Autorennen in der Primarschule
Kreuzlingen – Die Pädagogische Maturitätsschule Kreuzlingen hat sich auch die Förderung der Naturwissenschaften auf die Fahnen geschrieben. Beim Praktikum der Viertklässler profitierten Primarschüler von diesem Engagement.
Im Schulhaus Auholz in Sulgen geht es diesen Dienstag Vormittag lustig zu. Durch die Flure flitzen Automodelle. Die Schüler wetteifern um das schnellste Modell – und das nicht einmal zum Spass: Die 5. und 6. Klasse hat Energie-Unterricht bei den Praktikantinnen Jasmin Hochreutener, Carole Bieri und Salome Frei. Die drei Schülerinnen stehen kurz vor ihrem Abschluss an der PMS und probieren einmal mehr aus, wie sich die Arbeit als Pädagoge praktisch darstellt. Nur Carole ist jetzt schon davon überzeugt, dass Lehrerin für sie der richtige Beruf ist. «Ich gehe nach der Matura an die Hotelfachschule», sagt Jasmin dagegen. «Aber ich gebe hier natürlich trotzdem mein Bestes.» Das dreiwöchige Praktikum hat allen drei Schülerinnen Freude gemacht. «Die Kinder machen gut mit», meint Salome. «Und hier Unterricht zu geben, ist auch für uns eine schöne Abwechslung», ergänzt Carole.
Die Praktikantinnen haben ganz spezielle Lektionen mit nach Sulgen gebracht. In ihrem Physik-Unterricht in Kreuzlingen haben sie gemeinsam mit ihren Lehrern ein Projekt erarbeitet, das den Primarschülern ein grundsätzliches Verständnis für das Thema «Energie» vermitteln soll. Innerhalb von drei Wochen hat jedes Kind ein kleines Fahrzeug gebastelt, das es zur Krönung mit einem Elektromotor ausstatten durfte. Anhand dieses Flitzers konnten die Schüler – wortwörtlich – begreifen, was die Stellung der Achse mit dem Kurvenverhalten zu tun hat, was die Geschwindigkeit beeinflusst, was Reibungsverluste bedeuten. «Anfangs war es schon seltsam mit dem neuen Unterricht», meint ein Fünftklässler. «Aber seit wir den Motor eingebaut haben, ist es echt cool.» Natürlich ist nicht alles «cool». Auch die Nachwuchswissenschaftler müssen ihre Experimente fachgerecht protokollieren. Sie lernen, die Aufgabenstellung niederzuschrieben, ihre Vermutung zu formulieren und schliesslich nach erfolgtem Experiment über ihre Erkenntnisse zu berichten.
Die Lehrer der 5. und 6. Klasse, Ueli Schoch und Barbara Steffen, halten sich während der Arbeit der Praktikantinnen im Hintergrund. «Einerseits bedeutet die Betreuung von Praktikanten eine Mehrbelastung», so Ueli Schoch. «Andererseits ist es sehr interessant, die Klasse für einmal als Aussenstehender zu beobachten. Man hat einen anderen Blickwinkel.» Auch Barbara Steffen hält das Praktikum für sehr bereichernd. «Zum einen hören wir, wie unsere Schüler auf andere Lehrpersonen wirken. Zum anderen ist zu merken, wie sehr die Kinder die zusätzlichen Ansprechpartner geniessen.» Mit rund 18 Kindern sind die Klassen im Schulhaus Auholz ohnehin nicht sehr gross. Kümmern sich drei Pädagogen um diese Gruppe, bekommt jeder Einzelne viel Aufmerksamkeit. Dass das Praktikum der PMS-Schülerinnen den Schwerpunkt Realien hat, ist für Ueli Schoch besonders wertvoll. «Die Naturwissenschaften könnten in der Primarschule noch mehr Beachtung finden», meint er. «Wir wollen ja der Sekundarschule nicht vorgreifen, aber doch wenigstens das Interesse für wissenschaftliche Zusammenhänge wecken. Das Angebot der PMS mit dem Konzept und den Arbeitsmaterialen ist deshalb grossartig.»
An der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen erwerben die Schülerinnen und Schüler eine gymnasiale Maturität, die den Zugang zu den Hochschulen und Universitäten ermöglicht. Dazu absolvieren sie das erste Jahr der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung, so dass sie die Ausbildung zur Kindergärtnerin oder zur Primarlehrerin an der Pädagogischen Hochschule in Kreuzlingen innerhalb von zwei Jahren abschliessen können. Die Praktika während der Schulzeit an der PMS geben einen Einblick in die Alltagsarbeit einer Lehrperson. Damit lässt sich früh ermessen, ob der Beruf den eigenen Fähigkeiten entspricht.
Nähere Infos unter www.pmstg.ch