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Hallenbad: Wir müssen diskutieren

Kreuzlingen – Das Projekt Hallenbad wurde Anfang Dezember des letzten Jahres vorgestellt, seither herrscht Stillschweigen von allen Seiten. Doch die Botschaft des Stadtrates ist erstellt und die gemeinderätliche Kommission befindet soeben darüber. (Paul Stähli, Kreuzlingen)

Der Gemeinderat behandelt das «Geschäft» in seiner Sitzung vom 20. März. Was aber bisher erstaunt: Es findet keinerlei Diskussion statt. Wenn man mit Leuten spricht, so hört man nur kurze Meinungen darüber wie «zu teuer, zu gross, am falschen Platz – wenigstens ein gutes Projekt». Ein Abwägen findet nicht statt. Es gibt kaum eine Waagschale für Argumente, die den Nutzen für eine «Schulstadt Kreuzlingen», den Sinn für eine «Seestadt Kreuzlingen» oder die Frage der «Grenzstadt Kreuzlingen» aufnehmen könnte.

Wir müssen vor einer Volksabstimmung jedoch vertieft diskutieren können, was hinter einer Vorlage steckt – und das frühzeitig, wenn unsere Vertreter Gemeinderätinnen und Gemeinderäte darüber debattieren sollen. Dazu ist es reichlich spät. Darf man denn nicht schon wissen, wie sich der Kanton verhält, ob und wann er sein Hallenbad in der Pädagogischen Maturitätsschule aufhebt oder Spital und Gemeinde Münsterlingen, wenn ihr Bad geschlossen wird?

Man wird in eine Diskussion einbeziehen müssen, dass die Stadt das Hallenbad von der Schulgemeinde zuerst übernehmen muss, dass dann allein im Raum des zentralen Schulcampus in Kreuzlingen über 3000 Schülerinnen und Schüler den nahen Schwimmunterricht nutzen können, dass bei einem 50m-Becken durch eine Unterteilung die Kapazität verdoppelt und in welcher Weise ein Wellnessbereich die Erträge beeinflussen würden.

Die Millionenzahl der Kosten muss abgewogen werden, mit dem möglichen langfristigen Standortvorteil, mit den Kostenbeiträgen der Nutzer und auch mit der Beteiligung der Nachbargemeinden. Es ist für diese heute opportun, sich als Sparer zu zeigen. Es hat sich jedoch beispielsweise bei der Schul- und Stadtbibliothek Büecherbrugg gezeigt, dass, wenn der Betrieb einmal läuft, mit den detaillierten Besucherzahlen vernünftige Beiträge erwirkt werden können. Für all das braucht es das Gespräch und die Diskussion. So kommt man vom Abwägen zum Abmessen, vom Einschätzen zum Beurteilen.

Wie können die Gemeinderäte, welche ja unsere Volksvertreter sind, in der nächsten Gemeinderatssitzung Stellung nehmen, wenn das Anliegen im Volke kaum diskutiert wurde? Das Stillschweigen begünstigt Vorurteile. Es wäre dann möglich, dass nach der Bushofabstimmung so alle Xentrum-Projekte Schiffbruch erleiden könnten – dann bleibt ein finanziell reiches, aber als Standort armes Kreuzlingen übrig.

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One thought on “Hallenbad: Wir müssen diskutieren

  1. Bruno Neidhart

    Die Welt würde nicht zusammenfallen, wenn das PMS-Bad ausfallen und auch das Spital-/Gemeindebad in Münsterlingen geschlossen würde und nur noch sommers diesbezügliche Aktivitäten in offenen Bädern oder im See möglich wären. Vernünftig wäre eine solche Entwicklung besonders aus gesundheitlicher, sozialer, schulischer und allgemein gesellschaftlicher Sicht allerdings kaum!

    Wenn nun die Stadt/die Schule Kreuzlingen ein grosses „Ganzjahres-Zentralbad“ zu bauen beabsichtigt (mit „gewisser Beteiligung“ von Aussengemeinden), so handelt es sich bei den „gehobenen Kosten“, die ein solches Projekt nicht nur zur Erstellung, sondern auch im Jahresbetrieb mit bestimmen würden, wahrlich um ein „Halbjahrhundertprojekt“. Und das sollte wirklich in ganzer Breite diskutiert werden, wie Paul Stähli fordert.

    Die laufende „Zentrumsplanung“ krankt übrigens dann, wenn zu einem Projekt jeweils keine Alternative angeboten wird (wie neulich beim „Busbahnhof“). Und so wäre es sinnvoll, für eine viel grössere Aufgabe, beim zu verwirklichenden „Zentralbad Egelsee“, auch eine diesbezügliche Alternative anbieten zu können. Sie ist zu diskutieren. Scheitert eine einzelne Vorlage, wird der Kern des Inhalts, wie er vorgestellt wird, jeweils kaum grundsätzlich in Abrede gestellt, besonders wenn es sich um Bedürfnisse handelt, wie sie z.B. auch bei einem Bad für viele gesellschaftliche Belange wirksam werden könnten.

