Zaghafte Lichtblicke in der Thurgauer Industrie
Frauenfeld – In einem nach wie vor schwierigen Umfeld setzt sich in der Thurgauer Industrie allmählich mehr Zuversicht durch. Der Rückgang der Exporte hat sich zuletzt nicht mehr fortgesetzt. Die Thurgauer Baukonjunktur läuft unverändert lebhaft.
Gemäss der soeben erschienenen Ausgabe des «Thurgauer Wirtschaftsbarometers», das vom Kanton Thurgau, der Thurgauer Kantonalbank und der Industrie- und Handelskammer Thurgau gemeinsam getragen wird, beurteilten die von der KOF ETH befragten Thurgauer Industriebetriebe ihre Geschäftslage Anfang Oktober 2013 ähnlich gedrückt wie im Sommer. Drei von vier Betrieben sprachen von einer befriedigenden, die übrigen mehrheitlich von einer schlechten Geschäftslage.
Produktion und Auftragseingang belebten sich zuletzt etwas
Hoffnungszeichen zeigen sich jedoch bei der Industrieproduktion. Diese war zwar im Juli und August weiter rückläufig, erholte sich jedoch im September und lag erstmals seit langem wieder über dem Niveau des Vorjahres. Dasselbe Bild präsentiert sich bei den Auftragseingängen: Nach einer zögerlichen Entwicklung im Spätsommer gingen im September wieder mehr Bestellungen ein – auch hier wurde der Vorjahresstand übertroffen. Trotzdem wird der Auftragsbestand verbreitet als zu niedrig bezeichnet. Im Vergleich zur Juli-Umfrage wird der Auftragsbestand aber nicht mehr ganz so negativ beurteilt.
Exportrückgang im dritten Quartal gestoppt
Nach den markanten Exporteinbussen im ersten Halbjahr 2013 stabilisierten sich die Ausfuhren aus dem Thurgau im dritten Quartal (-0,1 %). Insbesondere der Maschinenindustrie und der Metallbranche, die beide mit negativen Vorzeichen ins Jahr 2013 gestartet waren, gelangen im dritten Quartal eine Trendwende (Maschinen +4,4 %, Metalle +11,1 %). Im Dreivierteljahr bis zum September 2013 lagen die Exporte aus dem Thurgau um 4,8 Prozent unter dem Vorjahresstand. Besonders die Ausfuhren in den wichtigsten Absatzmarkt Deutschland litten im bisherigen Jahresverlauf (-19 %). Dank Exporterfolgen in anderen EU-Ländern hielt die Thurgauer Exportwirtschaft im gesamten EU-Raum jedoch beinahe das Ausfuhrvolumen des Vorjahres (-0,2 %). Besonders gut behaupteten sich im Zeitraum Januar bis September 2013 die Thurgauer Nahrungsmittelindustrie (+10,5 %) sowie die Präzisionsinstrumentenbranche (+8,5 %) auf den ausländischen Absatzmärkten. Einen herben Rückschlag (-40 %) gab es hingegen bei den Exporten von Textilien, Bekleidung und Schuhen.
Zuversicht setzt sich durch
Bezüglich der Entwicklung bis zum Jahresende 2013 sind die Thurgauer Industriebetriebe recht zuversichtlich. Die Produktion dürfte leicht anziehen und die Bestellungen könnten etwas lebhafter eingehen. Zudem gehen die Unternehmen von einer Stabilisierung der Verkaufspreise aus. Die Geschäftslage in einem weiteren Zeithorizont bis zum Frühling 2014 wird ebenfalls verhalten positiv beurteilt.
Lebhafte Bautätigkeit
Die Thurgauer Baukonjunktur lief im Spätsommer 2013 unverändert lebhaft. Mehr als jeder zweite Baubetrieb sprach von einer guten Geschäftslage, kaum einer hingegen von einer schlechten. Die Bautätigkeit hat im dritten Quartal sowohl im Bauhauptgewerbe als auch im Ausbaugewerbe weiter zugenommen. Für das vierte Quartal 2013 rechnen die Firmen des Bauhauptgewerbes allerdings mit einer nachlassenden Nachfrage. Im Ausbaugewerbe erwartet man, dass die Nachfrage ungefähr auf dem bisherigen Niveau bleibt.
Stimmung im Detailhandel hellt sich leicht auf
Die Thurgauer Detailhändler meldeten im dritten Quartal 2013 eine etwas bessere Geschäftslage. Die Erträge waren jedoch nach wie vor deutlich unter Druck. Bis zum Jahresende 2013 rechnen grosse Betriebe mit einem Umsatzzuwachs, während kleine Detailhändler die Zukunft verhalten beurteilen.
Projekt «Talente Thurgau» will Fachkräfte für den Kanton sichern
In der November-Ausgabe des Thurgauer Wirtschaftsbarometers wird auch das Projekt «Talente Thurgau» vorgestellt. Eine Umfrage bei Thurgauer Unternehmen und Amtsstellen hat gezeigt, dass die Rekrutierung von Fachkräften oft schwierig ist. Wegen der demografischen Entwicklung dürfte sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen. «Talente Thurgau» soll einen Beitrag zur besseren Verfügbarkeit von Fachkräften leisten.