Zum Thema «Neue Eiszeit»
Leserbrief – Anstatt die Verkehrsmassnahmen der Stadt Konstanz zu kritisieren und an den Symptomen «herumzudoktern», sollten einmal die Ursachen dieser Misere beleuchtet werden. (Rainer Schittenhelm, Kreuzlingen)
Dass sich KN jeden Samstag gegen den Verkehrskollaps wehren muss, ist nur allzu verständlich. Dass dann die «TG-ler» Umwege in Kauf nehmen müssen und Anwohner der Brückenstrasse sich belästigt fühlen, kann die konstanzer Verkehrsbehörde nicht wirklich interessieren. Dass zwischen Deutschland und der Schweiz ein grösseres Preisgefälle existiert ist hinlänglich bekannt und nicht zu ändern. Jedoch könnten hier einige Massnahmen zu einem sofortigen und merklichen Rückgang des überbordenden Einkaufstourismus führen.
Zu nennen wären hier die Einführung einer «Mindestmenge» z.B. im Wert von € 50 auf deutscher Seite um den MWST-Erstattungswahn einzudämmen und die deutschen Zöllner von der «Stemplerritis» zu befreien. Zeitgleich müsste auf schweizer Seite der Wert der Freimenge von CHF 300 drastisch auf z.B. CHF 100 reduziert werden. Dann würden wenigstens die «Langstrecken-Einkaufstouristen» aus ZH, LU und weiteren innerschweizer Kantonen fernbleiben. Das wäre auch im Sinne eine ökologisch und ökonomischen Verkehrspolitik.
Denn ausser den konstanzer Einzelhändlern erfreut sich wohl niemand der wöchentlich wiederkehrenden Völkerwanderung in Richtung Konstanz.
Mit „Dirigismus“ wurde noch nie ein „Verkehrsproblem“ gelöst. Hier an der Grenze würde das zudem nur „vermehrt zum Schmuggeln“ verleiten. Hatten wir schon. Und das „Preisgefälle“ ist eben bekannt, wie Herr Schittenhelm hier richtig bemerkt. Ein Rezept, das alle zufrieden stellen wird, ist leider nicht in der „Pipeline“. Dazu ist alles viel zu komplex. Es ist jedoch nicht zu bestreiten, dass Konstanz eben eine attraktive Einkaufsstadt ist und neben ihrem mittelalterlichen Charme vieles aufweist, was sie auch für Schweizer erlebenswert macht (Auch ganz ausserhalb des „Einzelhandelserlebnisses“!). Mehr oder weniger war das schon immer so – auch bereits im Mittelalter!. Durch die allgemeine Zunahme des Autoverkehrs und dem bessern Ausbau von Strassen, besonders auch nach dem Bau der A7, ist die Zufahrt zum Seeende noch einfacher geworden (mit dem Bau der Oberlandstrasse von und nach Osten wäre noch eine Steigerung möglich!). Und nun sind eben wirklich alle da! Das Registrieren von Autonummernschildern aus der halben Schweiz kann gar zum lustigen Kinderspiel werden. Weniger lustig ist, dass der Verkehr besonders zum Wochenende hin „brutal“ auf enge Zufahrtspforten zu den Parkplätzen prallt. Abgesehen davon, dass bereits im Prinzip für diesen „Sturm“ zu wenig Parkplätze ausgewiesen werden können. Dieses Dilemma könnte nur relativiert werden, wenn „das halbe Tägermoos“ – also etwa die 1000 Plätze des „Lago’s“ – zum Parken freigegeben und von dort der ÖPNV einsetzen würde. Aber das möchte nun wahrlich auch niemand. Zu bemerken ist, dass zum Beispiel der grosse P & R am Ende der Autobahnbrücke über den Rhein auf Konstanzer Seite nicht optimal angenommen wird. Wir sind eben verwöhnt, im Auto bis ins innenstadtnahe Parkhaus zu fahren. In vielen Städten ist das so. Neben anderen „Problemstellungen“ in diesem Zusammenhang hat es eben auch eine gesellschaftliche Komponente, wie wir damit umgehen. Ökologie und Ökonomie war aber noch selten Bestandteil grosser gesellschaftlicher Gruppen. Der Einzelmensch mit seiner persönlichen Entscheidung hat hier Vorrang, auch wenn dieser Entscheid einer übergeordneten, durchaus verständlichen Einsicht zu widersprechen scheint. Solange das so ist, wird der „Run“ auf attraktive Innenstädte – nicht nur in Bezug auf Konstanz – kaum nachlassen.