatsanwälte etwas vertuschen?» Stattdessen habe laut einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom Januar 2012 das Antibiotikum «Metronidazol» Gehirnläsionen ausgelöst, die zum Tod der Tiere führten. Bei einer späteren Quantifizierung habe der Wirkstoff gemäss Unteruchungsbericht aber ebenfalls nicht mehr nachgewiesen werden können, er hatte sich bei der Lagerung möglicherweise zersetzt.

Brandenberger hält weiterhin daran fest, dass die beiden Delphine vergiftet worden sind und fragt im Umkehrschluss, wie die Staatsanwaltschaft dies definitiv ausschliessen könne. Für ihn geht es nun darum, dass diese die «Verfahrensfehler» einräumt. «Damit verbunden hat sie uns und den bestraften Tierarzt vollständig zu rehabilitieren», fordert Brandenberger, der durch erste Mitteilungen eine «gewisse Vorverurteilung» sieht. Für die Staatsanwaltschaft Thurgau ist gemäss Mediensprecher Stefan Haffter «der Fall erledigt». Sie weist die Anschuldigungen Brandenbergers «mit aller Vehemenz» zurück und möchte des weiteren keine Stellungnahme abgeben.

Die Show muss weiter gehen
Mit neuen Attraktionen wie dem im Juni eröffneten Indoor-Kletterpark «Jungle Adventure» mit Hochseilgarten, dem umgebauten Restaurant und innovativen, aber noch nicht spruchreifen Ideen für die kommenden Jahre, sollen dem Lebenswerk des Schweizer Freizeitpark-Pioniers Conny Gasser wieder positive Schlagzeilen beschert werden.

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One thought on “Conny-Land kämpft um seinen Ruf

  1. Rüdiger

    Ich traue den Vertretern des Connylands nicht, ganz koscher scheint mir die Arbeit der Schweizer Staatsanwaltschaft aber auch nicht zu sein.
    Da ist mehr dahinter als jetzt herauskommt.

    Antworten

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