Minderwertig statt wertvoll
Für mediales Aufsehen sorgte vergangene Woche ein Trüffelfund in Kreuzlingen. Mit Pilzen ist es jedoch gemeinhin nicht so einfach. Hinlänglich bekannt sein dürfte, dass es giftige und ungiftige, ja sogar essbare gibt. Dabei lassen sich häufige von seltenen Arten unterscheiden. Und was selten ist, scheint der Mensch besonders zu begehren – Diamanten, Gold, oder eben auch Pilze. Damit werden sie teuer. Zu den ganz besonders kostbaren Exemplaren gehören weisse und schwarze Trüffel.
Einen schwarzen hat die Kreuzlingerin Eunike Pilz-Heil zufällig in ihrer Stadt gefunden (auch wir berichteten). Der Sensationsfund entpuppte sich aber als Sommertrüffel, eine «eher minderwerige Ware» und schon gar kein wertvoller Périgordtrüffel. Darauf weist der Gastro-Kritiker und Food-Tester Mario Pawlik aus Kreuzlingen hin.
Trüffel als Massenware
Ihm ist es ein grosses Anliegen, Verbraucher aufzuklären und auch Gastronomen für Qualitätsprodukte zu sensibilisieren. «Viel zu oft kommen bei uns geschmacklose, billige China-Trüffel auf den Teller», kritisiert er. So ist der Trüffel mittlerweile zur Massenware geworden. Dabei werden die Raritäten vorwiegend aus Frankreich und Italien mit Kilopreisen von mehreren Tausend Franken gehandelt.
So viel ist das Kreuzlinger Exemplar aber bei weitem nicht wert. Dies bestätigt auch der Pilzkenner Alois Kneubühler, der den Trüffel sogar unter dem Mikroskop untersuchte. Der Fruchtkörper ist zwar essbar, dürfte aber gemäss Pawlik bei weitem nicht das Geschmackserlebnis eines echten «Périgord» oder gar eines weissen Piemonttrüffel bieten.
Das weiss auch der Wigoltinger Spitzenkoch Wolfgang Kuchler («Taverne zum Schäfli»). Ihm vertraute Eunike Pilz-Heil ihren Fund an. Kuchler wird den knapp 170 Gramm schweren Knollen zu einer Sauce verarbeiten. «Etwa 750 bis 1000 Milliliter werden dabei herauskommen.» Ein Festessen für Freunde kann Pilz-Heil damit auf jeden Fall zubereiten. Vielleicht mit einer Ente.
Da wir hier weder im „Périgord“, noch im „Piemont“ leben, ist jeder Vergleich überflüssig. Sagen wir einfach: „Kreuzlinger Trüffel“. Hat doch auch was!