Harmonisches Podiumsgespräch
Bottighofen – Was entsteht, wenn ein SVP-Kandidat mit einem Sozialdemokraten und zwei Liberalen diskutiert? Die Antwort lautet: grösstenteils Einigkeit – sofern es um das Amt des Kreuzlinger Schulpräsidenten geht.

David Blatter, Michael Stahl, René Zweifel und Silvano Castioni (v.l.) kandidieren für das Amt des Kreuzlinger Schulpräsidenten. Am Dienstagabend stellten sie sich in Bottighofen auch den Fragen aus dem Publikum. (Bild: sb)
Am Dienstagabend trafen die vier Kandidaten für das Amt des Schulpräsidenten erstmals auch als Podiumsteilnehmer aufeinander. Die Parteizugehörigkeit von Noch-Stadtrat David Blatter (SVP), dem ehemaligen Kreuzlinger Stadtschreiber Silvano Castioni (SP), dem Betriebsökonomen und Schulbehördenmitglied Michael Stahl (FDP) und René Zweifel, Schulleiter des Pestalozzi (FDP, wird aber nicht unterstützt), spielte dabei eine eher kleine Rolle.
Wenn sie nicht die gleiche Meinung hatten, dann vertraten die vier einen ähnlichen Standpunkt mit kleinen Unterschieden. Thema familienergänzende Massnahmen: Alle waren sich einig, dass eine Schule mit Tagesstruktur weiter verfolgt werden müsse. Woher das Geld dafür nicht kommen soll, war aber nur dem Sozialdemokraten Castioni klar: Mehrkosten dürfen nicht sofort auf Eltern abgewälzt werden, befand er.
Kurs weiter verfolgen
«Relativ gut», nannte Castioni die Schulfinanzen, «aber kein Grund für eine Steuersenkung.» Zweifel hingegen fand die Worte «ausserordentlich gesund» und machte mit einem Zitat des Schulpräsidenten Jürg Schenkel klar, das bezüglich Sparen fast kein Spielraum mehr vorhanden ist: «Die Zitrone ist ausgepresst.» Wenn sparen, da waren sich wieder alle einig, dann nicht zulasten der Bildungsqualität. Alle vier sind der Meinung, dass die Schule gut da steht. Sie wollen den von Schulpräsident Jürg Schenkel eingeschlagenen Kurs weiterfahren.
Die Fragen und Anmerkungen von Moderator Urs Brüschweiler waren indes stets pointiert und fundiert. Einmal zielte er auf die eher «auffälligen» Ideen – Schuluniformen, Ausgehsperre, Dresscode – des Schulpräsidenten in der Vergangenheit. Auch damit konnte er die traute Einigkeit seiner Podiumsteilnehmer nicht brechen. Es sei am sinnvollsten, sich über Letzteres Gedanken zu machen, so deren Tenor.
Stahl und Zweifel vorn
Im Verlaufe des Gesprächs fiel auf, dass Zweifel sich am Besten mit schulischen Themen auskennt. Egal ob es um die Autonomie der Schule gegenüber Vorgaben des Bundes oder des Kantons ging oder um den Lehrplan 21: Stahl steht ihm dabei in fast nichts nach. Zum Thema Schwimmbad Egelsee waren die Beiträge der beiden Liberalen am Klarsten. «Wenn finanziell tragbar, dann weiterführen», sagte etwa Stahl. Sollte ein Sparkurs nötig werden, könnten allerdings solche nicht zu den Kernaufgaben einer Schule gehörenden Ausgaben als erstes dem Rotstift zum Opfer fallen.
Kleine Unterschiede
Einer Frage aus dem Publikum – «Wie weiter mit dem Lernatelier?» – begegnete Zweifel am detailliertesten. Castioni nutzte dieses Thema, um sich zu positionieren: Das Lernatelier solle seiner Meinung nichts zusätzlich kosten und über den Schulhaushalt gedeckt sein. «Was nichts kostet, ist nichts wert», befand hingegen Stahl. «Eltern sollen zuzahlen», war Blatters Meinung.
Castioni schaffte es sogar an einer Stelle, mit Unwissenheit Sympathie beim Publikum zu erzeugen. Bei der Frage zum altersdurchmischten Lernen in der Sekundarstufe punktete er mit einem entwaffnenden «Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.»
Fürs Publikum gab’s indes auch Neuigkeiten zu erfahren: Das Thema Volksschulgemeinde ist vom Tisch, berichteten Stahl und Zweifel. Ein Thema, dass auch keiner der potentiellen Schulpräsidenten nach der Wahl wieder aufgreifen will – wenigstens in absehbarer Zeit.
Angesichts der Harmonie auf der Bühne war es gut, dass Moderator Brüschweiler es nicht unterliess, die Kandidaten auf Schwachstellen in ihrer Biographie anzusprechen.
«Holperer» in ihrer Vita
Stahl musste sein junges Alter verteidigen und tat dies gut mit dem Verweis auf seinen Leistungsausweis. Dass Zweifel als ehemaliger Lehrer Präsident werden will, ist nicht ungewöhnlich – es ohne Unterstützung der Partei zu tun, schon. Seine (Führungs-)Erfahrung wiege das auf, so Zweifel. Castioni quittierte einst den Job als Stadtschreiber, Insider wissen von Querelen mit Stadtpräsident Netzle im Hintergrund. «An mir soll’s nicht liegen», antwortete er auf die Frage, wie eine mögliche Zusammenarbeit zwischen ihm und Netzle aussehen könnte. «Dazu braucht es jedoch zwei. Aber man muss ja nicht gleich heiraten.»
In dieser Hinsicht besser passen würde Vize-Stadtammann Blatter. Er wollte der Politik ursprünglich den Rücken kehren. «Ich sagte, ich wolle mich nach einer neuen Tätigkeit umsehen», relativierte dieser. Das Schulpräsidium passe, denn er verstehe sich als Dienstleister.