Einen Blick über die Grenze wagen
In der dritten Runde des Wettbewerbs «Die Entdeckung des Stadtraumes» der Kreuzlinger Kunstkommission galt es, die Wiesenstrasse/ Zollstrasse künstlerisch aufzuwerten. Acht Periskope sollen bald den Grenzzaun zieren, die scheinbar einen Blick darüber hinweg ermöglichen.

Blick über den Grenzzaun an der Wiesenstrasse (v.l.): Bernard Roth, Dorena Raggenbass, Melanie Mock und Elisabeth Wegmann. (Bild: kb)
«Wir haben diesen Ort nach seiner Originalität ausgewählt», erklärte Stadträtin Dorena Raggenbass, Departement Freizeit, anlässlich der Projektvorstellung am Mittwoch. «Lange Zeit verliefen sich Wiesen- und Zollstrasse in einer Sackgasse. Doch seit der Öffnung des Grenzüberganges hat dieser Ort eine Strasse, die sich über zwei Länder erstreckt», so die Stadträtin. Es war ihr ein Anliegen, nicht den hier – mit all den parkenden Autos – präsenten Einkaufstourismus, sondern vielmehr die Grenze, die Allee mit den stattlichen Linden sowie die hier lebenden Menschen in den Vordergrund zu rücken.
27 Projekte hatte die Jury zu bewerten. Bei der Entscheidungsfindung halfen Kriterien wie z. B. Machbarkeit, Originalität, Ortsbezug und Stimmigkeit. Als Siegerprojekt auserkoren wurde schliesslich das Projekt «Grenzübertritte» von Elisabeth Wegmann und Melanie Mock des Zürcher Künstler-Teams «T_Raumfahrt». «Das Projekt nimmt auf diesen speziellen Ort Rücksicht und hat die Anforderungen am Besten erfüllt», informierte Bernard Roth, Mitglied der Kunstkommission.
Unbemerkt beobachten?
Es sieht vor, acht farbige Periskope entlang des alten Grenzzaunes anzubringen, die es Fussgängern ermöglichen, einen Blick auf die andere Seite zu erhaschen, quasi die Grenze zu übertreten, unbemerkt zu beobachten. Eines dieser ursprünglich militärischen Instrumente aber soll von deutscher Seite zurückblicken und Fragen aufwerfen wie «Werden wir beobachtet?».
Tatsächlich blickt man aber nicht über den Zaun – sondern auf Bilder, die in den Rohren angebracht sind und das Thema «Grenze» aufgreifen, wie z. B. ein Einfamilienhaus, ein Einbruch oder einen Gepäckscanner. «Wir haben uns überlegt, was ‹Grenze› eigentlich bedeutet und wollten mit dem Begriff spielen», erklärte Elisabeth Wegmann. Grenzen gebe es schliesslich verschiedene – materielle, ethische, persönliche – und alle können sie überschritten werden.
Nun gebe es noch ein paar technische Dinge abzuklären, so Bernard Roth. Ebenso brauche es für das Periskop auf Konstanzer Seite noch eine Bewilligung. Bis im Frühling 2014 solle das Projekt aber realisiert und in einem feierlichen Rahmen eingeweiht werden.
Ausstellung
Alle Projekte, die im Rahmen des Wettbewerbs eingereicht wurden, sind im Foyer des Kreuzlinger Sport- und Kulturzentrums Dreispitz, Pestalozzistrasse 17, ausgestellt. Noch heute, 16. August, 17 bis 19 Uhr, und morgen, 17. August, 11 bis 14 Uhr, kann die Ausstellung besucht werden.
Weitere Infos: www.t-raumfahrt.net
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