Warzen – unschön, aber meist ungefährlich
Warzenbehandlung – Warzen sind ansteckend, hässlich und hartnäckig. Warum wir sie bekommen und wie wir sie wieder loswerden erklären die Apothekerin Regula Keune und der Facharzt Dr. Peter Schär.
Tom Sawyer wählte die gruselige Variante der Warzenentfernung: Der unerschrockene Held aus dem nach ihm betitelten Kinderbuch packte eine tote Katze in den Sack und schlich damit bei Mitternacht auf den Friedhof. Dort sollte dann der Teufel erscheinen, dem Tom die Katze mitsamt Warze anhängen wollte. Bekanntlich kam es nicht dazu. Fakt ist jedenfalls, dass der Heilzauber aus dem Buch nur eines der vielen Hausmittel ist, die den von garstigen Geschwulsten Geplagten zur Verfügung stehen. So sollen unter anderem Schneckenschleim, der eigene Urin, Bananenschalen, Knoblauchpflaster oder Bienenwachs wirksam gegen Warzen sein. Die Vielfalt der Hausmittel zeigt, wie verzweifelt Menschen versuchen, sich von Warzen zu befreien.
Eine Virenerkrankung
Bei Warzen handelt es sich indes um eine Virenerkrankung. Die Erreger werden durch Hautkontakt übertragen oder durch die Berührung infizierter Gegenstände, beispielsweise im Schwimmbad oder in der Sauna. Wer trockene, aufgeweichte oder verletzte Haut hat, ist besonders gefährdet: Dann hat das Virus leichtes Spiel und dringt in die Haut ein. Je nachdem wie fit unser Immunsystem ist, können die Viren besser oder schlechter bekämpft werden.
Wer die typischen Ausstülpungen an der Hautoberfläche von Händen oder Füssen bemerkt, sollte mit dem Gang in die Apotheke nicht warten, rät Apothekerin Regula Keune. In der Park-Apotheke in Kreuzlingen hält sie ätzende und vereisende Mittel gegen Warzen für ihre Kundinnen und Kunden bereit.
Ätzende Mittel
So kann das betroffene Gewebe durch Auftragen von Salicyl- oder Milchsäure aufgeweicht und später, nach einem entsprechenden Fuss- oder Handbad in Salzwasser oder einer antiseptischen Lösung, mit Feile oder Bimsstein vorsichtig abgetragen werden. «Bei der Behandlung ist Geduld gefragt, denn Erfolge zeigen sich oft erst nach einigen Wochen und sie muss täglich erfolgen», sagt Keune und warnt: «Es darf nicht bluten.» Sonst verteilen sich die Viren, es können sich Ableger bilden. Sie rät dazu, die umliegende gesunde Haut durch Zinkpaste oder Vaseline zu schützen. Produkte mit Ameisensäure seien etwas praktischer, bei diesen genüge die wöchentliche Behandlung. Daneben gibt es Warzenpflaster. Keune: «Diese wirken ähnlich und werden mit Klebeband gegen das Verrutschen geschützt».
Vereisende Mittel
Vereisende Mittel hingegen seien schmerzhaft und bei Kindern nur bedingt zu empfehlen. Durch Kühlmittel wie flüssiger Stickstoff töten sie die oberste Hautschicht ab, welche infolgedessen mit der Zeit abgestossen wird. Die Warze wächst allmählich mit den nachwachsenden Hautschichten heraus und fällt schliesslich ab. «Die Methode eignet sich besonders für oberflächlich sitzende Auswüchse», erklärt Keune.
Hausmittel sind vor allem Placebos
Hausmittel will die Apothekerin eigentlich nicht weiter empfehlen – obwohl auch die Park-Apotheke ein Produkt im Angebot hat, das nachweislich «kein Medikament» sei. «Es handelt sich dabei um ein natürliches Mittel mit ätherischen Ölen, das ich vor allem bei Kindern unter vier Jahren empfehle.» Die Statistik beweist nämlich, dass Geduld bei Warzen die beste Medizin sein kann. Denn oft verschwinden sie von ganz allein: Schon während der ersten zwölf Monate treten bei mehr als der Hälfte der betroffenen Kinder Spontanheilungen ein, nach zwei Jahren sind rund zwei Drittel von ihren Warzen befreit. Ergänzend kann ein bisschen «Abrakadabra» nicht schaden. «Die kleinen Patienten fühlen sich durch die Placebo-Behandlung ernstgenommen», weiss Keune. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass Warzen, die von allein verschwinden, keine Narben hinterlassen.
Wer Warzen an Händen oder Füssen hat, ist also beim Apotheker gut beraten, sollte aber Geduld mitbringen. Treten sie an anderen Stellen, beispielsweise im Intimbereich, auf, oder wenn sie mehr als nur kosmetisch missfallen und der Leidensdruck zu hoch wird, sollten Betroffene den Arzt aufsuchen.
Ab zum Arzt!
Für Dr. Peter Schär in der Praxis im Klosterhof in Kreuzlingen sind Warzen ein Dauerbrenner. Weil sie immer wieder kommen können, egal, welche Behandlung man wählt. «Den Dingern ist mit rationalen Methoden nicht hundertprozentig beizukommen», sagt Dr. Schär, «und ein Rezitivrisiko ist immer gegeben.» PatientInnen kommen vor allem wegen Dorn- und Feigwarzen zu ihm.
In seiner Praxis wendet er hauptsächlich drei Methoden an, um diese zu entfernen. «Durch Injektion von Reizstoff in die Haut wird eine lokale Abwehrreaktion provoziert», erklärt der Facharzt die erste. «Diese hilft, die Hautwucherung mit zu entfernen.» Bewährt habe sich ebenfalls das Vereisen, auch Kyrotherapie genannt. «Bei dieser Methode soll Warze samt Papillom-Virus zerstört werden. Neue Hautzellen ersetzen das abgetötete Gewebe in den darauffolgenden Tagen.» Gelingt dies nicht vollständig, kann diese Behandlung alle zwei bis drei Wochen wiederholt werden.
Am häufigsten wendet Dr. Schär jedoch die Verbrennung an. Mit dem Elektrokauter, einer feinen, durch elektrischen Strom erhitzten Drahtschlinge, schneidet er die Wucherungen heraus. Am Anfang aller drei Behandlungsmethoden stehe jedoch immer eine Vorbehandlung mit Mitteln, welche die Hornhaut auflösen. Diese trägt der Arzt hernach vorsichtig mit dem scharfen Löffel ab.
Eher zurückhaltend beurteilt Dr. Schär hingegen die Lasertherapie. «Die Kollateralschäden sind zu gross – tiefe Hautwunden können entstehen.» Bei der Warzentherapie gelte es, mit so wenig aggressiven Methoden wie möglich zu behandeln. «Nicht, dass die Behandlung mehr Schaden anrichtet als die Warze», sagt der Arzt.
So beugen Sie Warzen vor
Das empfiehlt er zur Vorbeugung: «Stärken Sie Ihre Abwehrkräfte. Tragen Sie in Schwimmbädern, Saunen und Hotelzimmern Pantoffeln oder Latschen. Und waschen Sie Handtücher, Bettwäsche und Waschlappen mindestens bei 60 Grad, das tötet die Viren ab.« Dass Geduld manchmal die beste Therapie ist, bestätigt auch Dr. Schär durch eine Anekdote aus seinem eigenen Leben. «Ich hatte selbst einmal eine lästige Dornwarze am Zeh. Nach einer einwöchigen Skitour, bei der ich kaum aus den Skischuhen gekommen bin, war sie plötzlich weg – ohne Behandlung.»