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Sorge ums Wohl der Mitarbeiter

Kreuzlingen – Wenn sich das Gemeindeparlament zu einem interfraktionellen Antrag durchringt, dann geht es meist um ein Thema mit grosser Tragweite oder Brisanz. In der Tat ist die Beschäftigung mit den Beschäftigten der Stadtverwaltung ein solches, greift es doch direkt in die Zuständigkeit des Stadtammannes ein.

(Bild: Thomas Martens)

(Bild: Thomas Martens)

Die Anfrage an den Stadtrat bezüglich Mitarbeiterbefragung liess bei der vergangenen Gemeinderatssitzung aufhorchen. Alle Fraktionen verlangten von der Exekutive Antworten darauf, ob die Stadt Kreuzlingen in den letzten Jahren Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit durchgeführt habe. Falls ja, welche Ergebnisse hat es gegeben und welche Massnahmen wurden daraus abgeleitet? Wie wurden die Ergebnisse kommuniziert? Zudem wollten die Gemeinderäte wissen, ob in absehbarer Zeit Befragungen geplant sind.

Diverse Befragungen
Stadtammann Andreas Netzle, der als Departementschef verantwortlich für das Personal der Stadt zeichnet, gab Auskunft. So habe die Stadt 2006 eine Mitarbeiter- und Managementbefragung gemacht, die Ergebnisse hätten alle eine «mittlere Zufriedenheit» der Beschäftigten ergeben.
2009 habe sich die Stadt an einer schweizweiten Umfrage zum Thema «Motivation von Angestellten im öffentlichen Sektor» beteiligt. Auch hier sei das Ergebnis zufriedenstellend gewesen. Aufgefallen sei ein «unterdurchschnittliches Feedback» von Vorgesetzten an die Mitarbeiter. Hierzu seien Massnahmen eingeleitet worden, man habe mit den Kaderleuten geredet.

2013 seien im Rahmen einer Organisationsanalyse Interviews nur mit dem Kader durchgeführt worden, dabei habe man persönliche Zufriedenheit und Stimmung im Team abgefragt. «Eine Zufriedenheits-Umfrage bei den Mitarbeitenden wurde in den letzten Jahren nicht durchgeführt, weil einerseits die Revision des Personalreglements und dann die Übergangsfrist der neuen Lohnordnung abgewartet werden sollte», teilt Netzle mit. Ende dieses Jahres sei beides abgeschlossen. Eine Befragung könnte demnach nächstes Jahr durchgeführt werden. «Der Stadtrat entscheidet darüber», so Netzle in der Gemeinderatssitzung

Unzureichende Antworten
Die Antworten gingen vielen Räten nicht weit genug. Wie unsere Recherchen ergeben haben, kommen vielen von ihnen seit Jahren immer wieder Beschwerden des Verwaltungspersonals zu Ohren. Es häuften sich Klagen über zunehmende Arbeitsbelastung, schlechtes Arbeitsklima und mangelnde Führungsqualitäten von Vorgesetzten.

Häufung an Beschwerden
Wie heikel das ganze Thema ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sich weder angefragte Mitarbeiter noch Gemeinderäte dazu namentlich zitieren lassen wollen. Da es sich aber um teilweise übereinstimmende Aussagen handelt, kann davon ausgegangen werden, dass bestimmte Vorkommnisse nicht jeglicher Grundlage entbehren. SVP-Fraktionspräsidentin Irène Herzog sagte angesichts der Häufung an Beschwerden, «das Mass ist voll», und ihr FDP/EVP-Kollege Christian Brändli weiss, dass sich die Unzufriedenheit «durch alle Ebenen» ziehe, «auch höhere Chargen».

Prozess in Gang setzen
Klar ist, dass der Gemeinderat sich in den Verantwortungsbereich des Stadtammanns nicht einmischen kann, aber auch nicht will. Missstände aufzudecken sei auch nicht Sache des Gemeinderates, so SP-Fraktionspräsident Ruedi Herzog: «Es geht uns eher darum, einen Prozess in Gang zu setzen, der den Beschwerden nachgeht.» Dabei müsse geklärt werden, ob das nur einzelne Stimmen seien, oder ob es sich um ein grosses Problem handele. Die Fraktionspräsidenten werden auf jeden Fall noch im Mai erneut zusammentreffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

«Defizite» wurden erkannt
Stadtammann Netzle nimmt zu den Vorwürfen wie folgt Stellung: «Die an einzelne Gemeinderäte herangetragenen Defizite wurden auch intern erkannt. Wir sind uns bewusst, dass wir der Führungsschulung auf allen Ebenen noch mehr Beachtung schenken müssen. Auch die interne Kommunikation muss aufgrund unserer dezentralen Organisation noch verbessert werden. Persönliche Unzufriedenheiten sind aber nicht geeignet, in der Öffentlichkeit verhandelt zu werden. Es bestehen für alle Mitarbeitenden der Verwaltung diverse Möglichkeiten, auf kleine und grosse Missstände hinzuweisen, sei es in den Mitarbeitergesprächen mit den direkten Vorgesetzten, im Gespräch mit der Personalleiterin als Vertrauensperson sowie mit dem Vorstand des Personalverbandes, der wiederum periodisch mit dem Stadtammann zusammen kommt. Beim letzten Gespräch mit dem Personalverband wurde zudem beschlossen, auch den Kontakt zu den Abteilungsleitern zu intensivieren.»

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