Die etwas andere Ausstellungseröffnung
Kreuzlingen – Am Freitag fand im Kunstraum die Vernissage zu Jérôme Chazeix’ Ausstellung «Ursprung der Berge» statt. Der Künstler arbeitete dazu mit Schülern der Rudolf-Steiner-Schule zusammen. Sie konzipierten Performances, welche in die Ausstellungseröffnung und das Werk integriert werden.

Hereinspaziert: Der in Frankreich geborene Künstler Jérôme Chazeix verwandelt Ausstellungsräume in eigene, komplexe, wilde Welten. (Bild: sb)
Jérôme Chazeix liebt es, verschiedene Medien wie Zeichnungen, dreidimensionale Objekte, Fotos oder Videos in seinen Installationen zu kombinieren. Zusätzlich integriert er Performances in die bunten, üppigen Arbeiten. Schon früher liess er sich dabei auch von Rudolf Steiner inspirieren, ohne jedoch ein Anthroposoph zu sein, wie Chazeix betont. «Mich interessieren seine Formen und die vielfältigen Verbindungen zu Architektur oder Medizin.» Nicht nur von Steiner: Chazeix sammelt Versatzstücke aus Natur, Kultur und Wissenschaft und kombiniert daraus einen wilden Mix mit zahlreichen Querverweisen, welcher nicht nur den unbedarften Rezipienten überfordern kann, ihn gleichzeitig aber anregt und auf eine Denkreise schickt. «Wild? Ja, das gefällt mir», bestätigt Chazeix.
Mit 15 Schülern der 9. Klasse der Rudolf-Steiner-Schule Kreuzlingen erarbeitete er Performances für die Ausstellungseröffnung. Selbst entworfene psychedelische Gewänder, ein Renaissance-Lied mit neuem Text, selbstaufgenommene Videos oder Musik des Elektro Kollektivs leed:audio sind nur einige der Ingredienzen, die der Franzose hierfür verstrickte – sie bereichern die Vernissage, werden aber auch gefilmt und danach in die Installation eingegliedert. Die Besucher werden eintauchen in eine neue Welt, in die Welt des Künstlers und der Kunst – «eine Art Fantasma rund um Berge, das Mythen, Gefühle und Fragen um die eigene Indentität und Herkunft evoziert», so der Ausstellungstext.
Kunstraum traut sich was
Die Ausstellungseröffnung verspricht, ein schrankenloses Happening zu werden. Vielleicht zu anarchisch für manche? «Der Kunstraum kann sich trauen, was anderswo nicht möglich ist», ist sich Kurator Richard Tisserand sicher. Ihn freut auch, dass sich die Rudolf-Steiner-Schule zum Mitmachen bereit erklärte, hatte er doch lange nach einer Möglichkeit der schulischen Beteiligung in Kreuzlingen gesucht. «Es gibt viele Brücken zur Kunst», sagt Tisserand. «Eine führt über die Kinder.»
Die Ausstellung «Ursprung der Berge – Une Théorie des Sphères» ist bis 13. Oktober zu sehen. Führungen für Schulen sind gratis, Anmeldung unter Tel. 079 376 13 35.
Am Sonntag um 17 Uhr und am Mittwoch, 18. September, um 20 Uhr, wird es nüchtern statt bunt und reduziert statt barock: Im Tiefparterre zeigt der Winterthurer Tänzer Florian Toberer «Saga B», ein Bewegungstheater über Internet, Reizüberflutung und Informationsoverkill – so etwas wie das Gegenstück zum opulenten Querverweismahl eine Treppe höher? Entscheiden Sie selbst. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte wird erhoben.
Weitere Informationen unter www.kunstraum-kreuzlingen.ch