Sich den Argumenten öffnen
Kreuzlingen – Das Schwimmhallenprojekt polarisiert. Es gibt dabei viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, die seit längerem eine feste Meinung haben, die sich den sachlichen Argumenten leider verschliesst – das ist schade. (Paul Stähli, Kreuzlingen)
Ich habe Verständnis, wenn ein Stadtangestellter enttäuscht ist und sagt, er sei gegen die Schwimmhalle, weil der Stadtrat ihnen versprochen habe, das Stadthaus komme zuerst zur Abstimmung. Auch die Angst, dass das Geld nicht reichen werde, ist nachvollziehbar. Nur sollte man alle sachlichen Argumenten nüchtern gegeneinander abwägen. Für mich heisst das: «Was kostet etwas, was erhalte ich dafür, ist es nachhaltig».
Die Schlagworte des Nein-Komitees sind oberflächlich. Es sind nicht unbedingte 37 Millionen, die wir ausgeben müssen, die Abstimmung umfasst in einer 2. Abstimmung zusätzliche fünf Millionen für einen Wellnessbereich («nice to have»). Da schon jetzt 6,5 Millionen Beiträge zugesichert sind, beträgt die aufzubringende Summe noch 25,5 Millionen. Es gibt gebundene Rückstellungen von 4,5 Millionen, so bleiben noch 21 Millionen Franken. Das wird auch etwa die Summe sein, die wir netto für ein neues Stadthaus aufbringen müssen.
Bei den laufenden Kosten ist es für öffentliche Projekte vorgeschrieben, die Schuldzinsen mit einem Zinssatz von vier Prozent zu berechnen – der Satz für eine zehnjährige Festhypothek beträgt heute aber zwei Prozent. Da sind wir auf der sicheren Seite. Die Gegner sagen aus, es stehen nur 24 Parkplätze für eine solche Anlage zur Verfügung: das ist jedoch die Zahl die baurechtlich nachgewiesen werden muss. Auf dem Bärenplatz existieren heute 257 Parkplätze. Übrigens zeigt die tiefe Zahl, dass der hauptsächliche Besucherstrom zu Fuss (alle Schulen im Bereich Campus), mit dem Velo oder mit dem ÖV kommen.
Für eine ehrliche Meinungsbildung ist es also notwendig, die sachlichen Argumente zu prüfen. Es ist schade, wenn wir aus Ärger gegen den Gemeinderat, den Stadtrat oder eine Person mit einem «Nein» das unbestritten gute Projekt ablehnen. Es hat nämlich auch einen grossen Nutzen, gerade für die Bevölkerung in allen Altersschichten – ein echter Standortvorteil Kreuzlingens. Ich wurde vor Jahren schon von Frauenfeldern und Weinfeldern geneckt «was habt Ihr in Kreuzlingen denn schon». Wir sind eine starke Schul- und Sportstadt, haben den See und grosszügige Freizeitanlagen im Seeburgareal, die notabene auf einem mutigen Volksentscheid gründen.
Es stimmt nicht, dass man besser nochmals von vorne beginnen und eine einfachere, sprich billigere Lösung finden könnte. Das PMS-Bad und das Egelsee müssen dringend saniert werden, ein weiteres Teilbad, vor allem an einem anderen Standort, macht keinen Sinn. Am Schluss haben wir dann plötzlich gar nichts und sagen: «Ah, nein, so haben wir das eigentlich nicht gemeint…»