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Mit Jan Hus ins zweite Konziljahr

Konstanz – Im zweiten Themenjahr des Jubiläums «600 Jahre Konstanzer Konzil 2014 – 2018» steht der böhmische Reformator Jan Hus im Mittelpunkt. Zu seinem 600. Todestag im «Jahr der Gerechtigkeit» 2015, öffnen sich die Schauplätze des Konzils für die Gäste der Stadt. Bei neuen Führungen werden auch bisher unzugängliche Orte zum Thema. Mit Strassentheater, einem Festival mit Mittelaltermusik, Kunstprojekten und Ausstellungen macht die Konzilstadt Lust, sich auf ungewöhnlichen Wegen mit der Vergangenheit zu beschäftigen. (PR2, Petra Reinmöller)

Hieronymus von Prag führt durch Konstanz. Jeden zweiten Freitag werden Besucher auf eine inszenierte Zeitreise mitgenommen. (Bild: Katja Angermaier)

Hieronymus von Prag führt durch Konstanz. Jeden zweiten Freitag werden Besucher auf eine inszenierte Zeitreise mitgenommen. (Bild: Katja Angermaier)

Hus wurde am 6. Juli 1415 vor den Toren von Konstanz als Ketzer verbrannt. Es ist eines der dunkelsten Kapitel der Konzilgeschichte.

Mit Zeitzeugen ins Mittelalter eintauchen
Sobald der Konstanzer Konzilspezialist Henry Gerlach seinen mittelalterlichen Hut aufsetzt, ist er nicht mehr er selbst. Er schlüpft dann in die Rolle des Hus-Weggefährten Hieronymus von Prag und führt als solcher durch die Stadt. Jeden zweiten Freitag nimmt er Besucher unter dem Titel «Jan Hus – Heiliger oder Ketzer?» mit auf seine inszenierte Zeitreise ins Jahr 1415. Er beginnt am Konstanzer Hus-Museum, einem Fachwerkhaus am mittelalterlichen Schnetztor. Das Haus wurde lange Zeit für die Herberge von Jan Hus gehalten, 2014 wurde die Dauerausstellung ganz neu gestaltet. Bei einem «Ketzertest» am Multimedia-Tisch können Besucher prüfen, ob sie mit ihren Ansichten im Mittelalter in Schwierigkeiten gekommen wären.
Gedenkstätten, Herbergen und ein Kloster

Eine weitere Station ist das ehemalige Dominikanerkloster, in dem Jan Hus in Kerkerhaft sass. Seit mehr als 100 Jahren ist hier das luxuriöse Inselhotel untergebracht, Hus Zelle ist inzwischen eine Hochzeitssuite. Besucht wird mit dem Münster auch die ehemalige Bischofskirche der Stadt, hier wurde Hus vom Konzil verurteilt. Ausserdem geht es zum Hussenstein im Konstanzer Stadtteil Paradies, der Gedenkstein ist eine viel besuchte Pilgerstätte für vor allem tschechische Hus-Reisende. Er soll die Hinrichtungsstelle des böhmischen Reformators markieren.

Originalschauplätze neu entdecken
Unter dem Titel «Schauplatz Konzilstadt» werden 2015 Führungen zu geschichtsträchtigen Orten angeboten, die bisher nicht regelmässig für Touristen offen standen. So ist es jetzt möglich, den Dachstuhl des 1388 direkt am Hafen errichteten Kaufhauses zu erkunden. In dem Kaufhaus fand zur Konzilzeit die einzige rechtmässige Papstwahl nördlich der Alpen statt, die es jemals gegeben hat. Spezialtouren durchs Münster beschäftigen sich mit der symbolträchtigen sakralen Kunst des Mittelalters. Und auch das Haus zum Delphin, einst Herberge des Hieronymus von Prag, kann nun regelmässig besichtigt werden.

Eine Stadt voller Kunst und Handwerk
Im Sommer und Herbst 2015 haben Gäste der Stadt darüber hinaus gleich mehrfach die Gelegenheit, eine volle Packung Kultur, Kunst und Konzerte zu erleben. Eine Woche lang, vom 8. bis 14. Juni 2015, wird Konstanz zur HandWerkStadt. In 15 eigens als Werkstätten eingerichteten Hütten zeigen Meister ihres Fachs an der Hafenmole ihr althergebrachtes, handwerkliches Können. Die «Taborer Wochen» vom 28. Juni bis zum 12. Juli laden nicht nur zur Gedenkstunde (3. Juli) und zum internationalen ökumenischen Gottesdienst (6. Juli) ein, sie bieten auch ein umfangreiches deutsch-tschechisches Kulturprogramm. Der Kunstverein Konstanz präsentiert in Konstanz und Kreuzlingen vom 23. Mai bis 30. August das Kunstprojekt Meeting Point. Über den Sommer setzen sich über ein Dutzend internationale Künstler in Konstanz mit der Geschichte des Konzils auseinander setzten.

Alte Musik und frische Veranstaltungen
Unter dem Titel «Störfälle» überraschen im Juli 2015 Theater-Aktionen auf den Strassen und Plätzen von Konstanz und dem benachbarten, schweizerischen Kreuzlingen geben. Die Theatermacher planen ihre Aufführungen als «kreativen Sand im Getriebe von Mainstream und Zeitgeist». Im Herbst werden die Schauplätze des Konzils zu Konzertsälen. In Kooperation mit dem SWR findet vom 1. bis 4. Oktober bereits zum zweiten Mal das Musikfestival «Europäische Avantgarde um 1400» statt, bei dem höfische, geistliche und weltliche Musik der Zeit des Konstanzer Konzils im passenden Rahmen zu hören ist.

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