Leidenschaft mit Schnur und Haken
Kreuzlingen – Um den Sportfischer-Verein Kreuzlingen ging es bei der jüngsten Führung zu «Kreuzlingen entdecken» am Mittwoch. Rund 20 Interessierte waren beim Bootshaus des Vereins an der Promenadenstrasse erschienen.
Wer allerdings gedacht hatte, es gehe mit Angel und Boot hinaus auf den See, um sein Glück mit Felchen, Egli & Co. zu versuchen, wurde enttäuscht. Auch keine bereits gefangenen Exemplare waren zu sehen oder zu essen. Carmen Ramos von der Stadtverwaltung Kreuzlingen als Veranstalter begründete dies auf Anfrage vor Ort damit, dass es keine Voranmeldung für diesen Anlass gab und man deshalb schlecht habe kalkulieren können. Stattdessen gab es immerhin den typischen Fischgeruch aus der vereinseigenen Fischküche, wo die Tiere verarbeitet werden. Und natürlich jede Menge Informationen zum Verein und Sportfischen aus dem Mund des neuen Präsidenten Alfredo Sanfilippo.
Der Sportfischer-Verein Kreuzlingen wurde am 7. Februar 1927 gegründet und zählt heute rund 150 Mitglieder aus Kreuzlingen und Umgebung. «Wir können aus Platzgründen keine neuen Mitglieder aufnehmen und haben eine lange Warteliste», bedauerte Sanfilippo die begrenzte Zahl an 90 Bootsliegeplätzen im vereinseigenen Hafen.
Gute Kameradschaft
Wer jedoch das Glück hat, Mitglied zu sein, könne sich einer guten Kameradschaft untereinander erfreuen. Diese werde bei diversen geselligen Vereinsanlässen übers Jahr hinweg auch stets gepflegt. Höhepunkt ist das alle zwei Jahre im August stattfindende Sportfischerfest, das Besucher aus der ganzen Region anzieht und selbst gefangene kulinarische Köstlichkeiten aus dem Bodensee bietet.
Auf welche Art und Weise diese aus dem Bodensee geholt werden können, wurde von Alfredo Sanfilippo ebenfalls thematisiert. Im Gegensatz zu den Berufsfischern, die vom Fischfang leben, betreiben die Sportfischer ihre «Leidenschaft» aus Liebe zur Natur. Ihre Verbindung zum Wasser besteht aus einer Angelrute und einer dünnen Schnur mit Haken. Neben der einfachen Fangmethode gebe es laut Sanfilippo auch etwas kompliziertere, wie etwa die oft und gerne praktizierte, grossflächige Schwemmfischerei mit mehreren Schnüren und Haken, oder die mittels Hegene auf Felchen oder Egli.
Fischen ohne Prüfung
Wer ein Boot hat, ist im Vorteil und kann die besten Fanggründe zielgerichtet anfahren. Vom Land aus gelte zwar das überkommene Recht des Freiangelns, also ohne Prüfung und Sachkundenachweis, doch sei der Fangerfolg dabei eher gering. Sanfilippo warb deshalb für die vom Sportfischer-Verein angebotene Prüfung. «Damit lernt man den richtigen Umgang mit den Angelgeräten und den Fischen und kann dann auch in der ganzen Schweiz Fischpatente lösen.»
Der Vereinspräsident ging auch auf die besondere Grenzsituation im Konstanzer Trichter ein: «Bis zu 25 Meter Wassertiefe kann man an das jeweils andere Land heranfahren und fischen.» Ein grosser Teil des Trichters ist allerdings an den Konstanzer Angelsportverein verpachtet. Hier gelte eine besondere optische Grenzlinie, die sich aus der Flucht von Konstanzer Bahnhofsturm und einem schwarz-weiss gestreifen Pfahl im Wasser ergebe.
Den Abschluss des Rundgangs bildete eine Führung durch die Ausstellung «Fische» im Seemuseum Kreuzlingen. Alt-Fischereiaufseher Kurt Eg- loff wusste hierbei allerei Wissenswertes über die schuppigen Bewohner des Bodensees zu berichten. So gab es wenigstens originalgetreue Fisch-Präparate zu sehen.