Schwimmhalle für alle?
Kreuzlingen – Das Grossprojekt Schwimmhalle bewegt die Gemüter und schürt kontroverse Meinungen. (Ernst Frischknecht)
Man erinnert sich: der Stadtrat zaubert 2011 unter dem merkwürdigen Begriff «Xentrum» 4 Projekte zur Stadtentwicklung aus dem Hut, und präsentiert sie den aussenstehenden Bürgern als grossen Wurf. Tatsächlich rieb man sich die Augen und schüttelte angesichts der immensen Kosten den Kopf. Grund dazu gab es, denn eine breite Mitwirkung der Bevölkerung bei der Meinungsbildung fand leider nie statt; Behörde und Eingeweihte schnürten das Paket in eigener Regie.
Dabei wäre es so wichtig, dass aus echten Anliegen der Bevölkerung Projekte entstehen und auch frühzeitig offen dargelegt werden, wobei mögliche andere Lösungen ebenfalls miteinbezogen wären. So scheiterte prompt bereits das erste schmalbrüstige Vorhaben eines Bushofes an der Urne; zu vieles war ausgeklammert; zu vieles schlecht vermittelt.
Eine Richtschnur für Planungen mit hohen Investitionen ist bestimmt der Nutzungsgrad für eine möglichst breite Bevölkerungsschicht und die Verhältnismässigkeit mit Blick auf andere Aufgaben der Kommune. Im Gemeinderat zeigte sich gerade bei der Schwimmhallendiskussion, wie mächtig der Einfluss von Lobbygruppen ist, mit denen man sich nicht anlegen will; man schaltet lieber auf Grün, ohne sich zu versichern, wie die Stimmungslage im Volk ist.
Zum Beispiel wäre ein komfortabler Ausbau des Familienbades Egelsee auch eine Variante gewesen, die man der Schwimm-Wettkampfhalle hätte gegenüberstellen können! Es ist störend, wenn Partikularinteressen die Oberhand gewinnen und sonst kritisch eingestellte Parteien wie die SP oder die Freie Liste ein solches Vorhaben durchwinken, das mit seinen wiederkehrenden Kosten andere Ressorts zweifelsohne einschränken wird!
Die 2. Abstimmung im Rahmen der Xentrum-Projekte wird klar machen, welche Prioritäten eine Mehrheit tatsächlich setzen will: Kreuzlingen als Schwimmsport-Hochburg oder als Energiestadt, als Kulturstadt, als Stadt zum See, als Velostadt oder gar als Stadt des sozialen Wohnungsbaus?