Was mich stört
Kreuzlingen – Bei der Abstimmung vom 28. September ist in Kreuzlingen der Neubau einer Schwimmhalle abgelehnt worden. (Rolf Senn, Kreuzlingen)
Kaum ist die Abstimmung vorbei, ist auf der Hompage der Stadt Kreuzlingen zu lesen, dass Stadtammann Netzle schon mit einer abgespeckten Version einer Schwimmhalle liebäugelt. Ich bin der Meinung, dass es den Volksentscheid nun einfach mal zu akzeptieren gilt und nicht schon wieder Steuergeld für eine Neuprojektierung zum Fenster hinaus geworfen werden soll. Schliesslich wäre bei einer Annahme des Projektes den Gegnern auch keine verbilligte Alternative angeboten worden. Aber im Jahr 2015 ist ja wieder Wahltag, vielleicht auch Zahltag.
Die Schwimmhalle wurde erkennbar nur durch die „toujours Nein-Sagenden-10 Prozent“ abgelehnt. Mit dem Projekt hatten diese wenig oder gar nichts zu tun. Sie melden sich bei jeder Vorlage neu mit ihrer „lustvollen Negation gesellschaftlicher Vorhaben“. Für sie ist eine „Null-Lösung“ immer die „komfortabelste Lösung“ (auch wenn es zum Beispiel „nur“ um einen Kindergartenneubau geht!). Ist dabei nicht mal undemokratisch! Auch kein explizit Kreuzlinger Phänomen. Dass sich die Stadt nun Gedanken darüber macht, weiter etwas zu verfolgen, was ehemals, in den Räten angelegt, als sinnvoll erachtet wurde – und übrigens von beiden Stadtratskandidaten, sowie der -Kandidatin, die zur Wahl antraten, auch (!) – , ist vorerst mal „mutig“. Rolf Senn liegt falsch, wenn er meint, das Begraben einer Idee, die als „Zukunft“ bezeichnet wurde, sei nun politisch alternativlos. Im Gegenteil! Betätigt sich die Stadt nicht mehr innovativ, gerät sie weiter in Rückstand gegenüber der Nachbarschaft im engeren und weiteren Sinn. Die Frage, wie man ein grosses Projekt überzeugender darstellen kann, stellt sich nun im Prinzip neu. Ich kenne eine Stadt mit ähnlicher „Aufgabenstellung“ (wobei der „Schwimmbadspezialist“ sogar mit dem „zu Grabe getragenen Egelsee-Projekt“ identisch ist!). In dieser Stadt wurden im Vorfeld drei Varianten vorgestellt, die eine Möglichkeit ergeben würden, unterschiedlichen Bedürfnissen zu genügen: Eher nur Spassbad, eher Freizeit-Wellnessbad, eher mehr sportlich ausgerichtetes Bad. Allerdings entscheiden in dieser (D-) Stadt die Räte. Das ist der markante Unterschied! Doch die Bürger, die Vereine, die Schulen, die Parteien, usw., wurden über Jahre hinweg in die „Findung“ einer tragbaren Lösung sowohl in der Ausrichtung der Anlage, als auch bezüglich der Investitionskosten einbezogen. Auf „Schweizerische Verhältnisse“ lässt sich dieses System allerdings kaum übertragen. Dieser Vorlauf erscheint mir dennoch grundsätzlich sinnvoll, möchte man sich nicht nochmals vor einem „Nichts“befinden. Eine „Garantie“ dazu besteht allerdings kaum: Die Hürde der „toujours Nein-Sagenden“, die letztlich ein Projekt bewusst-unbewusst stoppt, muss jedoch meistens übersprungen werden. Politisch nicht ganz einfach, wie sich sonntäglich zeigte.