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«Liebe auf den ersten Blick»

Krate – Reto Kern feiert mit seinem Karatecenter in Kreuzlingen am Samstag das 15-jährige Bestehen. Aus diesem Anlass stand uns der 44-jährige gelernte Schreiner für ein Interview zur Verfügung.

Reto Kern in Aktion im Karatecenter. (Bild: Thomas Martens)

Reto Kern in Aktion im Karatecenter. (Bild: Thomas Martens)

KreuzlingerZeitung: Herr Kern, wie sind Sie denn zum Karate gekommen? Zu viel Bruce Lee geschaut?
Reto Kern: Ja, ich war in meiner Jugend tatsächlich Bruce Lee-Fan, das waren schliesslich die 80er-Jahre. Mit Sport hatte ich aber nicht so viel zu tun, obwohl er immer wichtig war für mich. Ich komme aus Müllheim, da gab es nicht so viele Möglichkeiten. Ich war stattdessen in der Pfadi, Musik und Jugendriege. Durch einen Schulkollegen bin ich dann auf Karate aufmerksam geworden, das war 1987. Er hatte zu mir gesagt, du bist gross, hast grosse Hände, das wäre doch was – und er hatte recht. Karate war für mich so etwas wie Liebe auf den ersten Blick.

Damals gab’s in Müllheim aber sicher keinen Karatelehrer, oder?
Das stimmt, aber in Weinfelden gab’s Roberto Danubio, einen Karate-Pionier aus der Schweiz und mit Abstand einer der besten Karatelehrer. Er wurde dann nicht nur zu meinem Trainer, sondern auch zu meinem Mentor.

Hatten Sie denn in den 80er-Jahren schon viel und harte Konkurrenz?
Ja, vor allem in der Anfangszeit. Schon im ersten Training bekam ich ein blaues Auge. Meine Mutter sagte, das ist nichts für dich, mein Vater sagte, doch, mach weiter. Bei meinem ersten Turnier ging ich K.o, das war im Semi-Kontakt. Jetzt sagte mein Vater, ich soll damit aufhören, meine Mutter aber, ich soll weiter machen.

Und Sie haben es ja dann ziemlich weit gebracht…
Ja, denn ich wollte möglichst schnell vorwärts kommen und einen schwarzen Gurt, das war mein grosses Ziel. Die Turniererfolge kamen recht schnell, 1989 wurde ich in der Gruppe Schweizer Meister, dann bin ich Schweizer Meister der Junioren geworden. Das Wettkampf-Zügli nahm Fahrt auf und die 90er-Jahre waren dann meine grosse Zeit, obwohl der Start in die Elite etwas holprig verlief und ich eine kurze Pause brauchte.

Was haben Sie dann gemacht?
Das waren acht Monate, nachdem es 1992 bei der Elite-SM nicht so gut lief. Ich wollte Englisch lernen und ging nach Australien und Neuseeland. Nach meiner Rückkehr startete ich mit der Offiziersschule, lernte meine jetzige Frau kennen und der sportliche Ehrgeiz wurde wieder geweckt.

Englisch? Braucht man denn für Karate nicht besser Japanisch?
Das bisschen Fachchinesisch, was man braucht, lernt man an den Wettkämpfen und im Training. Aber ich war natürlich auch in Japan, zum Trainieren und Kämpfen. Von Frühling 1994 bis zum Wado-Weltcup im August in Tokio trainierte ich als Profi. Ich gewann im Frühsommer den Fujimura Cup und erhielt mein erstes Aufgebot für die Elite Nationalmannschaft. Beim Wado Weltcup verlor ich aber in der dritten Runde und konnte meinen Traum einer Medaille nicht erfüllen. Die gab’s dann aber zum Schluss meiner Wettkampflaufbahn, als ich beim Welt-Cup in Tokio Dritter wurde.

Das war 1999. Wie kam’s dann zur Karateschule?
Ich habe vorher zufälligerweise in der Schreinerei Brändli in Kreuzlingen einen Raum entdeckt,  der passend war. Der Standort Kreuzlingen war tatsächlich das Ergebnis einer Marktanalyse und eine strategische Entscheidung. 1999 schloss ich eine Weiterbildung zum Technischen Sachbearbeiter ab und eröffnete im Mai die Karateschule mit 15 Mitgliedern.

Familienanlass zum Jubiläum
Unter dem Motto «The Spirit of Karate» feiert das Kreuzlinger Karatecenter Reto Kern am Samstag, 25. Oktober, von 12 bis 16 Uhr, im Sport- und Kulturzentrum Dreispitz sein 15-jähriges Bestehen. Die Bühnendarbietungen beginnen um 13.30 Uhr. Mit dabei die «Bonsai»-Kämpfer der Karateschule, Judo-Kids und Karate-Youngsters. Auch die Aerobic-Kids und Karate-Kämpfer zeigen mit verschiedenen Techniken ihr Können. Ebenfalls mit von der Partie ist das Kreuzlinger Groupfitness-Center aerobic.zone, direkter Nachbar von Reto Kern. Die «Co Dancers» und «Swiss-tricks», das Kampfsport-Akrobatik Showteam aus Bern, runden das actiongeladene Showprogramm ab. Weitere Höhepunkte am Nachmittag sind Autogrammstunden mit «Swisstricks» von 15 bis 15.30 Uhr und Star-Gast Chloe Bruce aus England von 16 bis 16.30 Uhr. Bei einem Wettbewerb mit Wissensquiz und Geschicklichkeitsparcours für alle winken zudem attraktive Preise. Der Eintritt ist frei.

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