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Göttis präsentieren ihre Bunker

Tägerwilen – Der Verein Festungsgürtel Kreuzlingen lud gestern zu einer Bunkerwanderung im Westabschnitt des Festungsgürtels ein. Über hundert Interessierte bestaunten die stummen Zeugen aus dem zweiten Weltkrieg. (Werner Lenzin)

Schon der Auftakt zu gestrigen Bunkerwanderung begann beim Forsthof Tägerwilen militärisch: Heinz Nater präsentierte zusammen mit Peter Schütz und dessen Sohn Delio einen kampfwertgesteigerten Schützenpanzer M-113 mit einer Venomkanone aus dem Jahre 1989.  «Davon existieren heute schweizweit noch acht von den ursprüglich 332 Fahrzeugen», sagte Nater.

Bunkerwanderin Regula Hug lässt sich von Armin Eugster die Flab-Drillingskanone erklären. (Bild: Werner Lenzin)

Bunkerwanderin Regula Hug lässt sich von Armin Eugster die Flab-Drillingskanone erklären. (Bild: Werner Lenzin)

«Die heutige Wanderung führt bei idealen Wetterbedingungen in eine bekannte Gegend und heute wird ihnen vor Augen geführt, was die Mitglieder des Vereins Festungsgürtel Kreuzlingen jeden dritten Samstag freiwilligen leisten», begrüsste Josef Bieri die Teilnehmer. Der ehemalige Kreuzlinger Stadtammann ist seit elf Jahren Präsident des Vereins und erinnert sich daran, dass vorgängig in Zusammenarbeit mit dem Amt für Archäologie und dem zuständigen Departement intensive Verhandlungen für eine Erhaltung des Festungsgürtels stattgefunden haben. «Unser Ziel ist es, dieses repräsentative Beispiel aus dem Zweiten Weltkrieg für die Nachwelt zu erhalten und das Ganze zu dokumentieren», sagte Bieri. Dieses Jahr möchte er die Mitgliederzahl von 420 auf 500 erhöhen.

Drilling-Flabkanone 1943
Der Festungsgürtel Kreuzlingen hat eine Länge von 11,5 Kilometer und erstreckt sich von Triboltingen bis hinauf nach Lengwil und von dort hinunter nach Bottighofen. Gemäss Urs Ehrbar, Vorstandsmitglied des Vereins Festungsgürtel, konnten 35 Kampfbunker teilweise wieder ausgerüstet werden, dies dank dem grossen Einsatz der verschiedenen Bunkergöttis.

Zwei von ihnen sind Max Kunz und Willi Schneeberger, sie stellten ihren Bunker der von Hansjörg Huber, Gemeindeamman von Mattwil-Birwinken, geführten Gruppe vor. Es handelt sich hier um den einzigen der insgesamt 85 Bunker, der mit einer Seilwinde versehen ist. In der Strassenkurve zwischen Tägerwilen und Wäldi, unweit von dort, wo laut Gemeindeamman Martin Stuber 1499 die Schlacht von Schwaderloh stattfand, empfingen Werner Ilg und Armin Eugster die Gäste. Sie erhielten umfassende Informationen über den Einsatz der «Hispano-Suiza» Drilling-Flabkanone aus dem Jahre 1943 und deren Einsatz.

Unweit davon berichtete Götti Indergand über den Bunker 5644, in dem neben einem Beobachter eine Panzerabwehrkanone und ein Maschinengewehr Platz fanden. «Ich habe elf Stunden gespitzt und ein 8.5-Tonnen-Bagger hat zehn Kubikmeter Betonmaterial heraus genommen, bis wir vor anderthalb Jahren wieder den ursprünglichen Zustand hergestellt hatten», berichtete Bunkergötti Peter Indergand.

Unterkunftsraum im Untergeschoss
Wahre Bijous sind die beiden Bunker im «Glariszelghau», unweit des Tägerwiler Forsthofes, von Götti Heinz Kernen. Der zweigeschossige Bunker im Osten wurde laut Kernen 1938 ursprünglich für doppelflankierendes Feuer gebaut. Die Maschinengewehrscharte ist mit einem Schartenkopf geschützt. Der geschützte Eingang befindet sich auf der Rückseite und im Untergeschoss konnten die Teilnehmer der Bunkerwanderung den Unterkunftsraum besichtigen. Wie der Bunkergötti weiter ausführte, ist der Kampfraum des Infanteriestandes im Westen für ein Maschinengewehr mit Schartentopf eingerichtet. Der geschützte Eingang liegt auf der Seite und er Unterkunftsraum ebenfalls im Untergeschoss.

Im Anschluss an die Wanderung tauschten die Teilnehmer bei Käse-Hörnli, Siedwurst, Apfelmus und einem Gläschen Bunkerwein Erinnerungen und Erfahrungen aus bei einem gemütlichem Beisammensein.

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