Kreuzlingen steigt weiteres Mal aus
Kreuzlingen/Konstanz – Alljährlich gibt es zum Abschluss der baden-württembergischen Sommerferien im Konstanzer Stadtgarten das überregional beliebte Kinderfest. In diesem Jahr aber erstmals ohne Unterstützung der Stadt Kreuzlingen.
Diese hat sich mit einer kurzen Nachricht ans organisierende Stadtmarketing Konstanz vom gemeinsamen Projekt verabschiedet. «Kurz vor Ostern wurde mir das Ende der Kooperation mitgeteilt, ohne Begründung», sagt Stadtmarketing-Geschäftsführer Hilmar Wörnle.

Das Kinderfest in Konstanz bietet jede Menge Spass, auch für Kinder aus Kreuzlingen. (Bild: Marc Diez-Prida)
Nicht nur ihm stellt sich nun die Frage, was die Stadt Kreuzlingen dazu bewogen haben könnte, ein weiteres gemeinsames Projekt mit Konstanz sterben zu lassen. Bekanntlich wurde ja in den vergangenen Jahren die Zusammenarbeit bei der Jungbürgerfeier und beim Neubürgerpaket von Schweizer Seite aufgekündigt. «Die 2000 Euro Zuschuss können es ja wohl nicht sein», argwohnt Wörnle.
«Verheerendes Signal»
Mit diesem Betrag hatte gemäss Stadtmarketing Konstanz die Stadt Kreuzlingen das Kinderfest in Konstanz zwölf Jahre lang unterstützt, und damit eher einen bescheidenen Beitrag zum Gesamtbudget von 30000 Euro geleistet. So geht es Wörnle auch vielmehr um das «verheerende Signal», das die Stadt Kreuzlingen damit aussendet. Bald beibe als gemeinsames Projekt nur noch die Sigismundtafel, und die ist als einmalige Veranstaltung zum Konziljubiläum konzipiert.
Mehr als 10000 Besucher, überwiegend Kinder bis 13 Jahre und ihre Eltern, konnte das Stadtmarketing in den vergangenen zwölf Jahren jeweils im Konstanzer Stadtgarten begrüssen und immer wieder waren auch unüberhörbar «Schweizer Stimmen» darunter, stellt Wörnle fest. Auch von den Ausstellern seien regelmässig eine ganze Reihe aus Kreuzlingen gekommen, etwa die Steiner-Schule, die ISKK, das Tanzzentrum der Musikschule oder Sportvereine, um auf sich und ihr Angebot aufmerksam zu machen. Alle Aussteller waren mit kostenlosen Mitmachaktionen wie Spielen, Basteln oder Showprogramm vertreten und verwandelten den Stadtgarten ins «grösste Spielzimmer am Bodensee».
Bewährtes Konzept
Auch ohne Stadt Kreuzlingen will das Stadtmarketing am bisherigen Konzept festhalten und rechnet mit weiterhin reger Beteiligung aus der Nachbarstadt, schliesslich stimmten Angebot, Rahmen und inhaltliche Ausrichtung des Festes. Klar ist, es findet auch künftig immer am letzten Sommerferienwochenende in Konstanz statt. «Doch das sollte die Schweizer Kinder nicht davon abhalten, nach Konstanz zu kommen», so Wörnle. Zum zehnjährigen Jubiläum sei sogar angeregt worden, das Kinderfest in Kreuzlingen zu veranstalten, was von dieser Seite aber abgelehnt worden sei.
Stadträtin Dorena Raggenbass sprach in der Kinderfest-Broschüre von 2013 übrigens von einem «traditionellen Spiel- und Begegnungsfest». «Grenzenlos» beziehe sich beim Kinderfest nicht nur auf die organisierenden Vereine, sondern auch auf das grosse Angebot. Das Kinderfest biete den Vereinen und Jugendlichen eine Plattform, kreative Beschäftigungen kennenzulernen, auszuprobieren oder zu vertiefen.
Kampfansage aus Konstanz
Die Stadt Kreuzlingen war allerdings der einzige Sponsor auf Schweizer Seite, alle anderen kamen aus der Konstanzer Wirtschaft. Hilmar Wörnle wurde zugetragen, dass dies eine «Kampfansage an die Kreuzlinger Geschäftswelt» sei, ähnlich wie beim Neubürgerpaket. Für ihn könnte darin ein Grund für den Kreuzlinger Ausstieg liegen. Welche Gründe es tatsächlich sind, ist bisher nicht bekannt. Von Stadträtin Raggenbass kam bis Redaktionsschluss am Mittwoch auf mehrfache Anfrage lediglich der Hinweis, dass sie das gemeinsame Kinderfest und die Zukunft dazu erst mit Konstanz besprechen wolle: «Dann werden wir gemeinsam die Zukunft bekanntgeben.»
Anders als die Stadt kehren Kreuzlinger Vereine und Institutionen dem Kinderfest nicht den Rücken, beispielsweise hat sich der EHC Kreuzlingen-Konstanz bereits angemeldet. Das Tanzzentrum der Musikschule macht diesmal aber eine Pause, was organisatorische Gründe hat: «Wir stecken mitten in den Vorbereitungen für unser Kindermusical im Juni», sagt Leiterin Sonny Walterspiel auf Anfrage. Für sie war es immer eine grosse Freude, am Kinderfest mit dabei zu sein und die Kinder zu unterhalten.
Die „ziemlich erkennbare Angst“ Kreuzlings vor Konstanz und seinen Aktivitäten sollte nicht davon abhalten, dass sich wenigstens die Kinder beider Städte, also die „Zukunft“, für einmal im Jahr gemeinsam auf einer überschaubaren Ebene zum Spielen und Werkeln begegne können. Kinder haben keine „Angst“. Warum vieles zwischen beiden Städten „Mühe macht“, ist unverständlich. An den fröhlichen Kindern beider Städte liegt es bestimmt nicht! Woran denn?