Dreigroschenoper begeistert Zuschauer
Kreuzlingen – Ein begeistertes Publikum applaudierte am Donnerstag dem Ensemble des See-Burgtheaters für seine rasante, freche und bunte Inszenierung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht, die bei bestem Wetter und vor ausverkauften Rängen über die Kreuzlinger Seebühne ging.
Dabei wurde den Zuschauern Sommertheater vom Feinsten geboten mit Witz, Biss und einigen Seitenhieben auf heutiges Bankengebaren, auf Berlusconi und Spendenschwindel. Mit Leichtigkeit singt, tanzt und spielt sich das schon bei der Premiere perfekt eingespielte Ensemble durch das im Londoner Rotlicht- und Untergrundmilieu angesiedelte Brecht-Stück. Der Räuberkönig Mackie Messer wird von Giuseppe Spina dabei so charmant verkörpert, dass man ihn einfach mögen muss – «ungefähr so, wie die Italiener den Berlusconi», erklärt der Regisseur. Seinen Gegenspieler Peachum spielt Erich Hufschmid, der mit dem Image eines Saubermannes den Spendenschwindler glaubwürdig auf die Seebühne bringt. Dessen Tochter Polly, herrlich burlesk gespielt von der bekannten Musicaldarstellerin Carin Lavey, verfällt jedoch dem charmanten Kriminellen. Die dritte im Gaunerbunde ist Jenny. Astrid Keller spielt die Puffmutter mit viel Verschlagenheit und Witz. Der korrupte Polizeichef Tiger Brown wird vom gesangsmächtigen Alexander Peutz gegeben. Die Kriminellen im Stück agieren wie gute Bürger – wer daraus den Umkehrschluss zieht hat Brecht schon verstanden. Die musikalische Umsetzung lag in den Händen von Volker Zöbelin, dessen Band das Schauspiel perfekt begleitet hat.
Die überdachten Zuschauerränge am Ufer fassen rund 350 Personen. Bis zum 8. August sind zwanzig Vorstellungen geplant. Weitere Informationen: Kartenreservation: info@see-burgtheater.ch oder direkt bei Kreuzlingen Tourismus, Sonnenstr. 4 in Kreuzlingen, Tel. 071 670 14 00, www.see-burgtheater.ch.
Das altes Stück von Brecht, der es nach einer noch viel älteren Vorlage bearbeitete und bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts am Berliner „Theater am Schiffbauerdamm“ zur Aufführung brachte, spricht von einer „bürgerlichen Moral“, die anscheinend stets „zum Verbrechen neigt“. Insofern könnte man – je nach persönlichem Empfinden – sogar von „ewig zeitgemäss“ reden. Die Aufführungen werden weltweit mitunter derart neu interpretiert, dass selbst die geniale Musik von Kurt Weill mit einbezogen und neuzeitlich verfremdet wird. Mit den „drei Groschen“ lassen sich noch heute Zuschauerränge füllen. Ein Bestseller eben! Die moderne Theaterliteratur hätte es da besonders auf den Sommerbühnen, die überall landauf-landab jeweils pünktlich erscheinen, deutlich schwerer. Das ist wahr.