Ein offenes Ohr für die Einwohner
Kreuzlingen – Am Mittwochabend fand im Quartier Bodan zum ersten Mal eine Gesprächsrunde statt, in welcher einer der acht Leitsätze der Kreuzlinger Charta vertieft wurde. Eine kleine Gruppe Interessierter nutzte das Angebot zum offenen Dialog und Gedankenaustausch. Die Veranstaltung wird in den anderen Quartieren der Stadt wiederholt.
Der achte Leitsatz der im Workshop «Kreuzlingen zeigt Stärke!» ausgearbeiteten Charta besagt folgendes: «Wir nehmen jede Person in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit ernst, damit sich alle sicher fühlen können.» Mit den Dialogrunden möchte er Sorge tragen, dass die Bevölkerung in ihren Anliegen ernst genommen wird, erklärte Stadtrat David Blatter den Sinn der Veranstaltung. «Die Einwohner können zu uns kommen.»
Im Quartier Bodan müssen sie sich allerdings recht sicher fühlen, war doch die Teilnehmerzahl an diesem ersten Treffen recht überschaubar. Stadtrat Blatter nahm’s gelassen: «Der Wert einer Gesprächsrunde nimmt nicht zu, bloss weil sie grösser wird.» Eine interessante Diskussion entspann sich und drehte sich um Themen wie Zivilcourage, präventive und repressive Sicherheitsarbeit, Erziehung, die Ängste der Einwohnerinnen, Gruppierungen im öffentlichen Raum oder private Sicherheitsdienste.
Prävention fängt schon bei der Erziehung an, mahnte Kathleen Schwarzenbach. Kinder und Erwachsene gleichsam müssen «Wertschätzung dem anderen gegenüber» lernen. Sie erwähnte aber auch Gründe, warum Menschen aggressiv werden, Druck in der Arbeitswelt oder Gewaltfernsehen etwa.
Diffuse Ängste vor Fremden
Mehrere Anwesende gaben an, sich vor Gruppierungen im öffentlichen Raum zu ängstigen – vor Jugendlichen beispielsweise oder Asylbewerbern. Urs Engeli wohnt im Quartier und berichtete von pöbelnden Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Engeli findet es gut, wenn private Sicherheitsdienste patrouillieren. Das sei auch präventiv: «Wenn etwas passiert, ist es zu spät.» Der öffentliche Raum müsse für alle da sein, da sei es wichtig, dass Uniformierte für ein Gefühl der Sicherheit sorgen.
Kritik an Vertreibungstaktik
Am Gespräch nahmen auch die drei neuen JugendarbeiterInnen des Vereins Offene Jugendarbeit (Oja!) teil. Für die aufsuchende Jugendarbeit stellen die Wachleute ein Problem dar. «Sie vertreiben die Jugendlichen, die sich beispielsweise im Seeburgpark treffen. Doch wohin gehen sie dann?», fragt sich Tobias Mahlbacher. Wünschenswert wäre im Bezug auf Jugendliche auch eine positivere Berichterstattung, sagte Leiter Bastian Ehrmann: «Das wirkt auch präventiv. Medienberichte geben oft ein verzerrtes Bild der Jugend wieder.»
David Blatter nahm die Anregungen aus der Bevölkerung dankbar auf und wies auf die weiteren drei offenen Gesprächsrunden in den anderen Quartieren hin. Diese finden am Dienstag, 3. September, in Emmishofen, am Mittwoch, 18. September, in Kurzrickenbach und am Donnerstag, 26. September, in Egelshofen statt. Sein Fazit von der ersten Dialogrunde: «Prävention ist so wichtig wie Repression. Auf Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind wir angewiesen.»
Bis die komplette Charta abgearbeitet ist, kann es noch etwas dauern – Folgen sind aber erwünscht. «Im kommenden Jahr wird sich eine Projektgruppe mit einem oder zwei anderen Leitsätzen vertieft auseinandersetzen, woraus sicher andere Handlungen oder Massnahmen entstehen werden», erklärte der Stadtrat.