AGATHU braucht mehr Platz
Kreuzlingen – Der Verein AGATHU – Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau – betreibt an der Kreuzlinger Bahnhofstrasse 2 einen öffentlichen Treff. Dieser ist regelmässig stark frequentiert und platzt aus allen Nähten. Seit mehr als zwei Jahren sucht AGATHU deshalb nach neuen Räumlichkeiten in der Stadt, bisher vergeblich.
Wer zum ersten Mal den Treffpunkt betritt, staunt über die vielen selbstgemalten Bilder von Flüchtlingen an den Wänden. Auf diese Weise haben bereits tausende Menschen ihre Einzelschicksale verarbeitet und sich ihre Erlebnisse von der Seele geschrieben. Um einen positiven Ausgleich zum engen, stressvollen Leben im Empfangszentrum zu haben, besuchen sie den Treffpunkt.
Hier gibt es kostenlos Getränke wie Tee und Kaffee, in der Weihnachtszeit wird auch gerne mal Gebäck gereicht. An sechs Computern können die Asylsuchenden gegen eine geringe Gebühr per Internet Kontakt in die grosse weite Welt aufnehmen, am liebsten natürlich zu Verwandten und Freunden in der fernen Heimat.
Beengte Platzverhältnisse
AGATHU-Präsident Karl Kohli und Treff-Leiterin Dominique Knüsel haben sich zusammen mit 50 bis 60 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in den Dienst dieser guten Sache gestellt. «Wir versuchen einfach, für diese Menschen da zu sein, ihnen etwas Halt zu geben», beschreibt Dominique Knüsel ihre Motivation. Die Bäuerin ist als einzige Mitarbeiterin angestellt, mit einem 40-Prozent-Pensum. Von allen Helfern ist sie am häufigsten vor Ort und kann deshalb die Situation am besten wiedergeben: «Wir haben sehr beengte Platzverhältnisse. Manchmal kommen wir mit unseren Tabletts kaum durch und können die Gäste fast nicht bedienen.»
In den Räumen stehen mehrere Tische mit Stühlen, hier halten sich vor allem in der kalten Jahreszeit sehr viele Flüchtlinge auf, um sich aufzuwärmen oder auch auf andere Gedanken zu kommen. Ein beinahe babylonisches Sprachgewirr erfüllt die Luft, für Dominique Knüsel ein wunderbares Gefühl. «Die Menschen geben uns sehr viel zurück», sagt sie. Und wenn dann noch Kinder mit ihren Bobbycars umherflitzen, ist das herrliche Chaos perfekt.
Keine besonderen Wünsche
Umso mehr erstaunt es den Verein, dass die Suche nach neuen Räumlichkeiten derart schwierig verläuft. «Seit mindestens zwei Jahren bemühen wir uns schon und sind mit zahlreichen Hausbesitzern in Kontakt getreten, ohne Erfolg.» Dabei ist der Verein ziemlich anspruchslos. Ungefähr 160 Quadratmeter sollten es sein, gerne auch auf mehreren Etagen verteilt und im Umkreis von maximal einem Kilometer ums Empfangs- und Verfahrenszentrum herum.
Neue Liegenschaften scheiden wegen zu hoher Mietpreise aus und in die Hauptstrasse möchte der Verein erst gar nicht, um keine unnötigen Probleme zu verursachen. «Infrage kommen eine Gewerbe- oder Wohnliegenschaft, die gemietet oder gekauft werden könne», würde sich Kohli über Angebote freuen.
Ihm ist natürlich auch klar, dass viele Menschen keine Flüchtlinge in ihrer Nähe, und schon gar nicht im Haus haben wollen. Diese Ressentiments und Berührungsängste seien meist fehlender Begegnung geschuldet. «Wir laden alle gerne zu uns ein, sich ein Bild von unserer Arbeit zu machen.»
Öffnungszeiten des Treffs: Montag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr. Weitere Infos: www.agathu.ch