Abnehmen – die Lösung steckt in den Genen
Eigentlich habe ich mich immer recht wohlgefühlt in meiner Haut. Okay, Körperumfang und Gewicht nahmen bei abnehmender Bewe-gungsintensität und gleichbleibender Nahrungsaufnahme über die Jahre zu. Ab und zu war mal eine neue Hose mit grösserer Bundweite fällig. Und das trotz regelmässigen Trainings im Fitnessstudio. Dort bin ich auf ein ganz besonderes Programm aufmerksam geworden – Abnehmen nach Genen.

Nur Obst und Gemüse müssen nicht sein. Beim Abnehmen spielt die genetische Veranlagung eine grosse Rolle. (Bild: Archiv)
Mit Hilfe einer Genanalyse in einem speziellen Labor wird ein umfangreicher Bericht erstellt, in dem sowohl problematische Nahrungsmittel als auch Handlungsempfehlungen gegeben werden. Dafür musste ich eine Speichelprobe abgeben, die dann eingeschickt und ausgewertet wurde.
Nach etwa vier Wochen hielt ich das Ergebnis in der Hand, leider fiel es zu Ungunsten für mich aus. Denn gerade die Nahrungsmittel und Stoffe, die den Grossteil meiner bisherigen Ernährung und Lebensgewohnheit ausmachten, sollte ich künftig eher meiden – oder einfach mehr Kalorien verbrennen.
Mehr Energie verbrauchen
«Negative Energiebilanz», lautet dabei das Motto. Also mehr Energie verbrauchen, als über die Ernährung aufgenommen wird. Der Körper kann dieses Defizit nur ausgleichen, indem er eigene Reserven angreift. Wenn ich nicht weiter aus dem Leim gehen und mir alle paar Monate neue Hosen kaufen wollte, hatte ich also zwei Möglichkeiten: Entweder so essen, wie bisher, dafür aber mehr und intensiver bewegen und Muskelmasse aufbauen, oder die Nahrungsaufnahme bewusster gestalten, dafür aber auch öfter mal auf dem Sofa faulenzen. Da ich Variante eins auf Grund beruflicher (Schreibtischarbeit) und familiärer Situation (zwei kleine Kinder, wenig Zeit für Fitness) ausschloss, entschied ich mich ganz spontan und aus dem Bauch heraus für die zweite.
Und die hatte es in sich. Denn mein Gesundheitsbericht nach der Genanalyse listet detailliert auf, was ich künftig meiden solle. Zu allererst Kohlenhydrate. Und das ist nicht etwa nur der Zuckerwürfel im Kaffee – darauf hätte ich ja vielleicht noch verzichten können. Nein, auch Backwaren aller Art, Reis, Nudeln und natürlich meine heissgeliebte Schokolade. Doch da- mit nicht genug. Leider reagiere ich auch noch auf Fette und Öle, wenn auch nicht so stark. Dafür könnte ich ständig Milchprodukte, Fisch und tierische Lebensmittel zu mir nehmen. Im Prinzip Schnitzel drei Mal am Tag, nur nicht paniert. Auch Obst und Gemüse – mit wenigen Ausnahmen – wirken sich positiv aus.
Was die Genanalyse aber auch aussagt ist, dass bei mir der «Jo-Jo-Effekt» recht stark ausgeprägt ist. Das bedeutet, dass nach einer Gewichtsabnahme eine erneute -zunahme recht schnell erfolgt, wenn ich in alte Essgewohnheiten zurückfalle. Dafür habe ich kein starkes Hungergefühl – stimmt, ich bin eher ein Gelegenheitsesser (die berühmten Kekse in der Schreibtischschublade). Im Gegenzug ist mein Sättigungsgefühl äusserst schwach, das heisst, ich neige zum Überessen.
Geringer Trainingserfolg
Nicht gut fürs Geschäft eines Fitnessstudios ist die Feststellung, dass bei mir sportliche Aktivität als Strategie zur Gewichtsreduktion nur bedingt taugt. Mein Trainer sagte zu mir bei der Besprechung der Ergebnisse, er habe bereits Teilnehmer gehabt, bei denen Fitnessstraining überhaupt keinen Effekt hatte. Es gibt eben Menschen, die trainieren wie wild, bauen aber kaum Muskelmasse auf, um Kalorien zu verbrennen. Und es gibt Menschen, die werden bereits als Schwarzenegger geboren. Ich liege – wie so oft – genau in der Mitte zwischen beiden Extremen und bin ein klassischer «Mischtyp». Doch was soll ich tun, wenn ich mir jetzt nicht mal mehr die (Mozart-)Kugel geben darf?
Dauerhafte Ernährungsumstellung
Die Lösung heisst: dauerhafte Ernährungsumstellung. Und, obwohl bisher Kohlenhydrate aller Art den Grossteil meiner Ernährung bestimmten, verzichte ich tatsächlich weitgehend darauf. Um sie dafür an anderer Stelle, etwa Zucker im Kaffee oder eben mal ein Stück Schokolade – einsetzen zu dürfen. Nudeln allerdings habe ich jetzt schon seit Wochen keine mehr gegessen. Dafür viel mehr Gemüse als Beilage zu Fisch oder Steak.
Manchen Menschen machen Kohlenhydrate überhaupt nichts aus, sie reagieren zum Beispiel eher auf Proteine und hätten mit Milchprodukten aller Art ein grosses Problem. Wer also genau darüber Bescheid wissen möchte, welche Nahrungsmittel für sich selbst nachteilig sind, erhält durch eine Genanalyse genau Auskunft. Viele Fitnessstudios bieten eine solche an und arbeiten dabei mit Testlabors zusammen.
Wichtig dabei ist, dass die Ergebnisse mit einem Trainer oder Ernährungsberater besprochen werden. Als optimale Ergänzung zur Genanalyse wird eine Messung der Körperzusammensetzung empfohlen. Hier kann beispielsweise festgestellt werden, wie hoch der Anteil des viszeralen Fettgewebes ist, das sich zwischen den Organen ablagert und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Doch das ist ein neues Thema. Fortsetzung folgt.