Auf und Ab bei Thurgauer Wirtschaft
Frauenfeld – Die Thurgauer Industriebetriebe melden mehrheitlich eine befriedigende Geschäftslage, die Erholung ist im zweiten Quartal allerdings etwas ins Stocken geraten. Die Baukonjunktur ist nach wie vor in Hochform. Im Detailhandel setzt sich die allmähliche Aufwärtsbewegung fort.
Gemäss der soeben erschienenen Ausgabe des «Thurgauer Wirtschaftsbarometers», der vom Kanton Thurgau, der Thurgauer Kantonalbank und der Industrie- und Handelskammer Thurgau gemeinsam getragen wird, stuften Anfang Juli knapp 70 Prozent der von der KOF ETH befragten Thurgauer Industriebetriebe ihre Geschäftslage als «befriedigend» ein. 15 Prozent der Betriebe sprachen von einer guten, 16 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Im Vergleich zum April hat sich die Beurteilung damit leicht eingetrübt.
Ungenügender Auftragsbestand
Die Industrieproduktion trat im zweiten Quartal mehrheitlich an Ort. Auch der Bestellungseingang kam nicht richtig voran. Der Auftragsbestand liegt bei der Mehrheit der Betriebe in einem normalen Rahmen. Bei jedem dritten Betrieb sind die Auftragsbücher allerdings ungenügend gefüllt, bei den Aufträgen aus dem Ausland meldet sogar jeder zweite zu kleine Auftragsbestände. Als «gross» bezeichnen nach wie vor nur Vereinzelte ihren Bestand an Aufträgen.
Ausgeglichenes Halbjahresergebnis bei den Exporten
Nach einem guten Start ins Exportjahr 2014 nahmen die Ausfuhren aus dem Thurgau im zweiten Quartal um 2,2 Prozent ab (Vergleichswert Schweiz: +1 %). Insbesondere in den EU Raum wurde weniger ausgeführt (- 3 %; 1. Quartal: + 8 %). Dies gilt nicht für den Haupthandelspartner Deutschland, wo der Export mit einem Plus von gut zehn Prozent sogar beschleunigt zulegte.
Im gesamten ersten Halbjahr 2014 wurden gleich viele Waren wie im Vorjahr ausgeführt (Schweiz: + 2,7 %). Positiv ins Gewicht fielen insbesondere die Exporte in den EU-Raum (+2,3 %). Auch in den aussereuropäischen Industrieländern und den Entwicklungsländern wurden mehr Waren aus dem Thurgau abgesetzt. Rückläufig entwickelten sich hingegen die Verkäufe in die Schwellen- und Transformationsländer.
Mit zweistelligen Zuwachsraten glänzten bei den Exporten zwischen Januar und Juni 2014 vor allem die Präzisionsinstrumentenbranche sowie der Maschinenbau. Auch Erzeugnisse der Kunststoffindustrie sowie der chemisch-pharmazeutischen Industrie wurden vermehrt ausgeführt. Bei der im Thurgau gewichtigen Metallindustrie verharrten die Exporte im ersten Semester allerdings auf dem Vorjahresstand.
Industrie erwartet Belebung bis zum Herbst
Für das dritte Quartal 2014 erwarten die Thurgauer Industriebetriebe eine Belebung der Produktion und der Auftragseingänge. Bezüglich der für das Folgequartal erwarteten Exporte fallen die Erwartungen deutlich zurückhaltender aus als noch vor drei Monaten. Die Unternehmen gehen jedoch nach wie vor von einer zaghaften Exportbelebung aus. Deutlich zugenommen hat die Skepsis beim Blick auf die Geschäftslage in sechs Monaten. Während im April die Zuversicht klar überwogen hatte, hielten sich im Juli die Betriebe mit positiven und negativen Erwartungen die Waage.
Weiterhin lebhafte Bautätigkeit
Die Thurgauer Baukonjunktur ist nach wie vor in Hochform. Sechs von zehn befragten Thurgauer Baubetrieben erfreuen sich einer guten Geschäftslage, nur vereinzelte melden eine schlechte. Die Geschäftslage hat sich zudem zwischen April und Juli weiter verbessert. Allerdings zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen. So ist die Nachfrage nach Bauleistungen auf hohem Niveau etwas gesunken. Der Auftragsbestand wird trotzdem als «hoch» bezeichnet.
Für das dritte Quartal erwarten die Betriebe eine leicht nachlassende Nachfrage bei anhaltendem Preisdruck. Die Geschäftslage in einem weiteren Horizont von sechs Monaten wurde im Juli vorsichtiger beurteilt als noch im April. Jeder fünfte rechnet mit einer Abkühlung, die übrigen meist mit einer gleichbleibenden Lage.
Zufriedenheit im Detailhandel
Im Thurgauer Detailhandel hält die Zufriedenheit an. Mitte 2014 bezeichneten 27 Prozent der von der KOF ETH befragten Betriebe ihre Geschäftslage als «gut», 18 Prozent als «schlecht». Für das dritte Quartal rechnen die Detailhändler mit steigenden Umsätzen und zunehmender Beschäftigung. Den längeren Zeitraum bis zum Jahresende beurteilen sie allerdings etwas skeptischer.
Berufsbildung attraktiver und durchlässiger
Die August-Ausgabe des Thurgauer Wirtschaftsbarometers beleuchtet zudem die Entwicklung der Berufsbildung in den letzten Jahren. Die hohe Durchlässigkeit ist gemäss Ueli Berger, Chef des kantonalen Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung, eine wesentliche Errungenschaft. Der hohe Arbeitsmarktbezug war schon immer gegeben.