«Je verschiedener wir sind desto besser»
Kreuzlingen – Sanjay Teeluck ist Schulleiter an der International School Kreuzlingen Konstanz. Im Interview spricht er über die Ausbildung, Philosophie und respektvollen Umgang an seiner Schule.

«Jedes Kind ist gut und sollte eine Chance erhalten», sagt Sanjay Teeluck, Schulleiter der International School Kreuzlingen Konstanz. (Bild: ek)
KreuzlingerZeitung: Ist Kreuzlingen so international, dass es eine International School braucht?
Sanjay Teeluck: Die Idee hinter der International School ist ja nicht nur, dass wir Kinder von global agierenden Familien unterrichten. Es geht darum weltoffene, aktive und verständnisvolle Menschen grosszuziehen. Natürlich unterrichten wir bei uns Kinder aus der ganzen Welt wie Südafrika, Thailand oder den USA. Doch die Mehrheit kommt immer noch aus der Region.
Was für Ausbildungen bieten Sie an der ISKK an?
Eigentlich die gesamte schulische Karriere. Von einem Vorschulprogramm über die Primarschule zur Sekundarstufe bis hin zum International Baccalaureate Diploma Programme. Das IB Diploma, welches man nach Abschluss dieses Programms erhält, entspricht der Schweizer Matura bzw. dem deutschen Abitur.
Warum schicken hiesige Eltern ihre Kinder an die ISKK und nicht an die Volksschule?
Nur schon in der Schweiz ist es ein Problem von einem Kanton in den anderen zu zügeln. In Zürich etwa ist das Mittelschulensystem ganz anders als bei uns im Thurgau. Hier können International Schools einen Umzug erleichtern. Unsere Lehrer sind zudem sehr engagiert und haben Zeit für die Schüler. Das Kind steht bei uns im Zentrum und wir gehen auf dessen Probleme und Nöte ein. So gibt es bei uns zum Beispiel kein Mobbing.
Kein Mobbing? Das hört sich für mich als ehemaligen Volksschüler unglaubwürdig an.
Kinder werden bei uns aktiv in die Erarbeitung der Regeln mit einbezogen. Die Bestrafungen gehen dabei von «Ströfzgi» bis hin zum Schulausschluss. So werden alle in die Verantwortung gezogen.
Werden die Kinder dann nicht verhätschelt? Gerade als Jugendlicher muss man sich auch mal mit Händen und Füssen wehren.
Das ist doch eine primitive Art sich zu verhalten. Wir lehren hier nicht das Prinzip «Auge um Auge», sondern einen demokratischen Weg, der Freiheiten für jeden vorsieht.
Aber ist es nicht ein natürliches Verhalten von Kindern mal zu rangeln?
Als Lehrer haben wir Einfluss darüber, dass Kinder über ihre Taten nachdenken. Es mag für einen Lehrer nicht der einfachste Weg sein, aber wir erinnern unsere Kinder immer daran, was sozial akzeptiert ist.
Was für eine Philosophie verfolgen Sie mit Ihrer Schule?
Jedes Kind ist gut. Man sollte ihm deshalb immer eine Chance geben. Wir versuchen in unserer Schule die Kinder wie in einer Familie willkommen zu heissen. Deshalb ist beispielsweise die Tür zu meinem Büro immer offen für Schüler. Wir vermitteln auch, dass Menschen aus anderen Kulturen vielleicht anders sind, aber gleichzeitig recht haben können.
Gibt es nicht Kinder, die ungern die Schule wechseln?
Doch, das gibt es ab und zu. Ich stelle den Eltern dann immer zuerst die Frage: Ist ihr Kind glücklich hier? Wenn nicht, macht es auch keinen Sinn, auf unserer Schule zu bleiben. Es ist auch wichtig, dass Kinder neben der Schule noch einen sozialen Austausch haben. Wenn ein Kind den ganzen Tag nur in der Schule ist und keine Zeit zum Spielen hat, ist das fatal.
Warum sind Sie eigentlich Lehrer geworden und geblieben?
Ich sehe mich nicht als Lehrer sondern als Lerner. Deshalb habe ich auch die halbe Welt bereist, um verschiedene Kulturen, Sitten und Psychen kennen zu lernen. Diese Erfahrung des lebenslangen Lernens versuche ich den Schülern weiter zu geben.