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«In Sachen Licht bin ich etwas altmodisch»

Kreuzlingen – Nadja Forster arbeitet bei Lichtschein als Lichtdesignerin. Im Interview spricht sie über gutes Licht, verbotene Glühbirnen und warum künstliches Licht niemals Sonnenlicht ersetzen wird.

«Design und Technik zeichnen eine gute Leuchte aus», sagt Lichtdesignerin Nadja Forster.(Bild: Barbara Schwager)

«Design und Technik zeichnen eine gute Leuchte aus», sagt Lichtdesignerin Nadja Forster. (Bilder: Barbara Schwager)

KLZ: Auf der Homepage von Lichtschein steht, gutes Licht sei entscheidend für unser Wohlbefinden. Warum ist das so?
Nadja Forster: Lange Zeit sollte Licht einfach nur hell sein. Dieses Denken hat sich aber vor fünf bis zehn Jahren verändert. Die Augen sollen nicht kaputt gehen, gleichzeitig sollen Leute und die Räumlichkeiten im richtigen Licht erscheinen. Mit Licht kann man auch sehr gut seiner Laune Ausdruck verleihen.

Was ist denn gutes Licht?
Das kommt ganz darauf an, wo man Licht haben will. Im Wohn- oder Essbereich ist warmes Licht mit 2700 Kelvin angebracht. Im Arbeitsbereich eines Architekten ist kaltes und helles Licht angebrachter.

Ist dieses Umdenken schon bei jedem angekommen?
Nein, aber ich denke das hat finanzielle Gründe. Nicht jeder ist bereit viel Geld für Licht oder eine Beratung auszugeben. Dazu kommt, dass es nicht sehr viele Lichtgestalter gibt. Dabei kann man mit Licht viel verändern, z.B. indem man das Schattenspiel in einem Raum neu gestaltet.

Aber das kann doch jeder selber machen.
Jeder kann auch operieren, die Frage ist nur wie gut. Es gilt auf viele Kleinigkeiten zu achten, die einem gar nicht bewusst sind. Hinzu kommt die Produktwahl. Meine Eltern haben immer gesagt: «wir sind nicht so reich um uns schlechte Dinge zu kaufen». Lieber einmal den Profi holen und eine richtige Leuchte kaufen, als nach einem Jahr bereits eine neue anschaffen zu müssen.

Was zeichnet eine gute Leuchte denn aus?
Design und Technik. Sie soll schön aussehen, und gleichzeitig nicht blenden. Auch muss man sich entscheiden, ob man die Leuchte an und für sich überhaupt sehen will, oder nur das Licht. Der Trend geht hier zum Minimalistischen und Spacigen. LED-Chips können heute in Decken, Kanten oder sogar Möbel integriert werden. Da weiss man gar nicht mehr, woher das Licht eigentlich kommt.

Eine Kreation von Lichtschein. LEDs können vielfältig verwendet werden.

Eine Kreation von Lichtschein. LEDs können vielfältig verwendet werden.

Und was bevorzugen Sie?
Ich bin da etwas altmodisch, ich will die Leuchte sehen und wissen, woher das Licht stammt. Am liebsten eine grosse Pendellampe, die von der Decke hängt.

Als altmodischer Mensch muss das Verbot von traditionellen Glühbirnen Sie ja traurig gestimmt haben.
Einerseits ja, weil wir uns an dieses Licht gewöhnt haben und die Glühbirne auch etwas Ästhetisches hat. Andererseits ist es absolut sinnvoll, auf Glühbirnen zu verzichten. Wie der Name schon sagt, «glüht» die Birne. Die meiste Energie geht also in Form von Wärme verloren. Ich denke einfach, dass ein Verbot der falsche Weg ist. Übrigens beziehen viele Künstler die Glühbirne nun in ihre Arbeit mit ein.

Die Kreuzlinger Weihnachtsbeleuchtung strahlt auch tagsüber.

Die Kreuzlinger Weihnachtsbeleuchtung strahlt auch tagsüber.

Auch Sie müssen oft kreativ tätig sein. Zusammen mit Leuchtenbauern fertigen Sie auch selber Leuchten an. Haben Sie ein Lieblingsprojekt?
Die Weihnachtsbeleuchtung auf dem Boulevard. Es war meine erstes grosses Projekt bei Lichtschein und das Ergebnis gefällt mir sehr. Wir sind dabei von der typischen Strassenbeleuchtung weggegangen und haben mit Kristallen gearbeitet. Diese spielen am Tag mit dem Sonnenlicht und in der Nacht mit dem künstlichen Licht.

Wie sieht den die Zukunft der Beleuchtung aus?
Es ist schwer zu sagen, wie der technische Fortschritt in zehn Jahren aussieht. Doch zurzeit deutet alles auf Licht-emittierende Dioden. LED-Chips kann man leicht herstellen, in allen erdenklichen Formen anbringen, ihr Licht genau richten und ihre Lebensdauer ist dazu noch viel länger.

Können wir mit künstlichem Licht jemals das Sonnenlicht ersetzen?
Es gibt Experimente mit Leuchten, welche tagesähnliches Licht ausstrahlen, wodurch der Körper Vitamin D produziert. Doch der grosse Unterschied ist, das eine Leuchte Energie verbraucht. Die Sonne gibt Energie ab.

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