Erwartungen der Thurgauer Industrie bleiben verhalten zuversichtlich
Frauenfeld – Die Thurgauer Industrie meldet nach wie vor mehrheitlich eine befriedigende Geschäftslage. Im dritten Quartal 2014 verspürten die Betriebe allerdings auf den Exportmärkten verstärkt Gegenwind. Die Bauwirtschaft verliert auf hohen Niveau etwas an Schwung.
Gemäss der soeben erschienenen Ausgabe des «Thurgauer Wirtschaftsbarometers», der vom Kanton Thurgau, der Thurgauer Kantonalbank und der Industrie- und Handelskammer Thurgau gemeinsam getragen wird, schätzten die Thurgauer Industriebetriebe ihre Geschäftslage Anfang Oktober 2014 ähnlich ein wie drei Monate zuvor. Der mit Abstand grösste Teil der Betriebe (73 %) meldete eine befriedigende Geschäftslage. Unter den übrigen überwogen leicht die Betriebe, die von einer guten Geschäftslage sprachen (16 %, gegenüber 11 % «Schlecht»-Meldungen).
Zu wenige Aufträge aus dem Ausland
Die Industrieproduktion bildete sich im dritten Quartal zunächst zurück, zog zuletzt allerdings wieder an. Die Bestellungen gingen etwas spärlicher ein, im September lag der Auftragseingang ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Nach wie vor kämpfen die Betriebe deshalb mit unzureichend gefüllten Auftragsbüchern. Besonders ausgeprägt gilt dies beim Auftragsbestand aus dem Ausland.
Kühlerer Wind auf den Exportmärkten
Die Thurgauer Exportwirtschaft verspürte im dritten Quartal verstärkt Gegenwind. Mit einem Minus von 7,1 Prozent gingen die Exporte deutlicher zurück als im zweiten Quartal (-1,2 %). Die Abkühlung erfasste alle grösseren Branchen mit Ausnahme der Nahrungsmittelindustrie, welche ihren Auslandsabsatz um zehn Prozent steigerte. Gedrückt wurde das Thurgauer Exportergebnis im dritten Quartal vor allem durch Minderausfuhren in den EU-Raum (-12 %), aber auch in den Schwellen- und Transformationsländern wurde weniger abgesetzt. Ungebrochen positiv entwickelten sich demgegenüber die Exporte in die USA und nach Kanada.
Dank der Exporterfolge im ersten Quartal ergab sich für den Zeitraum Januar bis September 2014 ein nur moderater Rückgang der Exporte von -0,8 Prozent. Ausser der Fahrzeugbranche und der Metallindustrie führten alle grösseren Branchen mehr aus als im Vorjahr. Besonders der Maschinenbau und die Präzisionsinstrumentensparte behaupteten sich erfolgreich auf den ausländischen Märkten. Im Dreivierteljahr 2014 verlief der Absatz vor allem im EU-Raum schleppend (-3 %), insbesondere in Frankreich und den südlichen Ländern. Demgegenüber erwies sich der Export nach Deutschland mit einem Plus von acht Prozent als robust.
Verhaltene Zuversicht
Die Erwartungen der Thurgauer Industriebetriebe für das vierte Quartal sind verhalten zuversichtlich. Im Vergleich zur Befragung vor drei Monaten fallen die Zukunftseinschätzungen aber klar gedämpfter aus. 30 Prozent der Thurgauer Industriebetriebe gehen für das Schlussquartal 2014 von lebhafteren Auftragseingängen aus, 10 Prozent rechnen mit Einbussen. Produktion und Vorprodukteeinkauf sollen gesteigert, der Personalbestand jedoch eher zurückgefahren werden. Für den weiteren Zeithorizont von sechs Monaten sind die Unternehmen skeptischer, Positiv- und Negativeinschätzungen halten sich hier die Waage.
Bau verliert an Schwung
Die Thurgauer Bauwirtschaft läuft nach wie vor lebhaft. Anfang Oktober 2014 beurteilten die Betriebe ihre Geschäftslage jedoch deutlich zurückhaltender als drei Monate zuvor. Im Juli hatten 60 Prozent der Baufirmen ihre Geschäftslage als gut eingestuft, im Oktober waren es noch 44 Prozent. Im Gegenzug erhöhte sich der Anteil der «Schlecht»-Meldungen von 3 Prozent auf 9 Prozent. Im dritten Quartal waren sowohl die Bautätigkeit als auch die Nachfrage leicht rückläufig. Erstmals seit fast zwei Jahren wurde der Auftragsbestand nicht mehr als gross bezeichnet. Die Betriebe gehen davon aus, dass sich die Bautätigkeit im vierten Quartal in ruhigeren Bahnen bewegen wird. Die Nachfrage dürfte ebenfalls leicht nachlassen. In diesem Umfeld rechnen die Betriebe mit einem verschärften Preisdruck und niedrigeren Erträgen.
Detailhandel tritt an Ort
Die Thurgauer Detailhändler beurteilten ihre Geschäftslage Anfang Oktober 2014 als befriedigend. Für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft äussern sie sich recht zuversichtlich, für den längeren Horizont von sechs Monaten jedoch vorsichtig: 16 Prozent der Betriebe rechnen mit einer besseren, 20 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage.
Die Arbeitsmarktkontrollen effizient und korrekt durchführen
Die November-Ausgabe des Thurgauer Wirtschaftsbarometers beleuchtet zudem die Flankierenden Massnahmen, mit denen der Bund Erwerbstätige vor der missbräuchlichen Unterschreitung der in der Schweiz geltenden Lohn- und Arbeitsbedingungen schützen will. Im Kanton Thurgau ist das Amt für Wirtschaft und Arbeit für deren Vollzug zuständig. Gemäss Hermann Schnyder, Leiter des Bereichs Arbeitsmarktaufsicht des kantonalen Arbeitsinspektorats, ist die Kontrolldichte im Kanton höher als vom Bund gefordert.