Grabenkämpfe in Güttingen
Güttingen – Güttingen ist tief gespalten. Einerseits gibt es Bürger, die sich den offiziellen Kandidaten Beat F. Hekler (42) als neuen Gemeindeammann wünschen, andererseits hat auch Mitbewerber Marcel Manser (48) etliche Unterstützer. Neuer Schwung kam vergangene Woche in den Wahlkampf, als 32 Personen einen zweiten Wahlgang ins Spiel brachten. 965 Stimmbürger sind bis Sonntag zur Wahl aufgerufen.
Das wahltaktische Prozedere ist ganz einfach und durchaus nicht unüblich, wie Andreas Keller, Generalsekretär im Departement für Inneres und Volkswirtschaft beim Kanton Thurgau, auf Anfrage bestätigt. Weil im zweiten Wahlgang das einfache Mehr genügt, wird versucht, im ersten ein absolutes Mehr der abgegebenen gültigen Stimmen zu verhindern.
Ersten Wahlgang unterwandern
Eine Gruppe Güttinger ist genau daran interessiert, weil sie weder Beat F. Hekler noch Marcel Manser für geeignet hält. Sie spricht von einer «guten Güttinger Lösung» im zweiten Wahlgang und bringt indirekt einen dritten Kandidaten ins Spiel, der sich bisher aber noch nicht aus der Deckung gewagt hat. Die 32 Personen fordern die Stimmbürger auf, weitere Namen auf den Stimmzettel zu schreiben.
Dies wird vom überparteilichen Wahlkomitee (üWK) in einem Flugblatt kritisiert: «Wir fragen uns, warum sich dieser fähige Güttinger nicht dem Auswahlverfahren des üWK gestellt hat und bis zum heutigen Zeitpunkt noch immer nicht bekannt ist.» Kandidat Manser bläst ins gleiche Horn: «Es gab ein Zeitfenster von über drei Monaten, in dem sich jedermann bewerben konnte. Wenn es dieser fähige Kandidat im Hintergrund nicht geschafft hat, dieses Zeitfenster zu nutzen, dann sollte er nicht als fähiger Kandidat bezeichnet werden.»
Für das Wahlkomitee blieb bekanntlich aus 24 Bewerbern Hekler als offizieller Kandidat übrig, nachdem die beiden ehemaligen Gemeindeammänner Carl Ruch (Bottighofen) und Hermann Haffter (Kesswil) ihn neben zwei weiteren Bewerbern vorgeschlagen hatten. Einer davon wurde vom Wahlkomitee abgelehnt, der andere zog seine Kandidatur zurück.
Schlammschlacht tobt
Um Güttingen am Sonntag eine echte Wahl zu bieten, hatte Marcel Manser als unabhängiger Bewerber seinen Hut in den Ring geworfen. Beide Anwärter hatten in den vergangenen Wochen zahlreiche Wahlkampftermine hinter sich gebracht, Höhepunkt war die Podiumsdiskussion am Donnerstag vergangene Woche (wir berichteten). Seitdem ist es für Marcel Manser nach eigenem Bekunden ruhiger geworden, während hinter den Kulissen die Schlammschlacht tobt.
Harte Bandagen
Anders als die beiden Kandidaten, die im Wahlkampf fair miteinander umgegangen waren, kämpfen Unterstützer, Gegner und Dritte mit harten Bandagen. Gerüchte, Diffamierungen und Unterstellungen machen die Runde im Dorf und werden als Leserbriefe oder gerne auch mal anonym veröffentlicht. Dass Mansers Frau bereits in der Gemeindeverwaltung arbeitet und er einen umstrittenen Leserbrief zum abgetretenen Gemeindeammann Eugen Staub verfasst hatte ist ebenso Thema, wie auf Seiten von Hekler fehlende Referenzen, Patrouillengänge im Rahmen seiner privaten Sicherheitsfirma oder die Liquidation der väterlichen Fensterbaufirma in Märstetten.
Erstaunlich cool geht Major Hekler mit der Kritik um, die teilweise ins Ehrverletzende geht, und gibt ganz den Profi: «Das ist Wahlkampfgetöse.» Nach wie vor sieht er sich als den Kandidaten, der Ruhe ins Dorf bringen und Gräben zuschütten könne. Dies nimmt aber auch Marcel Manser für sich in Anspruch, der sich als «Macher und guter Organisator» bezeichnet. Beide können zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, ob sie zu einem zweiten Wahlgang antreten möchten und machen dies von den Zahlen am Sonntag abhängig. Diese sollten gemäss Gemeindeschreiber Pascal Pfister gegen 12.30 Uhr feststehen und werden umgehend auf der Gemeindehomepage unter www.guettingen.ch publiziert. Das üWK lädt um 18 Uhr zur Wahlparty beim Gemeindehaus ein – aber nur, wenn eine Wahl zustande kommt.