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«Ein Haus für die Stadt»

Kreuzlingen – Die Schwimmhallen-Niederlage ist noch nicht mal richtig verdaut, da schickt der Stadtrat bereits den zweiten grossen Infrastrukturbau des «Xentrum»-Programms» in die Wettbewerbsphase – das Stadthaus für 26 Millionen Franken. Architekten sind jetzt zur Teilnahme aufgefordert.

Stadtammann Andreas Netzle und Stadtschreiber Thomas Niederberger zeigen auf den favorisierten Standort des geplanten Stadthauses. (Bild: Thomas Martens)

Stadtammann Andreas Netzle und Stadtschreiber Thomas Niederberger zeigen auf den favorisierten Standort des geplanten Stadthauses. (Bild: Thomas Martens)

Bereits 1882 wurde das jetzige Stadthaus für Behörden genutzt. Damals waren die Poststelle, die Gemeindekanzlei Egelshofen sowie das Gericht unter diesem Dach vereint. Doch das soll sich ändern. Auf dem Bärenplatz sind das neue Stadthaus nebst Tiefgarage sowie attraktiver Park- und Freiraumgestaltung geplant. Vorher eigenständige Vorhaben im Rahmen des Zentrumsentwicklungs-Programms «Xentrum Kreuzlingen» wurden zu einem zusammengeführt. Zwei dieser Projekte – Neugestaltung Bushof und Bau einer neuen Schwimmhalle – sind bereits vom Souverän abgelehnt worden.

Ideen von aussen gefragt
«Die Idee zu einem neuen Stadthaus reicht Jahre zurück», wie Stadtammann Andreas Netzle am Donnerstag vor den Medien ausführte. Im November 2011 sprach der Gemeinderat einen Planungskredit in Höhe von 450000 Franken, für die Eidgenössische Denkmalpflege war im Juni 2012 der Bärenplatz die beste Wahl, wenn das Stadthaus nahe des Kulturgutes St. Ulrich gebaut werden soll. Schliesslich votierte im November 2012 auch der Gemeinderat für diesen zentralen Standort.

Jetzt kommt es zum Projektwettbewerb. Netzle betonte, dass es eine «Vorauswahl» sei: «Wir wollen mindestens 15 Bewerber aussuchen, die dann ein konkretes Projekt ausarbeiten können.» Vom 3. bis 31. Oktober läuft die Bewerbungsphase. Netzle rechnet mit 40 bis 60 Interessenten. Ein Expertengremium werde daraus dann Ende April 2015 das Siegerprojekt küren. Alle Wettbewerbsarbeiten werden dann anlässlich der Messe Gewa vom 7. bis 10. Mai ausgestellt. «Den Auftritt der Stadt widmen wir allein diesem Thema», kündigte Netzle an, für den der geplante Stadthaus-Neubau Chefsache ist – er ist Leiter des gesamtes Projekts.

Das Preisgericht besteht aus den Architekten Carl Fingerhuth, Andrea Gebhard (beide auch Mitglied der Stadtbildkomission), Thomas Hasler und Marc Ryf. Als Sachpreisrichter fungieren Andreas Netzle, der neue Bau-Stadtrat (Ersatz ist Thomas Niederberger) und Stadträtin Dorena Raggenbass. Den Wettbewerb mit beratender Stimme begleiten eine ganze Reihe an Experten aus verschiedenen Bereichen, wie Denkmalpflege, Finanzen, Katholische Kirche, Schulbehörde und Abteilungen der Stadt. Mit dabei sind auch Vetreter aller fünf Gemeinderats-Fraktionen, des städtischen Personals und der beiden angrenzenden Quartiervereine. «Wir erhoffen uns daraus einen möglichst grossen Input aus verschiedensten Interessen», so Netzle. Schliesslich werde das Stadthaus nicht für die Beschäftigten gebaut, sondern in erster Linie für die Bevölkerung: «Wir wollen ein Haus für die Stadt.»

Verschiedene Vorteile
Dass es gleich ein Neubau für 26 Millionen Franken sein muss, habe laut Stadtschreiber Thomas Niederberger verschiedene Vorteile. Während das Haus Sallmann für zwei Millionen Franken renoviert und danach vermietet werden soll, rechnet er durch den Verkauf der restlichen drei städtischen Liegenschaften mit Erlösen von sieben Millionen Franken. «Wir müssten also nur noch 21 Millionen Franken investieren, plus/minus 30 Prozent). Weiterer Vorteil: «Es wäre alles an einem Ort.» Das Hauptargument, wenn es um die Servicequalität für die Kunden geht. Alle anderen Varianten (siehe Infokasten) scheiden aus mehreren Gründen aus. Entweder sind sie zu teuer, oder es bleibt bei der Dezentralität der Ämter.

Die Stadt ist sich des «sensiblen Planungsgebietes» durchaus bewusst und weiss um die Sorgen der Katholischen Kirchgemeinde, dass der Blick auf die Kirche St. Ulrich beeinträchtigt werden könnte. Es gibt deshalb klare Vorgaben, wo das neue Stadthaus stehen darf, und zwar ausschliesslich im westlichen Bereich. «Dies ist bei den Planungen entscheidend zu berücksichtigen», so Netzle.

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One thought on “«Ein Haus für die Stadt»

  1. Bruno Neidhart

    Wenn die Stadt von einem „sensiblen Planungsgebiet“ spricht, trifft sie den „berühmten Nagel“ auf den Kopf: In der Mitte eines „sensiblen Planungsgebiets“ ausgerechnet ein Stadthaus bauen zu wollen, gliche einem „Jahrhundertfehler“! Diese „grosse grüne Mitte“ muss in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben. Sie macht frei, ist ein raumästhetisches Stadtereignis, ist klimatisch „im Herzen der Stadt“ besonders sinnvoll, und lebt nicht zuletzt von unterschiedlichen Sichtbezügen auf das Stadtwahrzeichen: den Klosterbauten , dem Stift „Crucelin“ – heute „Kreuzlingen“. Es gilt, diesen Raum in seiner Gesamtheit gesichert zu erhalten und ganz neu zu begreifen, neu zu definieren, kreativ zu gestalten, zusammen mir der – nicht immer geglückten! – Randbebauung. Kaum eine Stadt hat heute noch die Chance, in ihrer Mitte einen so grossen, offenen, grünen Freiraum in die Zukunft hinein behalten zu können, welcher das Bild der Stadt eindrücklich und nachhaltend bestimmt, schon immer bestimmt hat, so den heutigen Bewohnern und Besuchern ein Stück vom „ursprünglichen Kreuzlingen“ belässt, wie es hier, an dieser Stelle, je länger die bauliche Verdichtung der Stadt weiter fortschreitet, immer „modern“ bleiben wird.

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