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Schulweg: Und die Sorge läuft mit

Kreuzlingen – Wenn sich die Sprösslinge allein auf den Weg zur Schule oder in den Kindergarten machen, sind Eltern oft alles andere als entspannt. Die Sorge, dass ihrem Kind im Strassenverkehr etwas zustossen könnte, ist gross, ebenso der Ärger auf manch einen rabiaten Autofahrer. Doch wie lässt sich die Strasse sicherer machen? Besorgte Eltern haben sich zu Wort gemeldet und rufen auf zu mehr Rücksichtnahme.

Der Weg vom Schulhaus Rosenegg zum Hort am Bachweg führt entlang der viel befahrenen Bären- und Bachstrasse. (Bild: kb)

Der Weg vom Schulhaus Rosenegg zum Hort am Bachweg führt entlang der viel befahrenen Bären- und Bachstrasse. (Bild: kb)

Pünktlich um 11.45 Uhr läutet die Schulglocke im Primarschulhaus Rosenegg. Kinder strömen auf den Schulhof und machen sich auf den Heimweg, andere verbringen noch etwas Zeit im Hort am Bachweg. Während Kindergartenkinder auf diesem Weg von den Betreuerinnen begleitet werden, sind Kinder ab der ersten Klasse auf sich allein gestellt. «Das hat uns sehr überrascht», erzählt ein besorgtes Elternpaar aus Kreuzlingen, deren sechsjährige Tochter drei Mal in der Woche den Mittag dort verbringt.

Ein gefährlicher Weg
Der Weg, um in den Hort zu gelangen, wird von zwei viel befahrenen Strassen begleitet – der Bären- und Bachstrasse – für Fussgänger verengt sich am Kreisel der Gehsteig. Die Mutter ist sich sicher: «Für Kinder ist der Weg sehr gefährlich. Es wird kaum darauf hingewiesen, dass hier Schulkinder unterwegs sind. Dazu kommt, dass nicht jeder Autofahrer immer aufmerksam auf Zebrastreifen achtet. Viele fahren auch einfach zu schnell.» Zusammen mit einer anderen Mutter habe sie sich schon abgewechselt, um die Kinder zu begleiten. Da sie berufstätig ist, sei es aber nicht immer möglich.

«Uns ist bewusst, dass ein Kind den Weg alleine gehen können muss», ergänzt der besorgte Vater und lobt die Leuchtdreiecke, welche die Kinder um den Hals tragen. Ebenso wie den Besuch des Verkehrspolizisten, der bereits im Kindergarten das Verhalten im Strassenverkehr erklärt. «Doch auch die Autofahrer müssen vermehrt auf die Schulkinder aufmerksam gemacht werden.»

«Ich war entsetzt»
Mit ihrer Sorge ist das Elternpaar nicht allein. Bianca Bosch zum Beispiel spricht von «hanebüchenen Situationen und Rücksichtslosigkeit», welche sie zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn auf dem Weg von Zuhause in den Kindergarten am Bachweg bereits erlebt hat. Knackpunkte auf der Strecke sind für sie die Überquerung des Boulevards sowie die Kreuzung Sonnenstrasse/Marktstrasse/Marktweg. Nur ungern lässt sie ihren Sohn alleine laufen: «Es gibt viele Autofahrer, die nicht auf Kinder achten. Dass Fussgängern und Velofahrern auf dem Boulevard der Vortritt meist nicht gewährt wird, habe ich oft genug am eigenen Leib erfahren. Und erst vor kurzem haben mein Sohn und ich an besagter Kreuzung gesehen, dass eine Autofahrerin vor drei anderen Kindergartenkindern, die bereits daran waren, die Sonnenstrasse zu überqueren, hupend vorbeischiesst – ich war entsetzt. Häufig wird das Tempo-30-Limit in dieser Strasse missachtet.»

