Gemeinderäte wollen keinen PR-Profi
Kreuzlingen – Viele Gemeinderäte halten die Anregung ihres Kollegen Christian Brändli, einen PR-Profi fürs Xentrum einzustellen, für überzogen. Dies zeigt eine Umfrage. Die Antworten der Räte offenbaren dennoch: Es herrscht Unzufriedenheit mit der Art und Weise, wie der Stadtrat über die Millionenprojekte informiert.
Die Unzufriedenheit der Gemeinderäte schwelte schon länger und gipfelte vergangene Woche in der Äusserung des FDP-Gemeinderats Christian Brändli. Er dachte laut darüber nach, ob es nicht sinnvoll wäre, künftig einen PR-Fachmann einzuschalten, um über Schwimmhalle und weitere Xentrums-Projekte zu informieren. Auslöser war Stadtammann Andreas Netzles Kurzinformation zum Stand der Dinge in der letzten Gemeinderatssitzung gewesen (wir berichteten).
Dieses Update habe erst auf massives Drängen seiner Fraktion und der SP-Fraktion stattgefunden, betont SVP-Gemeinderat Fabian Neuweiler. Es sei dennoch hilfreich gewesen. Seine Fraktion bedauere es zwar ausserordentlich, wenn Informationen von solcher Tragweite erst nach grossem Druck vermittelt werden. Trotzdem: Für die Zukunft «braucht es ganz bestimmt keinen PR-Fachmann», so Neuweiler.
Das findet auch SP-Gemeinderat Cyrill Huber. «So etwas zu fordern ist Polemik und kontraproduktiv.» Sicher sei die Information des Stadtammanns nicht in die Tiefe gegangen, wichtig sei sie dennoch gewesen, um bezüglich des Xentrum-Fahrplans wieder auf dem neuesten Stand zu sein.
Keine vergoldete Info nötig
Einen PR-Profi einstellen? Da muss Ernst Zülle von der CVP die Nase rümpfen. Hinsichtlich der Xentrums-Projekte «wissen wir, was wir wollen, wir wissen, wie das aussehen soll und wir wissen, was es kostet.» Geld für einen Profiverkäufer auszugeben wäre deswegen zum Fenster hinausgeschmissen. «Statt Werbung zu machen, muss ehrlich informiert werden», findet Zülle. Am Auftritt des Stadtammanns kritisiert er lediglich, dass dieser hätte traktandiert werden sollen und urteilt lapidar: «Besser mager informiert als gar nicht.»
Etwas Verständnis aufbringen mag dagegen Daniel Moos (FL/Rägäbogä). Er beurteilt Netzles Auftritt als «ungeschickt». «Das kann man schon fordern», sagt Moos über Christian Brändli. Und: «Wenn der Stadtrat sich überfordert fühlt, dann sollte er sich Hilfe holen.»
Schlechte Noten in Kommunikation
Denn die Kommunikationsstrategie des Stadtrates hinsichtlich Xentrum habe in der Vergangenheit «öfters zu wünschen übrig gelassen. Da ist Potential vorhanden», befindet Moos. Fabian Neuweiler berichtet, dass sich die SVP-Fraktion schlecht informiert fühlt. Der Stadtrat solle in Zukunft agieren und nicht immer nur reagieren, fordert er. «Wenn das so weiter geht, sind wir überzeugt, dass kein einziges der Xentrums-Projekte vor dem Stimmvolk bestehen wird.» Vielen Räten gemein zu sein scheint der Wunsch nach sorgfältigerer Kommunikation und nach regelmässigen Erfolgsmeldungen zu sein, wie man dies von Bauvorhaben in der Privatwirtschaft kennt – statt Kostensteigerungen, die erst auf Drängen hin bekannt gegeben werden.
Etwas mehr Herzblut bitte!
Ein bisschen werbewirksamer darf es dabei gern sein, beantwortet Ruedi Herzog (SP) die Frage danach, wie der Stadtrat, und damit in erster Linie der Stadtammann, zukünftig die Xentrums-Projekte vertreten soll. Das könne durchaus, entgegen dem Rechtfertigungsversuch des Stadtammanns von vergangener Woche, mit «mehr Enthusiasmus» geschehen. «Der Gemeinderat und die Stimmbürger müssen spüren, dass der Stadtrat diese Projekte realisieren will», verdeutlicht Herzog.
Und das gelte auch für Auftritte im Gemeinderat. Denn die nun losgetretene Debatte zeige eindeutig, dass die Information der Bevölkerung auch über die Gemeinderatsberichterstattung erfolgt – eine Wirkung, die wohl unterschätzt worden sei. «Hier gilt es nachzulegen», so Herzog. «Emotionen müssen bei der Information und Kommunikation über die Xentrums-Projekte sein.»
Kein Grund zurückzurudern
Und was sagt der dazu, der den Sturm entfachte? Christian Brändli (FDP) sieht sich jedenfalls nicht als Provokateur. «Ich habe lediglich etwas festgestellt. Damit wollte ich dem Stadtammann gar nicht so aufs Dach klopfen», sagt er. Ihn störe es nicht, dass seine Ratskollegen gegen einen externen Kommunikationsexperten sind. Denn schaden würde «eine Fachperson, die das richtig aufgleist, beratend oder coachend zur Seite steht», in seinen Augen auch jetzt nicht.