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China-Käfer und Pilz greifen Eschen an

Tägerwilen – Immer häufiger ist der Wald von Schädlingen und Krankheiten betroffen, die aufgrund der Globalisierung in unser Land gelangen und hier grosse Probleme verursachen. Das Forstamt des Kantons Thurgau zeigte anlässlich der dritten Sommermedienfahrt am Dienstag aktuelle Beispiele im Tägerwilerwald: Einerseits die Pilzkrankheit Eschenwelke, welche sich in ganz Europa ausbreitet und eine unserer wichtigsten Baumarten bedroht, andererseits der Asiatische Laubholzbockkäfer, der alle Laubholzarten befallen und zum Absterben bringen kann und daher vom Bund als Quarantäne-Organismus eingestuft wurde.

Revierförster Pascal Epper zeigt auf Eschen, die durch einen Pilz befallen sind. (Bild: Thomas Martens)

Revierförster Pascal Epper zeigt auf Eschen, die durch einen Pilz befallen sind. (Bild: Thomas Martens)

Schön, aber gefährlich: Die Larven des Asiatischen Laubholzbockkäfers können Eschen schädigen. (Bild: zvg)

Schön, aber gefährlich: Die Larven des Asiatischen Laubholzbockkäfers greifen Eschen an. (Bild: zvg)

Die Globalisierung ist Alltag, täglich begegnen uns und nutzen wir Produkte, die um die halbe Welt geführt wurden. Dies trifft gerade auch auf Pflanzen oder Produkte aus Pflanzen und damit auch auf den Wald zu. Der internationale Warentransport führt zu einer Verbreitung von Organismen, welche auf natürliche Weise nicht stattfinden könnte. Weil unsere Pflanzen und Tiere nicht an diese angepasst sind, können sie grosse Probleme wie Konkurrenz oder Krankheiten verursachen. Diese sich neu ausbreitenden Organismen teilt man in zwei Gruppen auf, in die Gruppe der Tiere genannt Neozoen (z.B. Chinesischer Marienkäfer, Rostgans, Grauhörnchen, Asiatischer Laubholzbockkäfer) und die Gruppe der Pflanzen genannt Neophyten (z.B. Goldrute, drüsiges Springkraut, Japanknöterich, Riesenbärenklau).

Besonders problematisch sind aber auch Pilze und Bakterien, welche etwa mit Pflanzenmaterial importiert werden und welche verantwortlich sind für gravierende Krankheiten, wie beispielsweise den Feuerbrand oder die Eschenwelke und das Ulmensterben.

Überlebt die Esche? Die Esche überlebt!
Anlässlich der Sommermedienfahrt erklärte Kreisförster Erich Tiefenbacher den wissenschaftlichen Hintergrund der Eschenwelke und des Asiatischen Laubholzbockkäfers. Der ehemalige Revierförster vom Forstrevier Tägerwilen, Hans Imper, erläuterte das plötzliche Auftreten und die rasche Ausbreitung der Eschenkrankheit und Revierförster Pascal Epper demonstrierte an Eschenbeständen, wie mit der Krankheit umgegangen wird.

Die Esche, die zweithäufigste Baumart im Forstrevier Tägerwilen, wird noch nicht abgeschrieben. Laut internationalen Forschungsergebnissen sind etwa drei bis fünf Prozent der Eschen weder von Kronenschäden noch von Infektionen an der Stammbasis betroffen und scheinen resistent zu sein. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent der Eschen widerstandsfähig sind. Die Esche droht also nicht vollständig auszusterben.

Die Ausfälle in Jungwaldbeständen sind aber massiv und auch die Kronen älterer Bäume sehen teilweise bedenklich aus. Im Hinblick auf den Erhalt der Esche werden gesunde oder zumindest vitalere Eschen bei der Pflege begünstig und gefördert. Gesunde Alteschen müssen konsequent erhalten werden. Sie sind bislang offensichtlich widerstandsfähig gegenüber dem Pilz und können diese Eigenschaft allenfalls vererben.

Vermeiden ist besser als bekämpfen
Schadorganismen und Problempflanzen sind da und man muss damit rechnen, dass noch weitere dazukommen. Ein Allerheilmittel gibt es nicht. Im Wald gibt es gemäss Kantonsforstingenieur Daniel Böhi nur eine Strategie: Risikoverteilung durch Baumartenvielfalt. Derzeit hat die Esche Probleme, aber in Zukunft kann es auch eine andere Baumart treffen. Der naturnahe Waldbau mit grosser Baumartenvielfalt wurde bis anhin mit besserer Stabilität, Vitalität und Vielfalt sowie Robustheit gegenüber einheimischen Schädlingen (z.B. Borkenkäfer) begründet; nun kommt als weiterer Aspekt die Risikoverteilung vor dem Hintergrund von neuen Schadorganismen dazu. Das Risiko von Schadenfällen kann damit aber nur abgedämpft werden. Am nützlichsten wäre das Verhindern der Einschleppung solcher Organismen, denn die nachträgliche Bekämpfung ist nur in wenigen Fällen erfolgreich. Die Bevölkerung sollte daher betreffend Umgang mit Pflanzen und Organismen aus anderen Teilen dieser Erde sensibilisiert werden.

Leider werden gerade auch im Gartenbau sehr häufig problematische Pflanzen verwendet (Kirschlorbeer, Sommerflieder, Goldrute, etc.), obschon es eine grosse Auswahl an schönen, einheimischen Pflanzen gibt. Jeder kann einen Beitrag zur Verhinderung von weiteren Problemorganismen leisten, indem er einerseits keine solchen Pflanzen kauft und andererseits allfällige Pflanzen, die bereits vorhanden sind, sachgerecht entsorgt (d.h. KVA).

Mehr dazu lesen Sie am Freitag in unserer Printausgabe.

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