Über 50 Millionen Euro für grenzüberschreitende Projekte
Friedrichshafen – Vertreter der am Interreg-Programm Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein beteiligten Regionen haben den Startschuss für die fünfte Förderperiode gegeben. Zweck des grenzüberschreitenden Förderprogramms ist es, grenzbedingte Hindernisse zu reduzieren und gemeinsame Ziele zu erreichen. Für entsprechende Projekte stehen mehr Gelder zur Verfügung als in der letzten Förderperiode.

V.l. Botschafter Dr. Eric Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung im Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Regierungsrat Dr. Jakob Stark, Präsident der Ostschweizer Regierungskonferenz. (Bild: IDTG)
Gemächlich tuckert das Forschungsschiff Kormoran über den Bodensee und vermisst mit seinem hochmodernen Fächerecholot den Seegrund in bisher nicht erreichter Genauigkeit. Nicht weit vom Ufer entfernt prüft derweil ein Mitarbeiter des landwirtschaftlichen Beratungszentrums eine Insektenfalle am Rand einer Beerenkultur. Seine Kontrollen sollen bei der Entwicklung von Massnahmen zur Bekämpfung der Kirschessigfliege helfen, die den Obst- und Beerenproduzenten in der Region zunehmend zu schaffen macht. Beobachtet wird er dabei aus dem vorbeifahrenden Zug von einer Touristin aus Berlin, die mit der Tageskarte Euregio Bodensee vom deutschen Bodenseeufer aus einen Ausflug in die Stiftsbibliothek St.Gallen macht.
Obwohl die drei geschilderten Episoden vordergründig nichts miteinander zu tun haben, teilen sie doch eine Gemeinsamkeit: Alle sind Bestandteil oder Ergebnis von Projekten des grenzüberschreitenden Interreg-Förderprogramms Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein, an dem neben den neun involvierten Schweizer Kantonen auch Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg und das Fürstentum Liechtenstein beteiligt sind.
Offizieller Programmstart
Am Montag war mit einer Auftaktveranstaltung im Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen das Programm in seine fünfte, bis zum Jahr 2020 dauernde Förderperiode gestartet. In seiner Funktion als Präsident der Ostschweizer Regierungskonferenz betonte der Thurgauer Regierungsrat Jakob Stark bei seiner Ansprache, dass den beteiligten Kantonen gute grenzüberschreitende Beziehungen zu den Nachbarn ein grosses Anliegen sei. Die Tatsache, dass alle Kantone mit eigenen Mitteln zu den Interreg-Fördergeldern beitragen würden, unterstreiche dies.
Mit dem Auftakt endet die gut dreijährige Vorbereitungsphase, in der die beteiligten Staaten das neue Programm erarbeitet haben. In intensivem Austausch und unter Einbindung interessierter regionaler Akteure wurden dabei diejenigen Bereiche herausgearbeitet, die grenzüberschreitend das grösste Kooperationspotential besitzen. Entsprechend ist die Programmstrategie nun konkreter ausgefallen als in der vorangehenden Förderperiode. Die finanziellen Mittel werden insbesondere für die Bereiche Forschung und Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sowie Umwelt und zivilgesellschaftliches Engagement von Bürgerinnen und Bürgern über die Grenzen hinweg eingesetzt. Auf Schweizer Seite wird zudem die Projektadministration vereinfacht, so dass die Projektpartner künftig noch mehr Zeit direkt für die Umsetzung ihrer Vorhaben einsetzen können.
Deutlich höhere Fördermittel
Die augenfälligste Änderung im Vergleich zur vorangehenden Förderperiode sind die deutlich höheren Fördermittel des Programms. In den nächsten sechs Jahren stehen im gesamten Programmgebiet, das beidseits des Rheins vom Kanton Graubünden bis vor die Tore Basels reicht, gut 50 Millionen Euro für grenzüberschreitende Projekte zur Verfügung. Dies entspricht einer Steigerung von rund 60 Prozent. Den Löwenanteil davon machen allerdings die zusätzlichen Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung aus, die den Projektpartnern aus den EU-Mitgliedstaaten zugutekommen. Doch auch auf Schweizer Seite stehen mit den 14,7 Millionen Franken, die der Bund und die beteiligten Kantone bereitstellen, etwas mehr Fördermittel zur Verfügung. Verantwortlich für die Erhöhung ist der Bund, der seinen Beitrag im Einklang mit seinen aussenpolitischen Prioritäten um gut drei Millionen Franken aufgestockt hat. «Die Nachbarländer und insbesondere die grenznahen Gebiete sind für die Schweiz äusserst bedeutsame Wirtschaftspartner, sowohl mit Blick auf die Handelsbeziehungen als auch die Direktinvestitionen. Interreg hilft mit, dieses Potenzial mittels konkreter Projekte zu nutzen», meinte Botschafter Eric Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung beim SECO, dazu.
Der Auftakt in Friedrichshafen wurde gleichzeitig zur Konstituierung der Programmgremien genutzt, so dass nun zeitnah mit der Genehmigung erster Projekte begonnen werden kann. An Ideen dafür fehlt es offenbar nicht bei den Vertretern der beteiligten Staaten sind bereits über 100 Projektvorschläge eingegangen. Weitere können jederzeit mit dem entsprechenden Formular eingereicht werden. Dieses finden Interessierte nebst detaillierten Informationen auf der Webseite des Programms (www.interreg.org).