Appell an Autofahrer
Bianca Bosch weiss um die Verantwortung, die sie für ihr Kind im Strassenverkehr trägt. «Uns Eltern ist auch bewusst, dass wir unsere Kinder nicht vor allen Gefahren schützen können. Aber es sollte mal wieder einen Appell an alle Autofahrer geben. Gerade jetzt in den dunklen Morgenstunden, da Kinder trotz Leuchtwesten manchmal schwer zu sehen sind.»

Beide Eltern fragen sich nun: Wie lässt sich der Verkehr für Kinder sicherer machen? Könnten mehr Schilder angebracht werden, welche auf Kinder aufmerksam machen? Wären Schülerlotsen, die zu den Stosszeiten den Kindern über die Strasse helfen, eine Lösung?

Schilder? Schülerlotsen?
«Das Thema Schülerlotsen haben wir bereits mehrfach diskutiert – zu einem befriedigenden Ergebnis sind wir jedoch nicht gekommen», informiert Schulpräsident Jürg Schenkel auf Anfrage. «Es bleiben immer die Fragen: Wer macht’s und ist bereit diese Verantwortung zu übernehmen?» Solche Neuerungen schaffen seiner Meinung nach auch eine vermeintliche Sicherheit. «Eine 100-prozentige Garantie gibt es aber nie.» Neben der Verkehrsschulung, die von der Schule angeboten wird, und einer sinnvollen Signalisation zur Verlangsamung des Verkehrs, erachtet es Schenkel daher als wichtig, dass Kinder von ihren Eltern für den jeweils spezifischen Schulweg bestmöglich vorbereitet werden.

Für den Langsamverkehr …
Dass es für Passanten in Kreuzlingen ab und zu gefährlich wird, ist auch dem Departement Bau der Stadt bewusst. Daher wurde die Projektgruppe «Langsamverkehrsprogramm» ins Leben gerufen, welche eine Liste mit Orten erstellt hat, an denen es für Fussgänger und Velofahrer gefährlich werden kann (wir berichteten). «Derzeit werden die Gefahrenstellen analysiert. Konkrete Massnahmen werden voraussichtlich erst gegen Ende des Jahres 2014 vorliegen», gibt Projektkoordinator Antonio Sarno Auskunft.

… und mehr Aufmerksamkeit
«In den Verkehr eingegriffen wird hauptsächlich an Brennpunkten, wo es immer wieder gefährlich für Fussgänger und Velofahrer ist. Das lässt sich unter anderem auch an der Unfallstatistik erkennen», sagt er. «Es ist auch schwierig, in ganz Kreuzlingen die Schul- und Kindergartenwege zu prüfen, da jedes Kind einen anderen Weg geht. Im Zuge der Analyse der Schwach- und Gefahrenstellen wird geprüft, ob Signalisationsverbesserungen bei Schulen und Kindergärten möglich sind.»

Antonio Sarno möchte die Eltern auch darauf hinweisen, dass die Sicherheit des Schul- oder Kindergartenweges von verschiedenen Faktoren abhängt. So zum Beispiel von der Anzahl der Fahrzeuge, von Geschwindigkeit und der Anzahl der Strassenquerungen, von Beleuchtung sowie Alter bzw. Reifegrad des Kindes. «Da gilt es, den besten Weg für das eigene Kind zu finden, einen Weg auf dem es sich wohl fühlt – das muss nicht immer der kürzeste sein», sagt der Projektkoordinator. So könnten beispielsweise Wege durch das Quartier statt an Hauptverkehrsstrassen entlang gewählt werden.

Es scheint eine verzwickte Angelegenheit zu sein, da heutzutage kaum jemand auf sein Auto verzichten kann oder mag, gleichzeitig viele Kinder sich zu Fuss auf den Weg zur Schule und in den Kindergarten machen. So bleibt – zumindest vorerst – der Appell der Eltern an alle Autofahrer: «Bitte achten Sie im Strassenverkehr vermehrt auf Kinder.»

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