    Diese Belange sind allerdings zu differenzieren. Dabei zeigt sich im Zusammenhang rasch, dass es sich beim vorliegenden Projekt nur um ein „multifunktionelles Hallenbadprojekt“ handeln kann, sind doch zwischen dem wichtigen Schulsport, Leistungssport, Freizeitsport, Wellness, usw. unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen. Damit ist bereits angedeutet, dass es Prämissen gibt, die nicht „weg zu planen“ sind, dabei natürlich auch die Kostenstruktur beeinflussen.

    Geht es um den Standort einer solchen (Ganzjahres-) Anlage, so ist sie im Bereich des grossen „Schulcampus“, zu dem benachbart auch „Egelsee“ zählen kann, sicher nicht ganz falsch angesiedelt, um besonders die Belange der vielen Schulen zu berücksichtigen. Auch für auswärtige Schulen, die mit Bahn/Bus anreisen, ist die Örtlichkeit stimmig. Für den „gehobenen Leistungs-Schwimmsport“ wäre der Stadtort ebenso gegeben, da das bereits vorhandene „Egelsee“-Badebecken als Ein- und Ausschwimmbecken dienen kann, was nach internationalen Sportregeln vorgeschrieben ist. Für den Freizeitsport, wie für Wellness, wäre der Standort eher unwichtig, doch lässt sich beides funktionell, wirtschaftlich und ingenieurtechnisch wohl gut in die grosse Gesamtanlage integrieren.

    Dass das Projekt der Weinfelder Architekten, welches die Jury überzeugte, in seinem Gesamtkontext stimmig ist, alle funktionellen Anforderungen gut erfüllen kann (trotz der Enge des Baugebiets!), steht weniger im Zweifel, als die Kostenseite. Nur ist diese eben – neben der Grösse der Anlage – besonders der multifunktionellen Aufgabe geschuldet, was nun einmal in der Absicht verwirklicht liegt, ein möglichst breites Angebot der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.

    Alternative Möglichkeiten bieten sich allenfalls im „Hörnli“-Sommerschwimmbad an. Das vorhandene 50-Meter Becken wäre als „Ganzjahresbecken“ (mit schwimmsportlich eingeschränkten Möglichkeiten – siehe oben!) umzugestalten, sommers vielleicht in offener Form gehalten. Dabei wären auch Umbauten bei den Hochbauten notwendig, um z.B. genügend Umkleide- und Funktionsräume (etwa für den Schulsport) im unmittelbaren Bereich des Beckens zur Verfügung zu stellen, usw. Was Freizeit und Wellness betrifft, könnte das vorhandenen „Egelsee“ eine Auffrischung mit entsprechender Erweiterung erfahren. Dieses Bad eignet sich – kapazitätsbedingt – nur eingeschränkt für den Schulsport, jedoch kaum mehr für heutige Schwimmsporterfordernisse. In diesem Zusammenhang wäre noch anzumerken, dass mit dem Begriff „Thermal“ beim vorhandenen Egelseebad erstaunlich „zart“ umgegangen wird. Besonders in Sachen „Wellness“ wäre da wohl mehr Potential vorhanden.

    Die anfallenden Erstellungs- und Betriebskosten sind sowohl beim vorhandenen Projekt „Campus/Egelsee“, wie bei allfälligen „Alternativen“, politisch zu hinterfragen – in den Räten, bei den Parteien, bei den Wählern. Auch ist zu erörtern, wie die Anlage, käme sie in der vorgezeigten „grossen Form“ zur Verwirklichung, in das „positive Bild Kreuzlingen“ hinein zu wirken vermöchte, welche Synergien, welche Zusammenhänge mit der aufstrebenden Stadt auszumachen wären (die sich bekanntlich auch „Sportstadt“, „Schulstadt“, usw., zu nennen pflegt).

    Man kann sich auch Gedanken darüber machen, was allenfalls nicht verwirklicht werden könnte, wenn die Stadt finanziell im kommenden Jahrzehnt – und darüber hinaus – durch diese grosse Zukunftsinvestition zu stark gefordert wäre. Und man kann sich ebenso fragen, was man mit einem nicht investierten „Badegeld“ in der Stadt alles „anstellen“ könnte. Dies sind nur einige ebenso zu erörternde, politisch-gesellschaftliche Fragestellungen.

    Das Thema liegt also offen da. Auch für Kreuzlingen gilt selbstverständlich: Nur ein gemeinsamer „Wille“ schafft Zukunft. Fehlt dieser Wille, geht die Stadt zwar nicht unter, doch man ist gut beraten, auch stets zu argumentieren, dass sich heutzutage eine moderne Stadt eben auch „in vergleichbarer Konkurrenz“ befindet. Und die schläft wahrlich nicht, schaut man sich um. Eingeschlossen beim „grossen Nachbarn“.

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