/// Rubrik: Topaktuell

«Niemand schaut auf Schilder»

Kreuzlingen – Bau-Stadtrat Michael Dörflinger lässt aufhorchen, mit einer überraschenden Einschätzung von einheimischen Verkehrsteilnehmern beim jüngsten SP-Stadtgespräch zum Boulevard. Eine Steilvorlage für Gemeinderat Daniel Moos.

Diskutierten munter über den Boulevard (v.l.): SP-Gemeinderat Walo Abbegglen, SP-Fraktionspräsident Ruedi Herzog, Prof. Klaus Zweibrücken, Stadtrat Michael Dörflinger und Gemeinderat Daniel Moos (FL/Rägäbogä). (Bild: Thomas Martens)

Diskutierten munter über den Boulevard (v.l.): SP-Gemeinderat Walo Abbegglen, SP-Fraktionspräsident Ruedi Herzog, Prof. Klaus Zweibrücken, Stadtrat Michael Dörflinger und Gemeinderat Daniel Moos (FL/Rägäbogä). (Bild: Thomas Martens)

Das Thema «Boulevard» scheidet mehr denn je die Geister. Das war auch beim Stadtgespräch der SP Kreuzlingen am Mittwochabend spürbar. Einigkeit herrschte lediglich darüber, dass der Durchgangsverkehr weiter reduziert werden müsse. Doch über das Wie gehen die Meinungen auseinander. Immerhin gibt es neben den mehr oder weniger radikalen Vorschlägen von Initiativkomitee und Stadtrat seit einigen Wochen auch Pläne der Sozialdemokraten (wir berichteten). Diese hatten bei Prof. Klaus Zweibrücken von der Hochschule für Technik Rapperswil für einen «mittleren vierstelligen Betrag» (Fraktionspräsident Ruedi Herzog) eine Studie machen lassen.

Zwei Fliegen mit einer Klappe
Kernstück ist, dass der renommierte Verkehrsexperte den geplanten Bushof als Lösung für die Verkehrsprobleme auf der Hauptstrasse sieht. «Man könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen», erklärte der Hochschullehrer. Er sieht vor, den Abschnitt zwischen Bären- und Löwenkreisel zu sperren und darauf den Bushof zu errichten. «Die geforderten zwölf Busse hätten bequem Platz und man käme dadurch auch nicht so nah an die Platanen ran», so Zweibrücken.

Diesen möchte auch die Stadt nicht an die Kronen: «Keine Platanenreihe kommt weg», versicherte Baustadtrat Michael Dörflinger. Ohne den rund 40 Besuchern zuviel verraten zu wollen – die Stadt stellt die Botschaft an den Gemeinderat zum Kreditbegehren in Höhe von 1,3 Millionen Franken für den Bau des Bushofs erst nächste Woche den Medien vor – machte er klar, wodurch sich die Pläne der Stadt grundsätzlich von denen des Professors unterscheiden.

Nach dem Willen des Stadtrats sollen weiterhin beide Fahrbahnen frei bleiben, acht Busse hätten auf der bisherigen Bushoffläche Platz. Die weiteren vier Busplätze würden getrennt davon auf der Parkstrasse entstehen, zulasten der dortigen Kurzzeitparkplätze. «Wir müssen gewisse Opfer bringen», sieht Dörflinger die Stadt unter Druck. Zu weiteren Opfern, ausser den vorgesehenen Massnahmen auf dem Boulevard (wir berichteten mehrfach), ist die Stadt zum aktuellen Zeitpunkt  nicht bereit. Sollten diese Massnahmen nicht die gewünschte Halbierung des Durchgangsverkehrs auf rund 4500 Autos am Tag bringen, würde die Stadt die Fahrbahn zwischen Löwen- und Bärenkreisel halbseitig sperren.

Sperrung biete Chance
Einige Schritte weiter geht bekanntlich die Initiative für den autofreien Boulevard. Deren Vertreter, Stadtrat Daniel Moos, fasste die Argumente zusammen, die 1200 Kreuzlinger Stimmbürger überzeugen konnten. «Etwa 40 Prozent aller Stimmberechtigten», so Moos. Stadtrat Dörflinger bezweifelte, dass die Initianten Gewerbler und Anwohner berücksichtigt hätten. «Manche können damit leben, manche nicht», sagte Moos. Für ihn bietet die Sperrung des Boulevards auch die Chance, neue Geschäfte anzusiedeln. Entgegen allen anderen befürwortet Moos als Standort für den neuen Bushof den Bahnhof. «Dieser Bus ist abgefahren», ist sich SP-Gemeinderat Walo Abbegglen sicher.

Moos brachte auch ein Parkleitsystem ins Spiel. «Extrem teuer», so Stadtrat Dörflinger. Zudem würden Vekehrsteilnehmer aus Kreuzlingen nicht auf Schilder achten. «Die meisten Leute kennen sich aus und wissen genau, wie sie wohin kommen.» Das war Wasser auf die Mühlen von Daniel Moos und seinen Mitinitianten: «Eine Steilvorlage für uns», jubelte er. «Wir bieten eine einfache Lösung, die auch im Vollzug günstig ist und keine Schilder braucht.» Die Diskussionsrunde zeigte, zum Boulevard ist noch lange nicht alles gesagt, vor allem nicht von jedem.

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One thought on “«Niemand schaut auf Schilder»

  1. Bruno Neidhart

    Ein fürchterliches Durcheinander am Beispiel „Neuer Bushof“: Früher hiess es mal seitens der Stadt, eine Platanenreihe müsse verschwinden, dann kommt ein auswärtiger „Experte“ und stellt klar, mitten auf der Strassenfläche zwischen Bären und Löwen sei die richtige Lösung, und gleich kontert der Baustadtrat und meint, auch bei ihm käme nun mehr keine Platanenreihe weg, dagegen die Kurzzeitparkplätze an der Parkstrasse. Seine Idee also: Ein um 90 Grad abgewinkelter Bushof. „Wie es Euch gefällt“, heisst es da bei Shakespeare! Dabei ist das Hauptproblem, der „verunglückte Boulevard“, noch nicht mal angesprochen.

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