Erneute Diskussion um Horte
Kreuzlingen – Nachdem die Schule 2010 die Leistungsvereinbarung über den Kinderhortbetrieb mit dem Verein Kreuzlinger Kinderkrippen (VKK) gekündigt hatte und die Stadt die alleinige Zuständigkeit übernahm, kämpfen die Horte jedes Jahr ums Überleben – so auch jetzt wieder.
«Uns fehlen in diesem Jahr erneut 60000 Franken in der Kasse», beschreiben VKK-Präsident Thomas Gut und Geschäftsführerin Margarete Baur die prekäre Situation. Doch es wird noch schlimmer: «Um den Hortbetrieb für nächstes Jahr sicherzustellen, brauchen wir von der Stadt 230000 Franken, diese wurden uns noch nicht zugesagt», so Baur.
Leistungsvereinbarung fehlt
Eine entsprechende Leistungsvereinbarung mit dem VKK wurde nach dem Finanzierungsproblem im vergangenen Jahr von der Stadt zwar in Aussicht gestellt, bislang aber nicht ausgearbeitet, was Schulpräsident Jürg Schenkel sehr wundert. Er ist mit dieser «Hängepartie» alles andere als zufrieden: «Wir kommen unserem Auftrag nach und schiessen 120000 Franken für die Horte zu, jetzt muss auch die Stadt ihren Beitrag leisten.»
Die Eltern möchte der VKK finanziell nicht noch mehr belasten. Diese zahlen ihre Beiträge gestaffelt nach Einkommen, was laut Vereinsbudget für nächstes Jahr zu Einnahmen von 300000 Franken führt. Die aktuelle Rechnung weist Einnahmen von 325000 Franken aus.
Insgesamt zehn Mitarbeiterinnen kümmern sich in den vier Horten Tannegg, Schreiber, Bernegg und Bachweg um rund 120 Schüler im Alter von vier bis zwölf Jahren, die nach dem Unterricht betreut werden. «Es ist aber nicht so, dass die Kinder nur zum Essen und Spielen zu uns kommen», macht Margarete Baur klar. Sie biete mit ihren Kolleginnen eine qualitativ hochwertige Betreuung und möchte dies auch so beibehalten. «Der Aufwand ist bei Schulkindern viel höher, als bei Krippenkindern.»
Stellungnahme von Stadträtin Barbara Kern
«Die Stadt Kreuzlingen nimmt ihre Rolle und Verantwortung für Familien- und schulergänzende Betreuungseinrichtungen wahr. Sie subventioniert die vom privaten VKK betriebenen Krippen und Horte mit jährlich 420000 Franken.
Im 2012 waren es auf Grund eines Nachtragskredites von 30000 Franken zur Sicherung der Horte seitens der Stadt sogar 450000 Franken. Die Subventionierung der Krippe beruht auf einer Vereinbarung aus dem Jahr 1992. Für die Subventionierung der Horte besteht dagegen keine verbindliche Grundlage.
Diese will die Stadt jetzt mit einer Leistungsvereinbarung schaffen. Dazu muss festgelegt werden, wie viele Plätze auf welche Weise subventioniert werden. Dies wiederum setzt eine transparente Rechnung voraus. Um objektive Grundlagen zu erhalten, hat das Departement Soziale Dienste eine Expertin eingeschaltet, welche die Rechnung des VKK und die Verwendung der öffentlichen Gelder prüfte. Dabei stellte sich heraus, dass bezüglich der Organisation der Horte Optimierungsmöglichkeiten bestehen, die den vom VKK geforderten Mehrbetrag von der Stadt nicht mehr notwendig machen. Leider trat der VKK nicht auf eine vertiefte Diskussion über unsere Vorschläge ein. Vielmehr kündigte er informell an, den Hortbetrieb auf Ende 2013 einzustellen.
Wir befinden uns aber weiterhin in Verhandlungen. Die Stadt ist der Auffassung, dass es erlaubt sein muss, die Verwendung von Steuergeldern – ein Teil davon stammt auch von der Schulgemeinde, die der Stadt einen Beitrag treuhänderisch überweist – zu prüfen und dafür zu sorgen, dass das Geld möglichst sinnvoll und effizient eingesetzt wird. Wir sind sehr daran interessiert, die neuen Grundlagen gemeinsam mit dem VKK zu schaffen und sie dann wie schon 1992 dem Parlament und dem Volk vorzulegen. Da es aber für eine Einigung und einen Vertrag zwei Seiten braucht, kann sich das zeitlich auch hinziehen.»
„Dabei stellte sich heraus, dass bezüglich der Organisation der Horte Optimierungsmöglichkeiten bestehen, die den vom VKK geforderten Mehrbetrag von der Stadt nicht mehr notwendig machen.“ Es wäre sehr hilfreich, wenn man wüsste, um welche „Optimierungsmöglichkeiten“ es dabei geht. Denn wenn der Kinder-Krippenverein darauf, laut Barbara Kern, gar nicht erst eingetreten ist, dann kann/könnte man mutmassen, dass der Verein durch die „Optimierungen“ die Hortqualität beeinträchtigt sieht. Oder worum geht es denn dabei? Wie wär’s mit einer journalistischen Nachfrage?