Praktikum in der ewigen Stadt
Kreuzlingen/Rom – Schüler der Pädagogischen Maturitätsschule unterrichteten in Rom.

Unser Bild zeigt (v.l.) Leoni Unger, Daniel Fleischmann, Vanessa Ippolito und Annina Näf. (Bild: zvg)
Leicht verschnupft kommen Daniel Fleischmann, Annina Näf, Vanessa Ippolito und Leoni Unger derzeit zur Schule. Drei Wochen haben sie in Rom gelebt, bei 15 Grad und gelegentlichem Sonnenschein – der Ostschweizer Winter hat sie jetzt kalt erwischt. Die Vier haben an der Schweizer Schule im Rom unterrichtet. «Es ist das erste Mal, dass wir ein Praktikum in Rom anbieten konnten», sagt Hans Amrhein, der Prorektor für Berufsbildung der PMS.
Die Römer dagegen arbeiten regelmässig mit Praktikanten von unterschiedlichen Pädagogischen Hochschulen der Schweiz zusammen. Im Sommer vergangenen Jahres wandten sie sich an die PH Thurgau in Kreuzlingen, doch weder die Inhalte noch die Termine passten mit der Ausbildungsstruktur an der PHTG überein. Glücklicherweise arbeitet Hans Amrhein auch an der PH als Koordinator der berufspraktischen Ausbildung.
Keine Folklore-Veranstaltung
Als er von dem Praktikumsangebot erfuhr, dachte er sofort an «seine» Viertklässler, die jeden Winter während drei Wochen unterrichten – normalerweise in der Ostschweiz. Doch diesmal durften vier der 120 Schülerinnen und Schüler in die italienische Hauptstadt. «Es war uns von Anfang an klar, dass das keine Folklore-Veranstaltung werden würde», betont der Pädagoge. «Die Schüler, die in Rom waren, mussten die gleichen Lehr-Erfahrungen machen wie diejenigen, die im Thurgau in eine Klasse kamen. Die Lehrer an der Schweizer Schule in Rom kommen selbst aus der Schweiz – sie kennen unsere Anforderungen an einen Praktikumsplatz und können unsere Schüler dementsprechend fördern und fordern.»
Nominell war also alles einem normalen Berufspraktikum vergleichbar, in dem die Schüler erfahren sollen, ob sie wirklich Freude am Lehren haben und in dem die Lehrer erfahren, ob der Schüler tatsächlich die Voraussetzungen für den Lehrberuf mitbringt. Trotzdem war einiges anders. «Wir mussten uns um die Praktikumsplätze bewerben», erzählt der 19-jährige Daniel. «Es wollte wohl rund ein Dutzend Schüler nach Rom.»
Unterricht auf deutsch
Genommen wurden diejenigen mit guten Noten und mit hervorragenden Bewertungen aus dem ersten Praktikum. Italienisch-Kenntnisse spielten keine Rolle, denn die Praktikanten sollten auf Deutsch unterrichten. «Wir wussten, dass wir den Schülern einiges zumuten», sagt Hans Amrhein. «Die Lehrmittel sind anders, die Kinder in der Schweizer Schule in Rom sprechen zum Teil erst wenig deutsch, die Praktikanten mussten ihren Alltag abseits der Schule weitgehend alleine organisieren.»
Die Schule stellt für Praktikanten eine kleine Wohnung zur Verfügung, die allerdings eine halbe Stunde entfernt vom Arbeitsort liegt. Alltägliche Aufgaben wie Einkaufen oder Kochen mussten die Jugendlichen selbst übernehmen. Daniel, Annina, Vanessa und Leoni haben diese Herausforderungen mit Bravour gemeistert. Sie haben nicht nur gute Zeugnisse von den betreuenden Lehrpersonen mit nach Hause gebracht, sie sind auch übereinstimmend der Meinung, dass die Zeit in Rom eine grossartige Erfahrung gewesen ist. Es sei es wert gewesen, die Skiferien dafür zu opfern, sagten sie übereinstimmend. «Wir wären alle gern auch noch länger geblieben», so die 18-jährige Vanessa, und Annina fügt hinzu: «Statt Ski zu fahren haben wir in unserer Freizeit alle Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen können».
Wichtiger aber sei allen die Erkenntnis, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen eine Schulklasse unterrichten können, wie Leoni sagt: «Ich wusste anfangs nicht, was auf mich zukommen würde – weder von den Schülern, noch von den räumlichen Voraussetzungen her. Doch sobald ich einmal begonnen hatte, ging alles ganz gut.»
Privatschule
Die Schweizer Schule Rom ist eine staatlich anerkannte Privatschule, die Schüler vom Kindergarten bis zur Matura nach schweizerischem Lehrplan unterrichtet. Sie wurde 1946 gegründet und wird zu gut einem Drittel von Schweizer Schülern besucht. Die Mehrzahl der Schüler hat einen italienischen Pass. 50 Lehrer (meist aus der Schweiz) kümmern sich um rund 500 Kinder. Das Schweizer Innenministerium übt die Oberaufsicht aus und der Kanton St. Gallen ist als Patronatskanton für die Lehrpläne und die Didaktik verantwortlich.