/// Rubrik: Stadtleben

«Streit ist das A und O in der Politik»

Kreuzlingen – Am Podium zu den Stadtratswahlen positionierten sich Herausforderer und Bisherige. Zu hören gab’s teils Altbekanntes, aber auch Neues – und einige markige Sprüche. Vor allem Newcomer Chris Faschon tanzte aus der Reihe.

Bis auf Jost Rüegg (5.v.l.) kandidieren alle für den Stadtrat: (v.l.) Mirko Spada (parteilos), Fabian Neuweiler (SVP), Chris Faschon (parteilos), Thomas Beringer (EVP), Ernst Zülle (CVP), Dorena Raggenbass (parteilos) und Barbara Kern (SP). Ganz rechts: Stadtammann Andreas Netzle (parteilos). (Bild: Stefan Böker)

Bis auf Jost Rüegg (5.v.l.) kandidieren alle für den Stadtrat: (v.l.) Mirko Spada (parteilos), Fabian Neuweiler (SVP), Chris Faschon (parteilos), Thomas Beringer (EVP), Ernst Zülle (CVP), Dorena Raggenbass (parteilos) und Barbara Kern (SP). Ganz rechts: Stadtammann Andreas Netzle (parteilos). (Bild: Stefan Böker)

Stadtammann Andreas Netzle wurde von Moderator Jost Rüegg und auch aus dem Publikum auf das Stadthaus angesprochen. Die Frage, welche Schlüsse er aus dem «Schwimmhallen-Debakel» gezogen habe und was er zukünftig anders machen wolle, konnte er aber nicht zur Zufriedenheit der Fragesteller beantworten. «Die Variante Bärenplatz ist die beste Lösung», ist er überzeugt. Zu seiner Person sagte er: «Ich bin seit acht Jahren Stadtammann. Sie kennen meine Stärken und Schwächen.» Sein Slogan «Erfahren, engagiert, eigenständig», gelte.
Stadträtin Barbara Kern (SP) wurde während des Podiums am wenigsten gefordert. Von den rund hundert Personen im Publikum kam keine Frage an sie. Kern kann die Einführung eines Jobcoachs als Erfolg vorweisen. Eines ihrer Ziele ist es, neue Projekte für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt aufzugleisen

Kulturzentrum in der Mache
Bei Stadträtin Dorena Raggenbass ist es unter anderem die Freude an der Arbeit und am Kontakt mit den Menschen und Vereinen, die sie auch weiterhin motiviert, den aufwändigen Job als Freizeit-Chefin weiterzuführen. «Ich habe ein tolles Team unter mir», lobte sie. Raggenbass will die Zusammenarbeit mit der Schule fortführen und ein Kulturzentrum im Schiesser-Areal realisieren. «Nutzer dafür haben wir viele.»

Sein Team lobte auch Stadtrat Ernst Zülle (CVP). Er zeigt sich als motivierter Bau-Chef, der rasch Feuer in seiner neuen Aufgabe gefangen habe. Zülle will für das Stadthaus am Standort Bärenplatz kämpfen: «»Nächste Woche veröffentlichen wir ein Argumentarium. Bitte studieren Sie die Gegenüberstellung der drei Varianten genau. Es wird eine ‹gfreudige› Sache.» Eine Frage zielte nach dem Hochhauskonzept: «Das ist in der Vernehmlassung. Wir erwarten Anpassungen.» Zülle bewies, dass auch er visionäre Ideen in petto hat: «Ein Steg vom Helvetiaplatz zum Areal Klein Venedig würde Menschen nach Kreuzlingen locken.»

Geschäftsmann kontra Kultur
Thomas Beringer (EVP) sähe das Stadthaus hingegen weiterhin lieber an der Marktstrasse. «Es darf nicht ausgelagert werden. Aber ich möchte auch nichts verhindern», bekannte er. Die geplante Tiefgarage dort bezeichnete er als «gute Lösung». Im Schiesser-Areal sähe er lieber Gewerbe als «nochmal Kultur». Den Wählern empfiehlt er sich vor allem als erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Unternehmen trotz schwierigen Umfelds auf dem Boulevard behauptet.

Chris Faschon sieht den Stadtrat «als Teamsport, da verkraftet’s einen Newcomer.» Faschon empfiehlt sich als Journalist und Buchautor: «Die Kommunikation des Stadtrats muss deutlich verbessert werden. Ich weiss, wie das geht.» Nur dann entstehe ein Kreuzlinger Zusammengehörigkeitsgefühl. Dabei will er die neuen technischen Hilfsmittel nutzen. Zum Thema Hochhauskonzept gab’s markige Worte: «48 Meter ist ein netter Versuch. Warum nicht höher? Wenn verdichten, dann richtig!»

Fabian Neuweiler (SVP) zeigte Fachkenntnis bei allen Energie-Themen. Andere Strukturen bei den Technischen Betrieben (TBK), beispielsweise als AG, befürwortet er nicht. Eine neue, gemeinderätliche TBK-Kommission allerdings schon. Neuweiler warb für Streitkultur. «Im Parlament, in den Kommissionen und in der Politik ist Streit ein absolutes Muss.» Workshops findet er nur begrenzt sinnvoll, denn «es kommen immer die gleichen Leute.»

Mirko Spada outete sich als in die Stadt verliebter Lokalpatriot, der «stolz auf Kreuzlingen ist.» Er will etwas bewegen und fasste seine Motivation so zusammen: «Ich habe viele Ideen, kann Menschen zusammenbringen.» Seine Formel als Macher laute: «Nur voller Einsatz bringt auch vollen Erfolg.» Spada befürwortet das Stadthaus, weil er durch den in der Planung beinhalteten Park auf der Festwiese die Chance für eine neue Stadtmitte sieht. Beim Öffentlichen Verkehr sieht er auch Potential.

Viele Politiker im Publikum
SP-Präsident Cyrill Huber war auch zugegen und prüfte die möglichen Kandidaten für den Dienste-Sitz gegen Schluss noch auf SP-Tauglichkeit. Neuweiler zeigt sich hier ganz diplomatisch, Marschrichtungen von oben werde er befolgen. «Es sei aber wichtig, «nicht nur auf ein Pferd zu setzen». Faschon und Spada würden an der grundsätzlichen Ausrichtung nichts ändern. «Atomausstieg ist der richtige Weg», findet Faschon. Zum Thema Atomausstieg hat er radikale Ideen: «Warum nicht auf jedes Hochhaus obligatorische Solarzellen?»

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