Konstanz prüft Verkehrsalternativen
Konstanz – Wasserbus, Seilbahn, Strassenbahn: Der Gemeinderat berät am 30. Januar, welche ÖPNV-Angebote weiter verfolgt werden sollen.
Wasserbus, Seilbahn oder Stadt- beziehungsweise Strassenbahn? Welches umweltfreundliches Verkehrsmittel ist am geeignetsten, um die Konstanzer Innenstadt vom Autoverkehr zu entlasten? Über die weitere Prüfung der ÖPNV-Alternativen Wasserbus, Seilbahn und Strassenbahn berät der Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. Januar ab 16 Uhr im Ratssal.
Der vom Gemeinderat am 19. Dezember beschlossene Masterplan Mobilität Konstanz 2020+ empfiehlt als mittel- bis langfristige Perspektive den Ausbau des Schienenangebots (Stadt-/Strassenbahn). Zudem soll geprüft werden, ob Wasserbusse und/oder Seilbahn eine sinvolle Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot darstellen.
Wasserbus
Für den Einsatz von Wasserbussen spricht deren Unabhängigkeit von anderen Verkehrsarten. Zudem können einzelne Ziele direkter als über dem Landweg miteinander verbunden werden. Weiterer Vorteil: der Fahrweg ist bereits vorhanden, lediglich die Haltestellen (Steganlagen) müsen eingerichtet und Fahrzeuge angeschafft werden. Nachteil der Wasserbusse sind die niedrigen Fahrgeschwindigkeiten sowie die voraussichtlich höhere Anschaffungskosten für die Fahrzeuge. Für externe Gutachten zur Prüfung dieser Alternative sind im Haushalt 2014 insgesamt 30000 Euro bewilligt.
Seilbahn
Ein gutes Beispiel für moderne Seilbahnen in mittelgrossen Städten ist die Seilbahn in Koblenz. Seilbahnen haben je nach System maximale stündliche Kapazitäten von 2.800 bis 8.000 Fahrgäste je Richtung. Die typische Betriebslänge liegt zwischen einem halben und fünf Kilometern. Die durchschnittliche Betriebsgeschwindigkeit liegt zwischen 18 und 30 Kilometer in der Stunde.
Für den innerstädtischen ÖPNV in Konstanz sind diese Systemeigenschaften gut geeignet.
Derzeit finden Gespräche mit Anbietern statt, um die technische Machbarkeit und Integration in das städtische ÖPNV-Netz zu klären. Zudem wird zu den Einsatzmöglichkeiten von Seilbahnsystemen in Konstanz in 2014 eine studentische Bachelorarbeit an der HTWG erarbeitet. In Konstanz weisen insbesondere die Strecken von der Innenstadt zur Universität sowie von der Innenstadt nach Wollmatingen das für einen Strassenbahnbetrieb notwendige Fahrgastpotenzial auf.
Stadtbahn
Eine weitere Alternative ist die Stadtbahn. In Karlsruhe wurde erstmals 1992 eine Zweisystemstadtbahnlinie in Betrieb genommen. Zweisystemstadtbahnen nutzen im innerstädtischen Bereich Strassenbahngleise und werden mit Gleichstrom angetrieben.
Wesentliche Vorteile sind ein geringer Flächenverbrauch und die Möglichkeit, die Strecken auch bei beengten Verhältnissen direkt bis ins Stadtzentrum zu führen. Kreuzungen mit anderen Verkehrsmitteln können ebenfalls plangleich und ungeregelt oder lichtsignalgeregelt betrieben werden. Die Räumzeiten sind dann im Vergleich zu Bahnübergängen an Eisenbahnstrecken deutlich kürzer.
Über Systemwechselstellen können Zweisystemstadtbahnen aber auch auf das normale Eisenbahnnetz gelangen und hier bestehende Strecken und vorhandene Betriebsleistung mitnutzen. Hierdurch können relativ einfach grössere Netze aufgebaut werden, von denen neben dem Stadt-Umland-Verkehr auch stark der innerstädtische Verkehr profitiert.
Aus Sicht der Verwaltung ist innerhalb der Machbarkeitsstudie zur S-Bahn Konstanz auch die Variante Zweisystemstadtbahn zu prüfen.
Modelle zu erarbeiten
Die nächsten Schritt sehen vor bis zur Jahresmitte für sämtliche Alternativen Modelle zu erarbeiten und die technische Machbarkeit zu überprüfen. In der zweiten Jahreshälfte sollen die verschiedenen Varianten näher untersucht werden, so dass der Gemeinderat zum Jahresende die weitere Planung beraten kann.
Ist ja gut! Man kann alles „prüfen“. Dabei sollte man das Nächstliegende jedoch nicht verpassen: Die deutliche Ausweitung von separaten Spuren für die Busse. Dort wo sie bereits bestehen läuft es „öffentlich flott“. Und das Ganze lässt sich relativ schnell verwirklichen. Zudem sind Fehler zu korrigieren: So der von Beginn an nicht optimal verwirklichte Verkehr zur Universität im Mainauwald. Vom Norden und Osten her besteht überhaupt kein Zugang. Die Busse, welche die vielen Studenten (derzeit sind rund 10’000 eingeschrieben) zu transportieren haben, sind hoffnungslos überfüllt . Auch ein Fährverkehr über den Rhein (Höhe Pulverturm-Zentrum Petershausen) wäre wiedermal zu erörtern. Er bestand früher. Und die „Fehlkalkulation Bodanstrasse“ ist wirklich dringend zu fokussieren, die den heutigen Verkehr an Spitzentagen einfach nicht bewältigen kann, wo die „öffentlichen Busse“ ausgerechnet zum Bahnhof hoffnungslos im Privatverkehr stecken bleiben. Es sind also vor allem einige „Brennpunkte“ die zu korrigieren sind und auch relativ schnell verbessert werden könnten. Weitergehende Träume zwischen Seil- und Strassenbahn dürfen zwar angedacht werden, sind jedoch bis in die weite Zukunft hinein unrealistisch. Anders sieht es beim Verkehr auf dem Wasser aus. Konstanz hätte da eigentlich eine „Bringschuld“ als „Seestadt“. Dabei wäre neben dem Seerhein auch die Seebucht angesprochen und somit Kreuzlingen mit involviert.