Angebot der Lehrgänge für die Berufsmaturität wird ausgebaut
Frauenfeld – Der Regierungsrat des Kantons Thurgau hat beschlossen, das Angebot der Berufsmaturitätslehrgänge auszubauen. Neu sollen alle Ausrichtungen gemäss Rahmenlehrplan für die Berufsmaturität, der vom Bund auf Januar 2013 erlassen wurde, an den kantonalen Bildungszentren in Weinfelden (BZW) sowie Frauenfeld (BZT) geführt werden. Damit soll der Wirtschafts- und Bildungsstandort Thurgau gestärkt werden. Daraus entstehen nach dem Vollausbau ab dem Jahr 2018 jährliche Kosten von rund 190 00 Franken.
Die Berufsmaturität (BM) verbindet die berufliche Grundbildung mit einer erweiterten Allgemeinbildung. Sie ermöglicht Jugendlichen neben einem Abschluss in einer drei- oder vierjährigen Berufslehre den prüfungsfreien Zugang zu einer Fachhochschule. Seit der Einführung im Jahr 1994 entwickelte sich die Berufsmaturität sehr gut und ist heute im Hochschulbereich anerkannt.
2013 verfügten rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung im Erwerbsalter über eine gymnasiale Maturität und rund 14 Prozent über eine Berufsmaturität. Im Kanton Thurgau liegen die Werte für die Maturität unter und für die Berufsmaturität mit 15,6 Prozent leicht über dem Durchschnitt. Gemäss den Richtlinien des Regierungsrates soll die Quote der beruflichen und der gymnasialen Maturität moderat gesteigert werden. Eine noch bessere Berufsausbildung wird als wirksame Massnahme gegen den Fachkräftemangel betrachtet.
Im Dezember 2012 wurde vom Bund ein einheitlicher Rahmenlehrplan für alle Berufsmaturitätsgänge erlassen und auf Anfang 2013 in Kraft gesetzt. Damit werden die bestehenden Rahmenlehrpläne für die technische, gestalterische, gewerbliche, kaufmännische, naturwissenschaftliche sowie gesundheitliche und soziale Richtung ersetzt. Gleichzeitig werden die Berufsfachschulen verpflichtet, ihre Lehrpläne zu überarbeiten und vom Bund anerkennen zu lassen.
Bisher werden im Kanton Thurgau drei BM-Lehrgänge geführt, nämlich technische, kaufmännische sowie gesundheitliche und soziale Richtung. Lernende anderer BM-Richtungen müssen ausserkantonal zugewiesen werden. Im Jahr 2013 besuchten 804 Schülerinnen und Schüler einen BM-Unterricht an einer Thurgauer Berufsfachschule. Dazu kommen noch rund 265 Schülerinnen und Schüler in Ausbildungen mit integrierter Berufsmaturität an der Kantonsschule Frauenfeld (Handelsmittelschule HMS und Informatikmittelschule IMS) sowie an der Mediamatiker-Ausbildung an der SBW Neue Medien AG in Romanshorn.
Um die neuen Bundesvorschriften umzusetzen, beantragten das Bildungszentrum für Technik (BZT) in Frauenfeld sowie das Bildungszentrum für Wirtschaft in Weinfelden (BZW), dass neu alle Ausrichtungen im Kanton geführt werden. Damit sollen keine Lernenden mehr BM-Unterricht an ausserkantonalen Berufsfachschulen absolvieren müssen. Zudem sollen dem Kanton keine hohen Beitragszahlungen mehr erwachsen. Der Regierungsrat hat dem entsprochen. Die kantonalen Verordnungen über die Berufsbildung und die Berufsmaturität werden mit Wirkung ab Schuljahr 2015/2016 entsprechend ergänzt.
Am BZW in Weinfelden werden ab dem Schuljahr 2015/2016 neben den bisherigen Berufsmaturitäts-Angeboten folgende Ausrichtungen zusätzlich geführt: Wirtschaft und Dienstleistungen, Typ Dienstleistungen, Gesundheit und Soziales, lehrbegleitend, sowie die Ausrichtung Gestaltung und Kunst, in Kombination mit der Ausrichtung Gesundheit und Soziales, lehr- und berufsbegleitend. Am BZT wird neu die Ausrichtung Natur, Landschaft und Lebensmittel (einjähriger Lehrgang) angeboten.
Angesichts der Bemühungen um einen ausgeglichenen Staatshaushalt hat der Regierungsrat beschlossen, die Umsetzung in Etappen zu realisieren. Dadurch entstehen im Jahr 2015 Mehrkosten von 26 300 Franken, bei Vollausbau ab 2018 von 189 000 Franken. Diese Mehrkosten werden departementsintern kompensiert, damit das Budget 2015 und der Finanzplan 2016 bis 2018 eingehalten werden können. Mit verhältnismässig beschränkten zusätzlichen Mitteln sollte es so möglich sein, den Wirtschafts- und Bildungsstandort Thurgau zu stärken. Von den Berufsverbänden werden die Massnahmen begrüsst.