Von Hochgefühlen und tiefen Abstürzen
Kreuzlingen – Mit einem Ein-Mann-Theaterstück machte die Offene Jugendarbeit Kreuzlingen vergangene Woche auf die Gefahren des Drogenkonsums aufmerksam. Sechs Sekundarschulklassen sahen die zwei Aufführungen des präventiven Theaterstücks im Jugendhaus an der Seestrasse.

Paranoid: Wolfgang Sosnowski demonstriert, wie er Schüler in einem Bus mit einer Pistole bedroht hat – er dachte sie seien Spitzel des BKA. (Bild: kb)
Wer Drogen nimmt wird nicht nur sich selbst schaden, sondern auch seinen Angehörigen und Freunden viel Kummer und Sorge bereiten. Dass dies so ist, hat Wolfgang Sosnowski am eigenen Leib erfahren. Zehn Jahre lang war er süchtig, genauer gesagt polytoxikoman. «In meiner Jugend habe ich sehr viele verschiedene Drogen genommen. Von Haschisch über LSD und Kokain bis hin zu Amphetaminen und Medikamenten», erklärte er.
Erst durch seine Einlieferung in die Psychiatrie hat er den Teufelskreis überwinden können. «Schon damals war mir klar: Wenn ich das schaffe, möchte ich junge Leute über die Gefahren des Drogenkonsums aufklären», sagte Sosnowski. Und genau das tut der heute 49-Jährige mit seinem Theaterstück «Toxi.Man». Dafür erhielt er Auszeichnungen, unter anderem von der Drogenbeauftragten der Bundesrepublik Deutschland.
Mit einem Joint fing alles an
Im Jugendhaus war Wolfgang Sosnowski allein auf der Bühne, neben ihm stand nur ein Fernseher. Er erzählte von der Clique, zu der er gehören wollte. Hier begann alles mit einem Joint. Wolfgang war 16. Schon bald wurde die Neugier grösser.
Zwischendurch schaltete sich der Bildschirm ein, durch den seine Freunde von damals, gespielt von Gerd Zinck, mit ihm kommunizierten. So lernten die Zuschauer zum Beispiel Gandhi kennen. Er hat Wolfgang gezeigt, wie man sich Heroin spritzt, dann kam er bei einem unter Drogeneinfluss selbstverursachten Autounfall ums Leben – Wolfgang überlebte knapp. Sosnowski: «Erst fühlte ich gar nichts, dann kamen Schmerz und Trauer, die ich wieder mit Drogen runtergespült habe.» Die jungen Zuschauer erfuhren eindrücklich, was Drogen mit einem Menschen anstellen. Wolfgang erzählte nicht nur, er demonstrierte Hochgefühle und tiefe Abstürze, paranoide Handlungen und kompletten Selbstverlust. Weil er alles am eigenen Leib erlebt hat, wirkte seine Darstellung hautnah und authentisch. Sein Wille aufzuklären ist nicht gespielt.
Jeder trägt Verantwortung
«Seit 22 Jahren bin ich clean», sagte Sosnowski nach dem Stück. Wie schwer es war, wieder in den Alltag zurückzufinden, wollte eine Schülerin wissen. «Ohne Anlaufstelle, wie es hier die Perspektive Thurgau ist, hätte ich es nicht geschafft», so Sosnowski. Erst mit 30 habe er einen Job begonnen. Er machte auf die Verantwortung aufmerksam die jeder hat, wenn er merkt, dass ein Freund oder Bekannter Drogen nimmt. «Ihr könnt euch jederzeit an uns wenden», ergänzte Susanne von Streit von der Perspektive Thurgau (Stelle Kreuzlingen).