Gemeinderat zeigte sich für einmal einig
Kreuzlingen – Keine Diskussion benötigte gestern der Antrag des Stadtrates über die Zonenplanänderung beim Bahnhof Bernrain.
Nachdem der Bahnhof Bernrain von den SBB an die Stadt Kreuzlingen abgetreten wurde, schrieb die Stadt die Nutzung des alten Bahnhofs Bernrain im Baurecht öffentlich aus. Eine definitive Vergabe ist aufgrund des Einzonungsverfahrens und der damit zusammenhängenden Planungsunsicherheit noch nicht erfolgt. Um das ehemalige Bahnhofsgebäude einer neuen, privaten Nutzung zuführen zu können, drängte sich eine Umzonung und Zuweisung der Grundstücke Nrn. 2996 und 9245 in eine Bauzone auf.
Einstimmig folgte der Gemeinderat dem Antrag des Stadtrats sowie der Kommission Werke, Bau, Umwelt und hiess die Zonenplanänderung «Bahnhof Bernrain» und die Zuweisung der Parzellen Nrn. 2996 und 9245 zur Wohn- und Gewerbezone WG 50 gut. Sobald die Einzonung rechtskräftig ist, wird der Stadtrat die Vergabeaktivitäten wieder aufnehmen.
Durch die Bank weg fanden alle Vertreter der fünf Gemeinderatsfraktionen lobende Worte. Am Prägnantesten brachte es vielleicht Günther Graner (SVP) auf den Punkt: «Zweckmässig und sinnvoll» sei das Geschäft. «Da könnte was entstehen, was Ausstrahlung hat», kommentierte Christian Forster (FL/Rägäbogä) und äusserte seine Hoffnung, die Schokoladenfabrik möge sich als Käuferin einschalten und «ein Café oder ihr Museum» dort einrichten.
Huber will Plastiksammelstelle
Unter dem Traktandum «Verschiedenes» wies Cyrill Huber (SP) auf den aus seinen Reihen aufgegleisten «Bring- und Holtag» hin. Dieser soll am 27. September stattfinden (weitere Informationen folgen). Huber formulierte desweiteren nochmals seinen Wunsch nach der Möglichkeit einer Rücknahmestelle für Kunststoffabfälle. Seine im Mai gestellte schriftliche Anfrage an den Stadtrat zu diesem Thema und der Möglichkeit einer Sammeltour wurde von diesem kürzlich abschlägig beantwortet.
Hochhausplanung
Stadtrat Michael Dörflinger informierte danach zur breiten Vernehmlassung der Hochhausplanung der Stadt Kreuzlingen. Man wolle höher bauen und die Masse anders verteilen, um so mehr Grünflächen zu gewinnen, lautet die Nachricht des scheidenden Stadtrats grob zusammengefasst (weitere Informationen folgen).
Abschied Michael Dörflinger
Für ihn war es die letzte Gemeinderatssitzung. Seit 1990 war er entweder als Gemeinde- und später als Stadtrat daran beteiligt, Kreuzlingen aus dem, wie er es nannte, «Dornröschenschlaf» zu wecken. Als Sinnbild liess er das Guggenheim Museum in Bilbao an die Wand projizieren. Es symbolisiert wie kein anderes Gebäude auf der Welt die gezielte Aufwertung von Orten durch spektakuläre Bauten. Gekostet hat es rund 200 Millionen Franken, brachte aber Aufschwung für die Stadt und die ganze Region. Dörflinger verabschiedete sich mit gewohnt launigen Worten und wünschte seinen Kollegen eben soviel Mut, wie ihn seiner Meinung nach die Stadtoberen im Baskenland hatten: «Dass sie dieses Gebäude in einer Stadt, die am Boden war, bauten, habe ich immer bewundert», erklärte der Bauchef in seiner letzten Rede. «Das wünsche ich auch euch. Auf dass Kreuzlingen nie wieder in einen Dornröschenschlaf zurückfällt. Denn im Gemeinderat wird Geschichte gemacht.»