Wenn die Hitze zu Kopf steigt
Kreuzlingen – Petrus hat keinen leichten Job, frei nach dem Motto: Jedem recht getan ist eine Kunst, die keiner kann. Kaum ist es heiss, geht das Gejammere los, obwohl der Winter dieses Jahr bis in den Juni hinein reichte. Bald stehen die ersten Spekulatius und Lebkuchen in den Regalen der Detailhändler, höchste Zeit also, sich über jeden sonnigen Tag zu freuen.

Kinder des Ferienprogramms vom Schülerhort Arche machten am Mittwoch bei ihrem Ausflug mit dem Kanu Halt im Seeburgpark. (Bild: sb)
Nach einem kleinen Durchhänger zum Verschnaufen und Sonnenbrandwundenlecken am Montag ging’s wieder munter weiter mit eitel Sonnenschein, der uns zum Wochenende hin erneut Temperaturen bis weit über 30 Grad beschert.
Für diese Jahreszeit übrigens durchaus nicht unüblich und auch keine besondere Überraschung. Es dürfte kaum einen Arzt geben, der bei dieser Hitze nicht «viel trinken» empfiehlt und den Verzicht auf körperliche Anstrengung im Freien.
Wasser in Behältern aller Art übt in diesen Tagen natürlich eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Einem mathematischen Prinzip gleich steigt dabei die Wahrscheinlichkeit von Unfällen und besonderen Vorkommissen proportional mit der Zunahme an Badegästen. Nicht anders jedenfalls ist es für die Polizei zu erklären, dass es in den vergangenen vier Wochen zu einer «gewissen Häufung» kam. Davon spricht Michael Aschenbrenner von der Polizeidirektion Konstanz und nennt vier Tote und zwei schwere Badeunfälle am westlichen deutschen Bodensee.
Richtig abkühlen
Michael Aschenbrenner bringt in diesem Zusammenhang aber auch «Bruder Leichtsinn» ins Spiel und weist darauf hin, dass man sich vor einem Sprung ins kalte Wasser unbedingt abkühlen sollte: «Ist der Körper aufgeheizt, kann sonst das Herz-Kreislaufsystem schlapp machen – auch bei jungen Leuten.» Mediensprecher Ernst Vogelsanger von der Kantonspolizei Thurgau sieht bei einem tödlichen Badeunfall vor Diessenhofen hingegen «keine Häufung». Der schwere Unfall auf der Breitrutsche des Kreuzlinger Freibads Hörnli vor zwei Wochen liege nicht im Zuständigkeitsbereich der Seepolizei, weitere Badeunfälle seien ihm aus dieser Saison nicht bekannt.
Zweifelhaftes «Vergnügen»
Kaum lässt die Hitze mal kurz nach, setzen sich auch schon Blechlawinen in Richtung Konstanz in Bewegung, als ob’s in der Schweiz nichts zu kaufen und zu erleben gäbe. Am Montag konnte dieses regelmässige Naturschauspiel mal wieder an jedem Kreuzlinger Grenzübergang bewundert werden und der Brückentag nach dem 1. August dürfte in diesem Jahr ebenfalls keine Ausnahme bilden – auch wenn’s eine Hitzeschlacht wird.
Konstanz sieht sich dem Ansturm aus Süden gegenüber jedenfalls «gut gerüstet». Sofern es aber quasi über Nacht nicht zu einer wundersamen Parkplatzvermehrung im linksrheinischen Stadtgebiet gekommen ist, dürfte dies nicht mehr als ein Lippenbekenntnis sein. Gut, dass viele Autos heutzutage mit Klimaanlage ausgestattet sind, dann steigt die Hitze nicht so schnell zu Kopf.
Die „Blechlawine“ wird derzeit nicht so sehr von Konstanz ausgelöst, hingegen markant von Bern: In der eidgenössischen Kapitale sorgen „die spezifischen Macher“ dafür, dass der Franken gegenüber dem Euro hochgehalten wird – warum auch immer. Das animiert halt, macht Grenzüberschreitungen attraktiv. Währungsschwankungen waren in unserem Grenzgebiet übrigens stets existent – einmal so, einmal anders herum. Die Schweizer Grossverteiler z.B. wissen das genau: Wer erinnert sich hier nicht an die Migros-Konstanzerstrasse: „Nüdeli“ und andere gute „Schwiiizer Sache“ wurden da mehrheitlich von Deutschen gestürmt. Der Parkplatz (Blaue Zone) war stets gerappelt voll mit KN-Nummern. Diese goldenen Zeiten dürften auf längere Sicht vorbei sein, zumal der Euro derzeit arg schwächelt und nach wie vor immer mehr Geld – trotz Steuerproblematik – nach CH einwandert und so den Franken auf dem jetzige Niveau stützt. Mehr oder weniger ausgelotet wäre die Geschichte nur, wenn die Schweiz wenigstens den Euro als Zahlungsmittel einführen würde. Aber spätestens dann wäre ja der Eintritt in die veritable EU gegeben. Und auf dieses Wunder kann man wohl noch lange warten. Also muss sich die Kreuzlinger Geschäftswelt – und darüber hinaus – mit dem abfinden, was derzeit vorhanden ist: Ein für sie ungünstiges Währungsgefälle mit allen sich ergebenden Schwierigkeiten der „kreativen Preisgestaltung“ als Angebot an die Deutsche Kundschaft. Nicht ganz einfach. Und die Hitze macht derzeit auch noch schlapp! Die geht aber spätestens im Nachherbst zurück. Vom Franken lässt sich das nicht so sicher vorhersagen!