Herzkliniken bangen um ihren Ruf
Kreuzlingen/Konstanz – Die beiden Herzkliniken in Kreuzlingen und Konstanz leiden zurzeit unter einer Vorverurteilung und Rufschädigung durch die massive negative Berichterstattung der vergangenen Wochen. Bis auf die Verwendung von in Deutschland allenfalls nicht zertifizierten, in der Schweiz jedoch durch das BAG zugelassenen Herzklappen, hat sich bislang auch noch kein Verdacht erhärtet.

Auch die Kreuzlinger Herzklinik leidet unter den Anschuldigungen, es gelte die Unschuldsvermutung. (Bild: sb)
Auch die vermeintliche Strafanzeige der Krankenkasse SWICA, in Bezug auf angeblich betrügerische Insidergeschäfte, hat sich als falsch erwiesen. Es gilt deshalb in allen weiteren Fällen nach wie vor die Unschuldsvermutung.
Dass es sich beim Vorwurf der Körperverletzung um «ärztliche Kunstfehler» handeln könnte (wir berichteten am 8. November), ist fälschlicherweise kolportiert worden, was die Redaktion bedauert. Dieser Verdacht der Staatsanwaltschaft steht ausschliesslich in Zusammenhang mit der Verwendung von Homografts aus Tschechien und der Frage, ob möglicherweise ein Chefarzt ohne deutsche Zulassung in der Konstanzer Klinik operiert haben könnte. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, Dr. Christoph Hettenbach, hat dies auf Anfrage bestätigt. Noch Wochen, wenn nicht sogar Monate, werde sich die Klärung des weiteren Verdachtsmomentes der Vorenthaltung von Sozialversicherungsabgaben in Deutschland hinziehen. Spe- kulationen über «mehrere Millionen Euro», die nicht ans deutsche Sozialversicherungssystem abgeführt worden sein sollen, bezeichnet ein Klinik-Sprecher als völlig überzogen.
Hochrangige Prüfer
Klinik-Geschäftsführer Martin Costa hatte bereits in seiner Stellungnahme vergangene Woche wissen lassen, dass dieser Vorwurf jeder Grundlage entbehrt. Sollte sich bei den Ermittlungen jedoch herausstellen, dass in Einzelfällen und trotz mehrfacher unbeanstandeter Sozialversicherungsprüfungen länderübergreifende und damit naturgemäss komplexe Rechtsfragen seitens der Klinik-Geschäftsführung nicht vollumfänglich richtig eingeschätzt worden wären, würde diese «das sehr bedauern und allfällige Konsequenzen selbstverständlich akzeptieren». Nach derzeitiger Kenntnis sei davon aber nicht auszugehen, es gelte die Unschuldsvermutung. Beide Kliniken sollen gemäss gut unterrichteter Quelle übrigens vom weltweit renommierten Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernst & Young geprüft werden.
Die Anschuldigung von «betrügerischen Insidergeschäften» mit der Handelsgesellschaft Proventis kann die Klinik-Leitung ebenfalls nicht nachvollziehen und leicht entkräften. Sie verweist bespielsweise auf die Fallpauschalen, die auch in Deutschland den allfälligen Bezug überteuerter medizinischer Produkte irrelevant machen, weil die Leistungen ohnehin pauschal abgerechnet würden. Und auch in der Schweiz würden die Produkte zu Marktpreisen oder darunter eingekauft. Der Bezug von Medizinprodukten bei Proventis sei zudem für die Kostenträger jederzeit nachvollziehbar. Ein Zusammenhang damit, dass die Materialkosten in der Konstanzer Herzklinik höher lagen als die Personalkosten, bestehen nach Angaben eines Kliniksprechers nicht. Eigene Recherchen ergaben zudem, dass beispielsweise in einer Stuttgarter Herzklinik Material- und Personalkosten in einem ähnlichen Verhältnis stehen.
Mitarbeiter in grosser Sorge
Unterdessen hatte der Betriebsrat am Freitag vergangener Woche in einer Pressekonferenz im Aussenbereich der Konstanzer Herzklinik seine Sicht der Dinge dargelegt. Schwer zu schaffen mache, dass in den Berichterstattungen der Medien nicht mehr unterschieden werde zwischen Klinikeigentümern, somit der Geschäftsführung, und den Mitarbeitern des Herz-Zentrums Bodensee.
Vorsitzende Claudia Zunker wies auf die «seit Jahren hervorragende pflegerische, medizinische sowie verwaltungstechnische Arbeit» hin, die mit grossem Engagement und hoher fachlicher Kompetenz geleistet werde. Für die momentanen Anschuldigungen gegenüber dem Eigentümer-Management seien weder Mitarbeiter noch die Patienten verantwortlich.