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Selbstbehandlung im Baumarkt

Münsterlingen – Susanne Van Wart aus Hugelshofen ärgert sich über das Kantonsspital. Bei einem Notfall habe man ihrem Sohn nicht adäquat geholfen. Die Spitalleitung nimmt die Kritik ernst und will nachforschen.

(Bild: zvg)

(Bild: zvg)

«Das kann doch nicht sein: Uns wurde schlussendlich empfohlen, zur Selbstbehandlung in den Baumarkt zu gehen», ärgert sich Susanne Van Wart. Dort musste sie Sekundenkleber kaufen, um den beschädigten Verband ihres Sohnes selbst zu reparieren. «Ist es tatsächlich möglich, dass uns nicht besser geholfen werden konnte?», fragt sich die aufgebrachte Mutter.
Was war passiert? Ihr Sohn, ein Landschaftsgärtner, hatte sich bei einem Arbeitsunfall mit der Heckenschere die Hand schwer verletzt. Nervenbündel und Sehnen der Finger waren durchtrennt. Der 19-Jährige wurde nach einem dreitägigen Aufenthalt samstags aus dem Spital entlassen. Doch schon nach kurzer Zeit löste sich ein Faden seines Spezialverbands (siehe Foto), «ein für die Bewegungstherapie absolut wichtiger, am Finger befestigter Faden», berichtet Van Wart. Zurück im Spital erwartete die Mutter fachmännische Wiederanbringung. Falsch gedacht.

Einstündige Odyssee
Es begann eine einstündige Odyssee vom Empfang über die Notfallstation zum Krankenzimmer und zurück zum Empfang, ohne das ein Mediziner oder der für die Reparatur nötige Spezialkleber gefunden werden konnte. Die Stationsschwester habe empfohlen, den Verband «einfach so zu lassen» und montags wiederzukommen. Das Verhalten des Personals beschreibt sie als «widerwillig». Lediglich eine Krankenschwester des gesamten Betriebs sei bereit gewesen, ihre Mittagspause zu opfern und die einem Patienten erforderliche Hilfe zu erweisen.
Letztendlich benutzten sie tatsächlich Sekundenkleber, um das Lederpölsterchen wieder an den Nagel zu kleben. Dadurch wird der an der Beugesehne verletzte Finger in Position gehalten. Negative Auswirkungen sind bis jetzt nicht bekannt. Alle zwei Tage geht der jungen Mann in die Ergotherapie. «Wir hatten Glück», rekapituliert seine besorgte Mutter. «Es hätte Schlimmer kommen können und zu irreparablen Schäden wie der Versteifung des Fingers führen können», ist sie überzeugt. Ihr Sohn: «Ich habe mich hilflos gefühlt.»

Klinik will Vorfall prüfen
Marc Kohler, CEO der Spital Thurgau AG, darf den Fall aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nicht kommentieren. Er versichert aber, der Sache auf den Grund zu gehen: «Auch wenn solche Beschwerden sehr selten sind, gehe ich aus Erfahrung davon aus, dass sich unsere Sicht von der hier geschilderten signifikant unterscheiden könnte. Ich will aber nicht beschönigen, sondern werde die Sache sehr sorgfältig untersuchen lassen und auch persönlich das Verhalten unserer Mitarbeitenden sehr kritisch hinterfragen.» Um das Thema sauber und angemessen analysieren zu könne, empfiehlt er Mutter und Sohn, mit ihm selbst oder Spitaldirektor Stephan Kunz Kontakt aufzunehmen, «um dann auch entsprechende Massnahmen ergreifen zu können.»
Mit der Antwort ist Susanne Van Wart zufrieden: «Es ist gut, wenn das intern geprüft wird und zu Verbesserungen führt.» An der weiterführenden Behandlung gab es bislang nichts auszusetzen.

 

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