Nein zum Schwimm- und Freizeitbad Egelsee
Kreuzlingen – 55 Prozent der Kreuzlinger Stimmberechtigten lehnen den Neubau des Schwimm- und Freizeitbads Egelsee für 32 Millionen Franken ab. Bei den Stadtratswahlen erreichte keiner der drei Kandidaten das absolute Mehr.
Mit 2507 Nein- zu 2048 Ja-Stimmen verwarf der Souverän das Kreditbegehren von 32 Millionen Franken für den Grundausbau. Hingegen wurde die geplante Attraktivitätssteigerung für das bestehende Thermalbad für weitere 5 Millionen mit 51 Prozent (2270 Ja- zu 2184 Nein-Stimmen) angenommen. Die Stimmbeteiligung betrug 55 Prozent.
Von einer «verpassten Chance für Kreuzlingen» sprach Stadtammann Andreas Netzle in einer ersten Reaktion. Der Stadtrat sei enttäuscht, sei doch dem Projekt von allen Seiten eine hohe Qualität attestiert worden. Es gelte jetzt, den Volkswillen zu analysieren und die Gründe für die Ablehnung richtig zu gewichten. Auch müssten nun Gespräche mit der Schulgemeinde, dem Kanton, den Nachbargemeinden und dem Bund geführt werden, um zu ermitteln, ob es ein neues, kleineres Projekt geben könne oder ob es beim heutigen Zustand bleibe.
Reto Oberhänsli vom Ja-Komittee zeiget sich ebenfalls enttäuscht vom Votum. Er kritisierte allerdings auch Schulpräsident Jürg Schenkel und die Kreuzlinger Exekutive, die nicht mit dem gleichen Enthusiasmus gekämpft hätten.
Weniger Wasserfläche
Das Nein bedeute laut Netzle, dass sowohl die Pädagogische Maturitätsschule wie auch die Schule Kreuzlingen ihre Hallenbäder sanieren würden, und nach der Schliessung des Hallenbades in Münsterlingen der Region Kreuzlingen weniger Wasserfläche zur Verfügung stehe.
Die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen der Ablehnung des Projekts sind laut Stadtammann Netzle folgende: Der Restwert der Planungskosten wird in diesem Jahr abgeschrieben, was die Rechnung 2014 um 333000 Franken verschlechtert. Dafür verbessert sich umgekehrt das Budget 2015 um die so entfallende Abschreibung von 45000 Franken.
Ob die Steuern nächstes Jahr gesenkt werden können, sei ein politischer Entscheid, der davon abhänge, ob ein neues Projekt für eine Schwimmhalle ausgearbeitet werde oder ob die Stadt Kreuzlingen auf den Bau und Betrieb eines Hallenbades verzichte.
Zweiter Wahlgang am 26. Oktober
Bei der Ersatzwahl für Stadtrat Michael Dörflinger hat keiner der drei offiziellen Kandidaten das absolute Mehr von 1851 Stimmen erreicht. Am meisten Stimmen vereinte Ernst Zülle, CVP, mit 1505 Stimmen, gefolgt von Barbara Jäggi-Gretler, FDP, mit 1036 Stimmen und Thomas Beringer, EVP, mit 1005 Stimmen. Auf Vereinzelte fielen 154 Stimmen. Die Stimmbeteiligung betrug 48.3 Prozent. Der zweite Wahlgang findet am 26. Oktober statt. Beringer will nicht mehr antreten und gab eine Wahlempfehlung für Jäggi-Gretler ab, um die bürgerliche Mitte zu stärken.
Eidgenössische Vorlagen abgelehnt
Die Kreuzlinger Stimmberechtigten haben die beiden Volksinitiativen «Schluss mit der MwSt-Diskriminierung des Gastgewerbes!» und «Für eine öffentlich Krankenkasse» abgelehnt.
Die „Sportstadt Kreuzlingen“ hat heute also „eine Niete gezogen“. Sie ging förmlich „bachab“. Es zeigte sich wiedermal, dass mit der „Steuerkeule drohen“ eine eminente Wirkung zu erzeugen ist (nicht nur in Kreuzlingen!). Der Gesellschaft geht es gut, sehr gut, hervorragend. Sie möchte nicht „gestört“ werden, könnte man einwenden. Zusammen mit den „chronischen Neinsagern“ kommen dann Resultate zustande, die am Kern einer Sache vorbei gehen können. Das zeigt exemplarisch das Nebenresultat für die Renovierung des „alten Egelsee“. Die Frage stellt sich doch: Warum soll man da noch Geld investieren, wenn es praktisch die Hälfte der Abstimmenden gar nicht für sinnvoll hält? Im sonntäglichen Abstimmungsresultat spiegelt sich auch ein grundsätzliches Malaise in der Gesellschaft, das es zu erforschen gilt. Eine Tatsache erscheint mir in diesem Zusammenhang einigermassen plausibel: Stürzt man sich projektierend nur auf die eine Möglichkeit, vereinfacht es zwar das Vorgehen, doch spielt man so „politisches Roulett“, wie man nun zu erkennen hat. Besonders eben auffällig, wenn „jemand“ mit dem Begriff „Steuern“ hausieren geht (sei es auch nur aus „parteipolitischen oder persönlichen Gründen“). Nur ist halt das Ausarbeiten von zwei, drei Projekten unterschiedlicher Grösse in unterschiedlicher Kostenhöhe insofern schwierig, da Projekt zwei und drei im Prinzip immer Mindervarianten sein müssen, und so den einmal fixierten Grundgedanken der Sachidee ab absurdum führen könnten. Ein „Besser als Nichts“ wäre somit rasch „heraus geworfenes Geld“. Und so ist es denn vielleicht sinnvoller, wenn auch unüblich, man würde zuerst den (hohen) Kostenrahmen beim Stimmbürger abfragen, innerhalb diesem dann in einer weiteren Abstimmung ein vorgelegtes Projekt von den Abstimmenden zu befürworten – oder halt auch abzulehnen! – wäre. Dieser Vorgang würde zumindest zeigen, dass es „richtig“ oder „falsch“ ist, dieses oder jenes Projekt überhaupt aufzugleisen. Es erspart an vielen Stellen viel Mühe und letztlich Verdrossenheit, wenn am Ende das Ganze doch „den Bach runter geht“, wie exakt heute in Kreuzlingen. Ein guter Tag? Jeder kann sich dazu seine eigenen Gedanken machen! Auf jeden Fall: Status quo! Schwamm drüber? Oder: Wer hat noch den Mut und die Zeit und die Überzeugung, an der Sache zu bleiben? Mutige vor! Unendlich einfacher: Die Wasser- und Wellnessanlagen der Nachbarstadt frequentieren – vor oder nach dem Einkaufen!
Weshalb musste es gleich ein Rolls-Royce sein beim Hallenbad? Ein währschafter Volkswagen wäre evtl. vom Volk eher goutiert worden.
Die Engstirnigkeit hat mal wieder gewonnen. Ein Votum gegen den Sport und die Jugend. Schlimm auch, dass man nicht verstanden hat, dass die „Wellnessoase“ nur mit der neuen Halle zu bekommen ist. Kreuzlingen! Wach endlich auf. Habt mal Mut für etwas neues was allen etwas bringt. Mir tut es für unsere Jungen in Kreuzlingen und der Umgebung leid.