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Integrationsprogramm erfolgreich angelaufen

Frauenfeld – Das Integrationsprogramm des Kantons Thurgau (KIP) 2014-2017 umfasst Projekte, die auf bisher bewährten Strukturen wie den Schulen, der Berufsbildung und der Arbeitswelt aufbauen. Nach bald einem Jahr der Umsetzung zogen die Verantwortlichen an einer Medienkonferenz eine positive Bilanz und informierten über die Bedeutung des Programms für den Thurgau und seine Gemeinden.

Ein Syrer, ein Tibeter und eine Frau aus Sri Lanka (v.r) folgen aufmerksam dem Deutschunterricht im Kompetenzzentrum Integration in Frauenfeld. (Bild: zvg)

Ein Syrer, ein Tibeter und eine Frau aus Sri Lanka (v.r) folgen aufmerksam dem Deutschunterricht im Kompetenzzentrum Integration in Frauenfeld. (Bild: zvg)

«Im Thurgau leben und arbeiten Menschen aus verschiedenen Kulturen friedlich zusammen», bilanzierte Regierungspräsident Claudius Graf-Schelling an der Medienkonferenz im Kompetenzzentrum Integration der Stadt Frauenfeld. Auch die Wirtschaft ist auf gut integrierte ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Die Integrationsförderung trägt dazu bei, dass dies gelingt.

Deshalb investieren der Kanton Thurgau und seine Gemeinden seit 2014 jährlich rund 1 Million Franken in das kantonale Integrationsprogramm (KIP). Damit erfüllt der Thurgau – vorbehältlich der jährlichen Budgetbewilligung bei Kanton und Gemeinden – die Voraussetzung, um den vom Bund maximal in Aussicht gestellten Bundesbeitrag von jährlich rund 1 Million Franken an die spezifische Integrationsförderung zu erhalten. «Diese Mittel sind gut investiert», zeigte sich Regierungspräsident Graf-Schelling überzeugt. «Eine erfolgreiche Integration hilft, Kosten zu sparen, beispielsweise im Sozialbereich. Damit dies gelingt, braucht es alle drei Ebenen. Darum ist die Integrationsförderung als Verbundaufgabe von Bund, Kanton und Gemeinden im Ausländergesetz AuG (Art. 53) geregelt.»

Monatlich 210 Neue
«Integration ist ein Dauerauftrag für alle», betonte auch Camillus Guhl, Leiter des kantonalen Migrationsamtes. «Sie setzt den Willen der Zugewanderten voraus, ebenso die Offenheit der Thurgauer Bevölkerung.» Seit Januar 2014 sind im Durchschnitt monatlich 210 ausländische Personen in den Thurgau zugezogen. Die Zuwanderung erfolgt zur Hauptsache aus den EU-Ländern. «Längerfristig und rechtmässig anwesende Migrantinnen und Migranten müssen am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben teilhaben können, sonst fällt unsere Gesellschaft auseinander», unterstrich Guhl.

Die Integrationsförderung ist primär eine Aufgabe der so genannten Regelstrukturen: der Schulen, der Berufsbildung und der Arbeitswelt. Sondermassnahmen sind zu vermeiden, da sie der Ausgrenzung Vorschub leisten. Wo sie aber helfen, den Zugang zu den Regelstrukturen zu ebnen, sind sie gerechtfertigt. Solche Sondermassnahmen sind in der «spezifischen Integrationsförderung» definiert.

Acht Förderbereiche
Diese richtet der Bund per 2014 neu aus und unterstützt sie im Rahmen umfassender Integrationsprogramme mit dem Ziel, die Integrationsförderung in den Kantonen nachhaltig weiterzuentwickeln. Dabei schreibt er acht Förderbereiche vor: Information, Beratung, Schutz vor Diskriminierung, Sprache, Frühe Förderung, Arbeitsmarktfähigkeit, interkulturelles Dolmetschen und soziale Integration. Innerhalb derselben gewährt er den Kantonen Spielraum für individuelle Schwerpunktsetzungen.

Oliver Lind, Integrationsdelegierter und Leiter der kantonalen Fachstelle Integration, wies darauf hin, dass das Integrationsprogramm des Kantons Thurgau (KIP) 2014-2017 aufgrund eines breit abgestützten Prozesses erarbeitet wurde. Es umfasst eine Vielzahl von Projekten und Vorhaben, die an das erste Integrationsprogramm 2008-2013 anknüpfen. Teilweise werden sie bereits umgesetzt, teilweise sind sie erst geplant. Die kantonale Fachstelle Integration koordiniert die Umsetzung der Projekte.

Kompetenzzentren sind wichtig
Wichtiger Bestandteil des Thurgauer KIP 2014-2017 sind die Kompetenzzentren Integration. Dort erhalten Migrantinnen und Migranten niederschwellige Beratung zur Alltagsbewältigung, zum Deutscherwerb sowie zur beruflichen und sozialen Integration. Politische Gemeinden, Schulgemeinden und private Anbieter (zum Beispiel Firmen mit einer hohen Anzahl an ausländischen Angestellten) erhalten Unterstützung zu Projektvorhaben und zur Zielgruppenerreichung. «Mit den bereits bestehenden Kompetenzzentren in Frauenfeld und Kreuzlingen haben wir neue Leistungsverträge abschliessen können. Ebenso mit der Gemeinde Sirnach, die im Sommer 2014 ein neues Kompetenzzentrum eröffnet hat», informierte Lind. Ziel ist es, dass bis Ende 2017 jeder Bezirk des Thurgaus über ein solches Zentrum verfügt. So ist per Jahr 2015 auch in der Gemeinde Weinfelden ein Kompetenzzentrum geplant.

Das Kompetenzzentrum Integration der Stadt Frauenfeld existiert seit dem Jahr 2001. Neben den genannten Beratungen werden dort auch niederschwellige Deutschkurse angeboten. Die Zielgruppen dieser Kurse bilden Migrantinnen und Migranten mit wenig Einkommen, mit geringer Schulbildung sowie Eltern von Kindern im Vorschulalter und schulpflichtigen Kindern. In Zusammenarbeit mit dem HEKS in Amriswil und der Sekundarschule Romanshorn finden auch Intensivkurse für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen statt. Markus Kutter, Leiter des Amtes für Gesellschaft und Integration, wo das Kompetenzzentrum Integration der Stadt Frauenfeld angesiedelt ist: «Mit diesen Kursen sollen die Chancengleichheit und die Handlungsfähigkeit der Ausländerinnen und Ausländer gestärkt werden».

Die Deutsch-Integrationskurse sollen ausgebaut werden, damit jede Region im Kanton Thurgau über ein niederschwelliges und qualitativ gutes Angebot verfügt. Dies ist ebenfalls ein wichtiger Förderschwerpunkt im Thurgauer KIP 2014-2017. Um den Ausbau zu steuern, hat die kantonale Fachstelle Integration im Juli 2014 das kantonale Rahmenkonzept für Deutsch-Integrationskurse publiziert. Markus Kutter ist überzeugt, dass das KIP die Zusammenarbeit von Kanton und Gemeinden optimiert.

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